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Sonnenbad


Sonnenbad der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe, Planzeichnung von Friedrich Beichel, 1915, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XV 1903.
Rheinhafenbad nach Umbau und Renovierung, 1. April 1971, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A14a/226/3/3.

Sonnenbad

Am Sonnenbad 3 (ehemals Honsellstraße 39).

Nachdem die ehemalige Großherzogliche Militärschwimmschule im Herbst 1905 wegen der schlechten Wasserqualität der Alb ihren Betrieb einstellen musste, waren die Stadt- und die Militärverwaltung gleichermaßen am Bau eines neuen Freibades interessiert. Der Standort auf dem Hochgestade südlich des Städtischen Elektrizitätswerks in unmittelbarer Nähe des Lutherisch Wäldele und der Alb bot sich für die Errichtung einer Militär-Schwimm- und Badeanstalt in Verbindung mit einem Luft- und Sonnenbad geradezu an.

Bereits ein erster Entwurf vom Leiter des Städtischen Hochbauamts Friedrich Beichel aus dem Dezember 1911 zeigte die Zweiteilung des Geländes in einen nördlichen, 2.500 Quadratmeter großen Bereich für die eigentliche Badeanstalt und einen südlichen, 5.580 Quadratmeter großen Bereich zum Sonnen und Spielen, der wiederum in eine Männerabteilung (3.350 qm) und eine Frauenabteilung (2.230 qm) unterteilt war. In der endgültigen Planung von 1914 erhielt das Schwimmbad ein 15 x 50 Meter großes Becken mit einer Wassertiefe von 0,80 bis 2,80 Metern, so dass es von Schwimmern und Nichtschwimmern genutzt werden konnte. Neben offenen und geschlossenen Umkleidehallen, Brausen und Toiletten gab es im Westen einen kleinen, dem Militär vorbehaltenen Bau.

Die Schwimmanstalt war durch eine Einfriedung und den Zugangsweg vom südlich anschließenden Luft- und Sonnenbad getrennt. Die Männer- und Frauenabteilung verfügte über jeweils eigene Umkleide-, Erfrischungs-, Geräte-, Wasch-, Brauseräume und Toiletten sowie über großzügige Rasen- und Sandflächen mit Liegepritschen, einer Laufbahn und verschiedenen Turn- und Spielgeräten und einer offenen Fußbaderinne. Bei den Männern gab es auch noch eine Sprung- und eine Kegelbahn. Der Karlsruher Bäderführer von 1939 belegt, dass in den 1930er-Jahren nicht nur im Rheinstrandbad Rappenwört, sondern auch im Luft- und Sonnenbad auf vier Plätzen Ringtennis gespielt wurde. Besondere „Verbindungsgänge“ ermöglichten es, zwischen dem Sonnen- und dem Schwimmbad hin- und herzuwechseln.

Anfang April 1914 wurde das auf 147.500 Mark veranschlagte Projekt bewilligt. Die kurz darauf begonnenen Bauarbeiten konnten aber wegen des Kriegsausbruchs erst Anfang Juni 1915 abgeschlossen werden. Am 4. Juni 1915 nahm das Schwimm- und Sonnenbad offiziell seinen Betrieb auf.

Der größte Kostenpunkt des Projekts war die Beschaffung des Badewassers und seine Erwärmung auf die entsprechende Temperatur gewesen, zumal das Becken jeden Abend entleert, gereinigt und über Nacht wieder aufgefüllt wurde. Nur die Anschaffung der dazu erforderlichen Wasserversorgungeinrichtungen, nämlich eine Brunnen- und Pumpenanlage sowie eine Dampfkesselanlage, hätten rund 100.000 Mark gekostet; dazu wären noch jährlich rund 22.000 Mark an Betriebskosten hinzugekommen. Diese Summe konnte mit der Anbindung des Bades an das Städtische Elektrizitätswerk, das für den Betrieb seiner Kondensationsanlage reines Brunnenwasser verwendete, größtenteils eingespart werden, indem das auf etwa 20 Grad Celsius erwärmte Kühlwasser nicht mehr direkt der Alb zugeführt, sondern in einem besonderen Schacht gesammelt und von zwei elektrisch betriebenen Schleuderpumpen durch eine drei Meter breite Rohrleitung nach dem 5,65 Meter höher gelegenen Schwimmbecken transportiert wurde. Das aus dem Becken abfließende Wasser gelangte in die Alb, die Abwässer der Duschbrausen, Wasserbecken und Toiletten dagegen in das städtische Kanalnetz.

Bereits seit 1920 wurde das Städtische Schwimm- und Sonnenbad auch als Städtisches Rheinhafenbad bezeichnet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bad am 4. September 1942 von Brandbomben getroffen und eine Umkleidehalle vollkommen zerstört. Nach Kriegsende 1945 wurde es von den Besatzungstruppen beschlagnahmt. Erst seit dem Frühsommer 1946 stand es der Zivilbevölkerung und den Schulen für Schwimmunterricht wieder offen. Mit dem Rücklaufwasser der Fernwärme erwärmte man 1965 die Badetemperatur erstmals auf 27 Grad Celsius, was zu einer Verlängerung der Badesaison bis zum Spätherbst führte und dem Rheinhafenbad einen enormen Besucherzuwachs bescherte. Bis 1969 hatte das Bad von März bis Anfang November geöffnet. Dann erfolgte eine 18-monatige Generalsanierung und Modernisierung der Anlage. Bei ihrer Wiedereröffnung Anfang April 1971 gab es neben dem bisherigen Sportschwimmbecken erstmals auch ein Nichtschwimmer- und ein Kinderbecken. 1985 kamen eine Sauna und Solarien dazu. Das Konzept, das Bad am Samstag vor Ostern bis zum 1. November zu öffnen, wurde beibehalten. Dank dem finanziellen Engagement des Freundeskreises Rheinhafenbad (heute Freundeskreis Sonnenbad Karlsruhe e. V.) bleibt das Bad seit 1999 bis zum 1. Advent geöffnet und macht bereits im Februar/März den Betrieb wieder auf.

Um Verwechslungen mit dem Rheinstrandbad Rappenwört vorzubeugen, wurde dem Freibad am 5. Juni 2005 offiziell sein ursprünglicher Namen Sonnenbad zurückgegeben. Bereits einige Jahre zuvor war es direkt an das Fernwärmenetz angeschlossen worden. Regelmäßige Modernisierungsmaßnahmen sichern dem Bad, das den Ruf des am längsten geöffneten Freibads in Deutschland hat, einen zeitgemäßen Standard.

Katja Förster 2020

Quellen

StadtAK 1/TBA 20; Die Errichtung einer Schwimmanstalt mit Luft- und Sonnenbad am Karlsruher Rheinhafen betreffend (Bürgerausschussvorlage vom 17. März 1914), in: StadtAK 3/B 38, S. 41-44a; Friedrich Beichel: Städtisches Schwimm-, Luft- und Sonnenbad in Karlsruhe, in: Armierter Beton, Jg. 11, Juni 1916, S. 129-139; Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 2. April 1971 (Wiedereröffnung des Rheinhafenbads), 2. Juni 1990 (Das Rheinhafenbad wird 75 Jahre alt), 4./5. Juni 2005 (Das Rheinhafenbad heißt wieder Sonnenbad), 7. Februar 2014 (Sonnenbad bietet Besuchern mehr Komfort); Karlsruher Stadtzeitung vom 15. Oktober 1999 (Rheinhafenbad: Zwei Monate länger geöffnet).