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De:Lexikon:ins-0063: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:ins-0063_8_PBS_oXIVf_361.jpg|200px|thumb|left|<small>Ehemaliges Gebäude der Möbelfabrik E. und W. Reutlinger, um 1987, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 361.</small>]]
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=Möbelfabrik M. Reutlinger & Cie. - Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger=
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Die <lex id="ereig-0264">"Arisierung"</lex> jüdischer Betriebe durch die Nationalsozialisten zwang Ende 1938 zum Verkauf der Firma, den beiden Brüdern gelang 1941 die Emigration in die USA, wo sie in Los Angeles einen kleineren Möbelhandel aufbauten. Die neuen Inhaber, zwei Nationalsozialisten, nannten den Betrieb "Karlsruher Möbelfabrik Gottlieb Storch & Sohn", nach 1945 firmierte er als "Karlsruher Möbelfabrik Tröndle & Co".<br/>
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1950 kehrten die Brüder Reutlinger nach Karlsruhe zurück, wo ihnen im gleichen Jahr die frühere Firma zurück erstattet wurde. Sie führten die Firma als "Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger" weiter. Produziert wurden unter anderem hochwertige Wohnmöbel, Büroeinrichtungen, ebenso Regal- und Schrankwände. 1970/71 wurde in Schaidt (Landkreis Germersheim) ein Zweigwerk errichtet, wohin die Produktion seit Ende der 1970er-Jahre schrittweise verlagert wurde. Nach dem Tod von Ernst Reutlinger verkauften die Erben 1980 das Grundstück Kesslerstraße. Das denkmalgeschützte Maschinenhaus von 1899 blieb stehen, daneben entstand die <lex id="ins-1308">"Christus-Kathedrale"</lex> des Missionswerks "Der Weg zur Freude e.V.". 2003 übernahm die Münchner Fundatio AG die Mehrheit der Geschäftsanteile der Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger GmbH & Co in Schaidt.
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=Stösser, Karl August Franz=

Jurist, Stadtdirektor, *16. April 1792 K, † 12. Juli 1874 K, ev., verh. 1820 mit Wilhelmine, geb. Reich, 2 Söhne, 2 Töchter.

Nach dem frühen Tod des Vaters 1798, eines markgräflich badischen Geheimen Hofrats, ermöglichten Stipendien sowie die finanzielle Unterstützung eines Onkels S. den Besuch des <lex id=”XX”>Gymnasiums</lex> in K. Von 1809 bis 1812 studierte er in Heidelberg Rechtswissenschaft. Im Frühjahr 1812 bestand er die juristische Staatsprüfung beim Hofgericht in Rastatt und trat bei seinem älteren Bruder, Oberamtmann von Rheinbischofsheim, als Aktuar in den Dienst ein. 1813 wechselte S. als Praktikant an die Kreisdirektion in <lex id=”XX”>Durlach</lex>, 1814 berief ihn <lex id=”XX”>Großherzog Karl</lex> als zweiten Beamten an das Amt Ettlingen und 1815 als dritten Beamten an das <lex id=”XX”>Stadtamt</lex> K, wo er bald zum Assessor und 1819 zum Amtmann aufstieg. Unter Großherzog <lex id=”XX”>Ludwig</lex> kam er 1823 als Oberamtmann nach Emmendingen, seit 1832 mit dem Titel eines Obervogts. Als Geheimer Referendär wurde S. im März 1834 an das Badische Innenministeriums nach K zurückberufen. 1835, 1837 und 1839 war er Abgeordneter der zweiten Kammer des badischen <lex id=”XX”>Landtags</lex>. Im November 1839 wurde er als Großherzoglicher Geheimrat zum Direktor des <lex id=”XX”>Stadtamts</lex> K befördert - eine Stellung, die er bis zu seiner Pensionierung 1853 innehatte. Danach engagierte er sich insbesondere für soziale Einrichtungen der Stadt, u. a. im <lex id=”XX”>Verein zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder</lex>, in der <lex id=”XX”>Badischen Versorgungsanstalt</lex> und der <lex id=”XX”>Privat-Spargesellschaft</lex> sowie als Vorsitzender des Verwaltungsrats des <lex id=”XX”>Waisenhauses</lex>. Des Weiteren wirkte S. als Verwaltungsrat industrieller Unternehmen, in den Vorständen des Rheinischen und des <lex id=”XX”>Badischen Kunstvereins</lex> in K und am evangelischen Gemeindeleben mit.
Die Stadt K würdigte sein Wirken für den badischen Staat und für die Stadt 1853 mit der Verleihung des <lex id=”XX”>Ehrenbürgerrechts</lex>. 1899 wurde in K die <lex id=”XX”>Stösserstraße</lex> nach ihm benannt.
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<div style="text-align:right;">''Jürgen Schuhladen-Krämer 2011''</div>


==Quellen==
StadtAK: verschiedene Bauakten in 1/BOA; GLA: Wiedergutmachungsakten Ernst und Walter Reutlinger.
==Literatur==
==Literatur==
Marco Wottge: "Arisierung" in der Zeit des Nationalsozialismus in Karlsruhe, Karlsruhe 2020 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 20).
Karl August Friedrich Stösser, in: Badische Biographien, Bd. 2, hrsg. von Friedrich von Weech, Karlsruhe 1881, S. 326-327; Emil Zittel: Zum Gedächtnis an K. A. F. Stösser. Karlsruhe o. J.
==Bildnachweis==
StadtAK 8/PBS III 1536

Aktuelle Version vom 15. März 2023, 11:22 Uhr


Ehemaliges Gebäude der Möbelfabrik E. und W. Reutlinger, um 1987, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 361.

Möbelfabrik M. Reutlinger & Cie. - Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger

Die jüdische Familie Reutlinger war seit Gründung von Karlsruhe hier ansässig. Seit 1785 existierte die Möbelhandlung Reutlinger, zuletzt in der Kronenstraße 10. Mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses durch Gustav Ziegler in der Kaiserstraße 167 begann 1886 die Möbelfabrikation der Firma "M. Reutlinger & Cie., Möbelfabrik". 1899 siedelte Isidor Reutlinger die Firma in einem Neubau von Gustav Ziegler im Industriegebiet Westbahnhof an. In der Kaiserstraße 167 blieben repräsentative Verkaufsräume. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die beiden Söhne von Isidor Reutlinger, Ernst Otto (1894-1980) und Karl Walter Reutlinger (1891-1968) die Firma.

Die "Arisierung" jüdischer Betriebe durch die Nationalsozialisten zwang Ende 1938 zum Verkauf der Firma, den beiden Brüdern gelang 1941 die Emigration in die USA, wo sie in Los Angeles einen kleineren Möbelhandel aufbauten. Die neuen Inhaber, zwei Nationalsozialisten, nannten den Betrieb "Karlsruher Möbelfabrik Gottlieb Storch & Sohn", nach 1945 firmierte er als "Karlsruher Möbelfabrik Tröndle & Co".

1950 kehrten die Brüder Reutlinger nach Karlsruhe zurück, wo ihnen im gleichen Jahr die frühere Firma zurück erstattet wurde. Sie führten die Firma als "Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger" weiter. Produziert wurden unter anderem hochwertige Wohnmöbel, Büroeinrichtungen, ebenso Regal- und Schrankwände. 1970/71 wurde in Schaidt (Landkreis Germersheim) ein Zweigwerk errichtet, wohin die Produktion seit Ende der 1970er-Jahre schrittweise verlagert wurde. Nach dem Tod von Ernst Reutlinger verkauften die Erben 1980 das Grundstück Kesslerstraße. Das denkmalgeschützte Maschinenhaus von 1899 blieb stehen, daneben entstand die "Christus-Kathedrale" des Missionswerks "Der Weg zur Freude e.V.". 2003 übernahm die Münchner Fundatio AG die Mehrheit der Geschäftsanteile der Karlsruher Möbelfabrik E. & W. Reutlinger GmbH & Co in Schaidt.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2011

Quellen

StadtAK: verschiedene Bauakten in 1/BOA; GLA: Wiedergutmachungsakten Ernst und Walter Reutlinger.

Literatur

Marco Wottge: "Arisierung" in der Zeit des Nationalsozialismus in Karlsruhe, Karlsruhe 2020 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 20).