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Carl Kaufmann


Carl Kaufmann (vorne) und Otis Davis beim Zieleinlauf des 100-Meter-Rennens bei der Olympiade in Rom 1960, Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigB 124.
Carl Kaufmann Anfang der 1960er-Jahre, Foto: Larissa Kaufmann.

Carl Kaufmann

Leichtathlet, Sänger, Lehrer, Theaterleiter, * 25. März 1936 New York/USA, † 1. September 2008 Karlsruhe, kath., ∞ 1. 1961-1975 Monika Ullmann, 3 Söhne, 2. 1981 Sabina Kowallik, 1 Tochter, 1 uneheliche Tochter (* 1970).

Seine Eltern hatten badische Wurzeln, lebten aber in New York, wo der Vater als Außenhandelskaufmann arbeitete. Bei einem Deutschlandbesuch wurde die Familie 1939 vom Kriegsausbruch überrascht und ließ sich in Karlsruhe nieder. Kaufmann legte 1957 am Bismarck-Gymnasium das Abitur ab, dem sich eine Gesangsausbildung bei der Kammersängerin Elisabeth Friedrich und am Badischen Konservatorium anschloss. 1961 erlangte er als Operettentenor die Bühnenreife.

1953 begann Kaufmann beim Karlsruher Turnverein 1846 e. V. (KTV) mit der Leichtathletik, wechselte 1954 zum Karlsruher Sport Club Mühlburg-Phönix e. V. (KSC) und errang in seiner bis 1964 dauernden Karriere als Leistungssportler über 100, 200 und 400 Meter zahlreiche Siege. Unter anderem wurde er siebenfacher Deutscher Meister über die Kurzstrecken sowie mit der 4-x-400-Meter-Staffel des KSC, er hielt über 400 Meter den Welt-, olympischen-, Europa- und deutschen Rekord mit 44,9 Sekunden, gewann Silbermedaillen bei der Europameisterschaft 1958 in der 4-x-400-Meter-Staffel und bei den Olympischen Spielen 1960 ebenfalls in der Staffel sowie im Einzelrennen. Dieses inzwischen legendäre Rennen verlor er nur durch die Zielfotografie.

Trotz Auftritten im Fernsehen und Radio sowie Gastspielen bei Theatern und Plattenaufnahmen von Schlagern ("Amor läuft mit") blieb Kaufmann der Durchbruch als Sänger versagt. Bis Ende der 1960er-Jahre konnte er den Familienunterhalt als freiberuflicher Künstler bestreiten, wechselte dann aber nach einer Sportlehrerausbildung an der Universität Karlsruhe 1970 in das Lehrfach. Er unterrichtete bis zur Pensionierung Sport, Religion und Musik.

In Karlsruhe entfaltete Kaufmann überdies ein nachhaltiges ehrenamtliches Engagement. Er war in der Waldstadt, wo er wohnte, Vorsitzender der Jungen Union, Vorstandsmitglied des Bürgervereins und Mitglied des Pfarrgemeinderats St. Hedwig. 1967 gründete er gleich zwei Einrichtungen, die bis heute existieren. Zusammen mit Traugott Bender schuf er den SSC Waldstadt, dessen 1. Vorsitzender er bis 1971 blieb, und das Amateurtheater "Die Käuze", das er bis zu seinem Tod leitete und dabei 131 Mal Regie führte. Zudem saß er im Vorstand des von der Stadt getragenen Kindertheaters Bluemix und des Landesverbands Baden-Württemberg des Bundes deutscher Amateurtheater.

Für seine Verdienste erhielt Kaufmann die goldene Plakette der Stadt Karlsruhe, das silberne Lorbeerblatt (1961) und das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1986). Das Otto-Hahn-Gymnasium verleiht seit 2004 den Charly-Kaufmann-Gedächtnispreis für herausragende leichtathletische Leistungen.

Manfred Koch 2014

Quelle

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten.

Werk

(mit Wolfgang Frohberg) Weißbuch des Fußballs Bd. II. Das moderne Konditionstraining. Ein Lehrbuch des modernen Fußballs für Sportlehrer, Trainer, Übungsleiter und Fußballer, 1967.

Literatur

Michael Dittrich/Daniel Merkel: Bel ami der Aschenbahn. Das Leben des Carl Kaufmann, Göttingen 2010.