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Johann Wilhelm Hemeling

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Johann Wilhelm Hemeling, undatierte Lithographie, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 628.

Johann Wilhelm Hemeling

Lehrer, Leiter der Großherzoglichen Hofbibliothek Karlsruhe, * 2. Dezember 1758 Karlsruhe, † 22. Mai 1817 Karlsruhe, ev., ∞ 1789 Wilhelmine Lindemann.

Johann Wilhelm Hemeling, Sohn des markgräflich-badischen Rentkammer-Sekretarius Friedrich Hellwig Hemeling, absolvierte nach dem Besuch des Großherzoglichen Gymnasiums (heute Bismarck-Gymnasium) ein Studium in Göttingen. Zur Vorbereitung auf seine Tätigkeit am Karlsruher Taubstummeninstitut besuchte Hemeling 1782 bis 1784 Einrichtungen für Taubstumme in Gießen, Leipzig und Wien, um sich über die dort verwendeten Lehrmethoden zu informieren. 1784 bis 1793 arbeitete Hemeling als Lehrer am Taubstummeninstitut in Karlsruhe. Ebenfalls 1784 begann er als Unterbibliothekar seine Tätigkeit an der Badischen Hofbibliothek. Ab 1785 unterrichtete Hemeling außerdem Englisch am Großherzoglichen Gymnasium. Im selben Jahr gründete er mit Gleichgesinnten die Karlsruher Loge Carl zur Einigkeit (heute Leopold zur Treue) und wurde 1786 Mitglied der Wiener Freimaurerloge Zur Wahrheit. 1792 gehörte Hemeling zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft zum Haarenen Ring, einem für diese Zeit typischen Karlsruher Gesellschaftsverein, in dem vornehmlich intellektuell anregende Konversation über Bücher betrieben und Freundschaften gepflegt wurden.

1805 erfolgte Hemelings Ernennung zum Ersten Bibliothekar und titularischen Hofrat. 1808 wurde ihm der Titel Geheimer Hofrat verliehen und in der Nachfolge des verstorbenen Friedrich Valentin Molter die Leitung der Hofbibliothek übertragen. In seiner knapp zehnjährigen Dienstzeit beschäftigte sich Hemeling auf Anordnung von Großherzog Karl Friedrich von Baden vor allem mit der Übernahme von Bibliotheksbeständen aus Gebieten und Klöstern, die seit 1802 an das Großherzogtum Baden gefallen und gleichzeitig für die Sammlung der Hofbibliothek von Interesse waren. Nach Ansicht des späteren Bibliotheksdirektors Wilhelm Brambach habe sich Hemeling dabei, wie sein Vorgänger und sein Nachfolger, "der Arbeit mit vielem Geschick unterzogen und namentlich eine sehr achtenswerthe Bücherkenntniss an Tag" gelegt. Sein Nachfolger im Amt wurde Friedrich Molter, der Sohn Friedrich Valentin Molters.

Hemeling war ein Onkel des Karlsruher Oberbürgermeisters Wilhelm Christian Griesbach.

René Gilbert 2019

Quellen

GLA 76/3408-3409, 206/1268, 390/1938 (Bild 87); Schweiget, bange Klagen, schweiget! Am Grabe des Menschenfreundes Herrn Geheimen Hofrath Wilhelm Hemeling am 24. May 1817 [Leichengedicht auf Johann Wilhelm Hemeling].

Literatur

Christina Wagner: Von der Stadtgründung zur großherzoglich badischen Haupt- und Residenzstadt 1715-1806, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 148 f., Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 2. September 2022); Susanne Asche: Tagträumende Phantasie und kalkulierender Eigennutz – die Genese einer Kaufmannsidentität, in: Tugend, Vernunft und Gefühl. Geschlechterdiskurse der Aufklärung und weibliche Lebenswelten, hrsg. von Claudia Opitz, Münster u. a. 2000, S. 145-170, hier S. 150; Georg Neuert: Das Taubstummenbildungswesen in Baden, seine Entwicklung und sein heutiger Stand, Heidelberg 2002, S. 329.