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De:Lexikon:ins-0752: Unterschied zwischen den Versionen

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=Deutsche Vaterlandspartei=
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Nach der Gründung der für einen Siegfrieden eintretenden Deutschen Vaterlandspartei durch den späteren <lex id="ereig-0221">Putschisten</lex> Wolfgang Kapp am 2. September 1917 in Berlin folgte am 19. Oktober 1917 die Gründung einer Ortsgruppe in Karlsruhe nach einer von den Vorsitzenden mehrerer Karlsruher Deutschtumsvereine einberufenen Versammlung. Den Vorsitz übernahm der Geheime Studienrat Dr. Ernst Boesser, Lehrer an der <lex id="ins-1138">Kadettenschule</lex>. Auch andere namhafte Vertreter der "streng-konservativen" Richtung wie Prof. <lex id="bio-0193">Reinhard Baumeister</lex> und Domänenrat a. D. Hoffmann, der Alldeutsche Major Albert Theodor Kreßmann oder der <lex id="ins-0339">Zentrums</lex>-Gegner und Historiker <lex id="bio-0767">Arthur Böthlingk</lex> engagierten sich in der Vaterlandspartei. Zudem hatten unter anderen der Maler und Direktor der <lex id="ins-0836">Kunsthalle</lex> <lex id="bio-0068">Hans Thoma</lex>, der Schriftsteller <lex id="bio-0289">Fritz Römhildt</lex> (Romeo), der Direktor der <lex id="ins-0808">Landesbibliothek</lex> <lex id="bio-1055">Theodor Längin</lex> oder der Lagerverwalter Karl Scheck den Aufruf unterzeichnet.
Nach der Gründung der für einen Siegfrieden eintretenden Deutschen Vaterlandspartei durch den späteren <lex id="ereig-0221">Putschisten</lex> Wolfgang Kapp am 2. September 1917 in Berlin folgte am 19. Oktober 1917 die Gründung einer Ortsgruppe in Karlsruhe nach einer von den Vorsitzenden mehrerer Karlsruher Deutschtumsvereine einberufenen Versammlung. Den Vorsitz übernahm der Geheime Studienrat Dr. Ernst Boesser, Lehrer an der <lex id="ins-1138">Kadettenschule</lex>, einer der umtriebigsten Akteure der völkischen Nationalisten. Auch andere namhafte Vertreter der "streng-konservativen" Richtung - so charakterisierte der Preußische Gesandte die Gruppe gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Genannt werden der Bauingeniuer und Stadtplaner Prof. <lex id="bio-0193">Reinhard Baumeister</lex> und Domänenrat a. D. Hoffmann, der Alldeutsche Major Albert Theodor Kreßmann oder der <lex id="ins-0339">Zentrums</lex>-Gegner und Historiker <lex id="bio-0767">Arthur Böthlingk</lex> engagierten sich in der Vaterlandspartei. Zudem hatten unter anderen der Maler und Direktor der <lex id="ins-0836">Kunsthalle</lex> <lex id="bio-0068">Hans Thoma</lex>, der Schriftsteller <lex id="bio-0289">Fritz Römhildt</lex> (Romeo), der Direktor der <lex id="ins-0808">Landesbibliothek</lex> <lex id="bio-1055">Theodor Längin</lex> oder der Lagerverwalter Karl Scheck den Aufruf unterzeichnet.


Am 18. Dezember 1917 fand eine erste große Versammlung statt. Im großen Saal der <lex id="ins-0506">Eintracht</lex> sprachen der Vorsitzende Boesser und als Gastredner der Vorsitzende der badischen Vaterlandspartei, der Psychiater und Neuropathologe Prof. Dr. Alfred Hoche aus Freiburg, der vor allem wegen seiner 1920 veröffentlichten Schrift "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens" als einer der Wegbereiter der Euthanasie der <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> gilt.
Am 18. Dezember 1917 fand eine erste große Versammlung statt. Im großen Saal der <lex id="ins-0506">Eintracht</lex> sprachen der Vorsitzende Boesser und als Gastredner der Vorsitzende der badischen Vaterlandspartei, der Psychiater und Neuropathologe Prof. Dr. Alfred Hoche aus Freiburg, der vor allem wegen seiner 1920 veröffentlichten Schrift "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens" als einer der Wegbereiter der Euthanasie der <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> gilt.
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<div style="text-align:right;">''Ernst Otto Bräunche 2023''</div>
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==Quelle==
==Quellen==
Karlsruher Zeitungen 1917-1919, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 2. Oktober 2023).
Hans-Jürgen Kremer: Das Großherzogtum Baden in der politischen Berichterstattung der preußischen Gesandten 1871-1918, 2. Bde., Stuttgart 1990 und 1992, Bd. 2 (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, Quellen Band 43); Karlsruher Zeitungen 1917-1919, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 2. Oktober 2023).

==Literatur==
==Literatur==
Hans-Jürgen Kremer: Das Großherzogtum Baden in der politischen Berichterstattung der preußischen Gesandten 1871-1918, 2. Bde., Stuttgart 1990 und 1992, Bd. 2 (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, Quellen Band 43); Ernst Otto Bräunche: "Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen". Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche/Franke Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer, Karlsruhe 2020, S. 17-67, S. 21 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35).
Ernst Otto Bräunche: "Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen". Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche/Franke Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer, Karlsruhe 2020, S. 17-67, S. 21 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35).

Version vom 30. Oktober 2023, 17:08 Uhr


Plakat der Deutschen Vaterlandspartei 1917, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS X 1294.

Deutsche Vaterlandspartei

Nach der Gründung der für einen Siegfrieden eintretenden Deutschen Vaterlandspartei durch den späteren Putschisten Wolfgang Kapp am 2. September 1917 in Berlin folgte am 19. Oktober 1917 die Gründung einer Ortsgruppe in Karlsruhe nach einer von den Vorsitzenden mehrerer Karlsruher Deutschtumsvereine einberufenen Versammlung. Den Vorsitz übernahm der Geheime Studienrat Dr. Ernst Boesser, Lehrer an der Kadettenschule, einer der umtriebigsten Akteure der völkischen Nationalisten. Auch andere namhafte Vertreter der "streng-konservativen" Richtung - so charakterisierte der Preußische Gesandte die Gruppe gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Genannt werden der Bauingeniuer und Stadtplaner Prof. Reinhard Baumeister und Domänenrat a. D. Hoffmann, der Alldeutsche Major Albert Theodor Kreßmann oder der Zentrums-Gegner und Historiker Arthur Böthlingk engagierten sich in der Vaterlandspartei. Zudem hatten unter anderen der Maler und Direktor der Kunsthalle Hans Thoma, der Schriftsteller Fritz Römhildt (Romeo), der Direktor der Landesbibliothek Theodor Längin oder der Lagerverwalter Karl Scheck den Aufruf unterzeichnet.

Am 18. Dezember 1917 fand eine erste große Versammlung statt. Im großen Saal der Eintracht sprachen der Vorsitzende Boesser und als Gastredner der Vorsitzende der badischen Vaterlandspartei, der Psychiater und Neuropathologe Prof. Dr. Alfred Hoche aus Freiburg, der vor allem wegen seiner 1920 veröffentlichten Schrift "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens" als einer der Wegbereiter der Euthanasie der Nationalsozialisten gilt.

Auch in Karlsruhe unterstützte in erster Linie das konservative Bildungsbürgertum die Neugründung. Die Resonanz auf Veranstaltungen dieser Partei war insgesamt aber eher mäßig. Es gelang ihr nicht, "die eigentlichen Volkskreise mit ihren Zielen vertraut zu machen, bei diesen gilt die Vaterlandspartei lediglich als Partei der Kriegsverlängerer und Annexionisten ins Unangemessene", wie der preußische Gesandte nach Berlin meldete. Die Vaterlandspartei trat zu den Wahlen 1919 nicht an und löste sich auf.

Ernst Otto Bräunche 2023

Quellen

Hans-Jürgen Kremer: Das Großherzogtum Baden in der politischen Berichterstattung der preußischen Gesandten 1871-1918, 2. Bde., Stuttgart 1990 und 1992, Bd. 2 (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, Quellen Band 43); Karlsruher Zeitungen 1917-1919, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 2. Oktober 2023).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: "Eine neue Zeit der Freiheit ist angebrochen". Politik und Parteien in der Weimarer Republik, in: Aufbrüche und Krisen. Karlsruhe 1918-1933, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche/Franke Engehausen/Jürgen Schuhladen-Krämer, Karlsruhe 2020, S. 17-67, S. 21 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 35).