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St. Heinrich und Kunigunde in Neureut-Kirchfeld


Kirche St. Heinrich und Kunigunde, 2008, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Erbacher 3513.

St. Heinrich und Kunigunde in Neureut-Kirchfeld

Auf dem Gebiet des heutigen Neureut (Teutschneureut, Welschneureut) lebten seit der Einführung der Reformation in Baden 1556 bzw. seit der Gründung von Welschneureut im Zuge der Ansiedlung von französischen Glaubensflüchtlingen durch Markgraf Friedrich VII. Magnus von Baden-Durlach 1699 fast ausschließlich evangelische Christen. Bis in die 1920er-Jahre wurde die dortige kleine katholische Gemeinde von der Pfarrei St. Peter und Paul in Mühlburg betreut, anschließend von der Kuratie Heilig Kreuz in Knielingen. Ab 1929 konnte das bisherige Unterlehrerzimmer in der alten Schule von Teutschneureut als Gottesdienstraum (St. Judas-Thaddäus-Kapelle) genutzt werden. Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vermehrte sich die Zahl der Katholiken in Neureut nach Kriegsende um mehrere hundert Personen, für die die kleine Judas-Thaddäus-Kapelle deutlich zu wenig Platz bot. Daher wurde ab 1948 der umgebaute Saal des ehemaligen Gasthauses Zum Lamm für die Gottesdienste genutzt. Mit dem ab 1949 begonnenen Bau der Kirchfeldsiedlung siedelte sich der größte Teil der Neureuter Katholiken in dem neuen Ortsteil an.

Mit der Verschiebung der konfessionellen Zusammensetzung der Bevölkerung trieb die Erzdiözese Freiburg 1952 nun Pläne für den Bau einer katholischen Kirche und den Aufbau einer Pfarrei in der Moldaustraße 16 in Kirchfeld voran. Mit der Bauplanung beauftragt wurde der Karlsruher Architekt und Regierungsbaumeister Hans Gäckle, alle bildhauerischen Arbeiten in der Kirche und die Gestaltung des Altars wurden Erich Lipp übertragen. Nach gut einjähriger Bauzeit konnte am 24. Dezember 1953 in St. Heinrich und Kunigunde die erste heilige Messe gefeiert werden. Im Zuge dessen wurde die Gemeinde zur Kuratie ernannt. 1956 folgte die Fertigstellung des katholischen Kindergartens, 1961 die Fertigstellung des Kirchturms und 1965 der Einbau einer Orgel. 1964 erhielt die Gemeinde den Status einer Pfarrei, womit Neureut erstmals seit mehr als 400 Jahren wieder eine eigenständige katholische Gemeinde hatte.

Am 8. Oktober 1972 vollzog Erzbischof Hermann Schäufele die Konsekration (Weihe) von St. Heinrich und Kunigunde, wobei die Reliquien der heiligen Märtyrer Urbleus und Virginia im Altartisch eingeschlossen wurden. Der 1976/77 durchgeführte Bau des Pfarrsaals vollendete den Gesamtkomplex des ersten katholischen Gemeindezentrums in Neureut.

Am 17. Januar 1988 verursachte ein von einem Einbrecher gelegtes Feuer in der Kirche einen Sachschaden von 72.000 DM. Durch das schnelle Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr Neureut nach sechs Minuten konnte ein Übergreifen der Flammen auf die Orgel verhindert werden. Im Rahmen der durch den Brand notwendig gewordenen Renovierung des Innenraums der Kirche wurden neue Kirchenfenster eingesetzt. Die von Michael Mannel entworfenen Fenster zeigen Motive aus der Genesis (linke Seite) und aus den Gleichnissen Jesu vom Reich Gottes (rechte Seite).

2004 wurden die Pfarreien St. Heinrich und Kunigunde (mit St. Judas Thaddäus) und St. Antonius (mit St. Albertus Magnus) in Eggenstein-Leopoldshafen zur Seelsorgeeinheit Karlsruhe-Hardt zusammengeführt und eine verbindliche Zusammenarbeit vereinbart. Im Rahmen der Neuorganisation der Kirchengemeinden im Erzbistum Freiburg wurden die bisherigen Gemeinden 2015 aufgehoben. Die dabei neu gebildete Katholische Kirchengemeinde Karlsruhe-Hardt umfasst nun die Pfarreien St. Heinrich und Kunigunde (mit St. Judas Thaddäus) und St. Antonius (mit St. Albertus Magnus). Die kirchenrechtliche Eigenständigkeit beider Pfarreien bleibt dabei bestehen.

René Gilbert 2019

Quelle

StadtAK 5/Neureut A 1711.

Literatur

Kath. Pfarrgemeinde St. Heinrich u. Kunigunde Karlsruhe-Neureut (Hrsg.): St. Heinrich und Kunigunde Neureut, Karlsruhe 2004; Herbert Karl: Die Kirchfeldsiedlung. Chronik eines Stadtteils, Karlsruhe-Neureut 1928-2011, hrsg. vom Bürgerverein Neureut-Kirchfeld Siedlergemeinschaft e. V., Karlsruhe 2012, S. 98-100; Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 136 f.; Kurzchronik der Pfarrei: https://www.kath-ka-hardt.de/html/geschichte_der_pfarrei991.html (Zugriff am 20. Juli 2019).