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St. Michael in Beiertheim


Einweihung von St. Michael, 19. Juni 1965, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A12/109/4/7A.

St. Michael in Beiertheim

Das 1110 erstmals erwähnte Beiertheim gehörte zunächst zur Pfarrei Knielingen. Zwischen 1488 und 1500 kam es dann zur nahe gelegenen Pfarrei St. Cyriakus in Bulach, weswegen der Ort, obwohl nördlich der Alb und damit auf Baden-Durlacher Gemarkung gelegen, bei der Teilung der Markgrafschaft Baden 1535 an die baden-badische Linie fiel und 1556 nicht reformiert wurde.

Ungeachtet der kirchlichen Zugehörigkeit zu Bulach errichteten die Beiertheimer in den 1520er-Jahren die 1527 erstmals erwähnte St. Michaelskapelle (1944 bei einem Luftangriff schwer beschädigt, 1957 abgerissen), für die ein um 1523 in einer Straßburger Werkstatt ausgeführter spätgotischer Flügelaltar bestimmt war. Seit 1809 verwaltungsmäßig dem Landamt Karlsruhe unterstellt, wurde der Ruf nach einer eigenen Pfarrei zunehmend lauter. Der hierfür erforderliche Kirchenneubau konnte aber erst mit der Gründung der Pfarrkuratie St. Michael im Jahre 1911 in Angriff genommen werden. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ließ dann aber nur die Errichtung einer Notkirche zu, die am 4. Advent 1915 eingeweiht wurde. Bis zur Konsekration der neuen stattlichen Michaelskirche am 20. Juni 1965 diente die Notkirche als Gotteshaus der im Dezember 1945 zur Pfarrei erhobenen Gemeinde.

Der Architekt Werner Groh, ausgewiesener Kirchenbauspezialist der Nachkriegszeit in Karlsruhe, wurde 1962/63 mit dem Neubau beauftragt, der sich in der Addition weniger klar gestalteter Betonblöcke in die historisch gewachsene Städtebaustruktur integriert und zugleich mit dem frei stehenden, 40 Meter hohen Glockenturm das neue Gemeindezentrum akzentuiert. Der größte Kubus mit einer Grundfläche von 30 x 30 Metern nimmt den Hauptraum der Kirche auf. Sein Eingang befindet sich an der Nordostecke, wo auch das Taufbecken und die Orgelempore angeordnet sind. Von hier entfaltete sich der 14 Meter hohe Innenraum diagonal bis zum Chor in der Südwestecke.

Um den Chorbereich besonders hervorzuheben, fügte Groh an dieser Stelle einen zweiten Kubus von geringerer Größe mit abgestumpfter Nordost- und Südostecke ein, der in Tiefe und Höhe über den eigentlichen Kirchenraum hinausreicht und den um wenige Stufen höher gelegenen Chor vergrößert. Dessen obere Raumgrenze wird analog zum Hauptraum von einem farbigen Fensterband mit Betonwaben umzogen, das dem Chor indirektes Licht zuführt. Nach Süden schließt unmittelbar an den Hauptraum ein niedriger langgestreckter Andachtsraum an, an dessen Ostseite die etwas höhere, mit einem Fensterband versehene Marienkapelle angrenzt. Sie wurde eigens zur Aufnahme des spätgotischen Flügelaltars erbaut. Aus raumklimatischen Gründen musste der Altar jedoch Anfang der 1990er-Jahre im Chor von St. Michael aufgestellt werden.

2004 wurde die Pfarrgemeinde mit St. Cyriakus in Bulach und St. Elisabeth in der Südweststadt zur Seelsorgeeinheit Karlsruhe Alb-Südwest zusammengefasst.

Katja Förster 2013

Literatur

Erinnerungsschrift an den Bau der neuen St. Michaelskirche in Karlsruhe, hrsg. vom katholischen Pfarramt St. Michael in Karlsruhe, Karlsruhe 1965; Sigrid Eder: Geschichte der katholischen Kirche in Beiertheim, in: Beiertheim. Streifzüge durch die Ortsgeschichte. 900 Jahre Beiertheim, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe und dem Bürgerverein Beiertheim, Karlsruhe 2010, S. 59-64; Peter Pretsch: Der Beiertheimer Altar, in: Beiertheim. Streifzüge durch die Ortsgeschichte. 900 Jahre Beiertheim, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe und dem Bürgerverein Beiertheim, Karlsruhe 2010, S. 64-68; Jürgen Krüger: Kirchen in Karlsruhe und die Synagoge, hrsg. von Günter Frank u. a., Ubstadt-Weiher 2015, S. 171-173.