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Fritz Römhildt (Romeo)


Fritz Römhildt 1927, Foto aus einer Jubiläumsausgabe von Römhildts Gedichtband "Der Hausschatz", Stadtarchiv Karlsruhe 10/A 4 ff Rome/Haus.

Fritz Römhildt (Romeo)

Unternehmer, Schriftsteller, * 22. März 1857 Karlsruhe, + 7. Dezember 1933 Karlsruhe, ev., ∞ 1882 Eugenie Printz (1861-1939), kinderlos.

Fritz Römhildt wuchs in einer alteingesessenen, auch musisch veranlagten Karlsruher Familie auf. Sein Vater Heinrich (1826-1891) war Kaufmann, Stadtrat, Präsident des Musikbildungsvereins und Landesschützenmeister, sein jüngerer Bruder Adolf ebenfalls Kaufmann und Konzertsänger. Römhildt absolvierte das Karlsruher Realgymnasium, lernte bei seinem Vater Kaufmann und weilte nach dem Militärdienst zur weiteren Ausbildung von 1880 bis 1882 in London, Paris und Italien. Zurück in Karlsruhe heiratete er 1882 eine Tochter der Bierbrauerfamilie Printz, gründete 1884 eine erfolgreiche Fournierfabrik an der Sophienstraße und entwickelte eine 1893 patentierte Fourniertrockenvorrichtung. 1908 verkaufte er das Fabrikgelände am Gutenbergplatz an die Stadt Karlsruhe, die hier das 1911 eröffnete Lessing-Gymnasium bauen ließ. Fortan widmete sich Römhildt als wohlhabender Privatier vorwiegend seinen literarischen Neigungen.

Schon 1880 hat Römhildt erstmals lyrische Gedichte (Melodien in Worten) veröffentlicht, von denen einige durch Felix Mottl und Margarete Schweikert vertont wurden. 1890 verfasste er erste humoristische Gedichte in Karlsruher Mundart. Folgerichtig wurde er dann 1902 auch Gründungsmitglied und Präsident der Großen Karnevalsgesellschaft. Sein Festspiel "Karlsruhe bei Nacht" ließ er 1907 zugunsten der Pensionskasse mit einem Ertrag von 11.000 Mark aufführen. Soziales Engagement zeigte er auch während des Ersten Weltkriegs mit der wöchentlichen Veranstaltung von Konzerten im Militärlazarett am Lidellplatz. Römhildt gehörte allerdings im November 1917 auch zu den Unterzeichnern des Gründungsaufrufs der auf Initiative des späteren Putschisten Wolfgang Kapp gegründeten Deutschen Vaterlandspartei in Karlsruhe, einem Sammelbecken der extremen Rechten.

Bekannt und beliebt zu Lebzeiten und bis heute nicht ganz vergessen wurde er jedoch mit seinen humoristischen Gedichten. Bis an sein Lebensende veröffentlichte Römhildt unter dem Pseudonym Romeo meist in mehreren Auflagen über zwanzig etwa 150 Seiten starke Bände in Postkartengröße mit Titeln wie Tautropfe, Leuchtkugle, Katzepfödle, Sorgebrecher, Waldmeister oder Juckpulver. In der Tradition des Bäckermeisters Christoph Vorholz, des Juristen Ludwig Eichrodt und des Verlegers Friedrich Gutsch verfasste Romeo seine Verse in Karlsruher Mundart, wodurch sein Humor und seine Pointen Volksnähe gewannen. Romeo war in seinen Texten unsentimentaler Naturliebhaber und schmunzelnder Chronist der Widrigkeiten des Karlsruher Alltags, die er an und mit seinen Figuren wie dem Karle Ochs und seinem Rösle oder der Dande von Durlach vorführte. Man begegnete aber auch Karlsruher Lokalpolitikern, Unternehmern und Künstlern, deren Tun und Lassen er kommentierte.

Infolge großer Vermögensverluste während der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg lebte Römhildt in seinen letzten Lebensjahren in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen in seinem Haus in der Sophienstraße 66 (Ecke heutige Reinhold-Frank-Straße). Bis zu seinem Tod 1933 veröffentlichte er ohne großen Ertrag weitere Bände mit Mundartgedichten, schrieb für den Karlsruher Residenz-Anzeiger als Dogter Diftler eine sehr beliebte wöchentliche Kolumne und verfasste humoristische Werbesprüche für Karlsruher Firmen.

Bereits im Juli 1914 ehrte der Schwarzwaldverein den Schriftsteller mit einer Romeo-Ruhe, eine Sitzbank auf einem Steinblock an einem Waldweg zwischen Frauenalb und Herrenalb. In Frauenalb weilte der Naturliebhaber Römhildt in den Sommermonaten gerne längere Zeit, woran seit 1991 im dortigen Restaurant König von Preußen eine Romeo-Stube mit Porträts und Gedichten erinnert. In Karlsruhe wurde 1960 in der Südweststadt die Römhildtstraße nach dem Mundartdichter benannt, dessen Bücher antiquarisch immer noch zu erwerben sind. Letztmals erfuhren seine Verse in Auswahlbänden um 1980 Neuauflagen. Seine Grablege ist auf dem Karlsruher Hauptfriedhof (Parkmauer 193A) erhalten.

Manfred Koch 2023

Quelle

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten Römhildt, Fritz.

Werk

Verzeichnisse in der Badischen Landesbibliothek, Katalog (ibs-bw.de) und der Deutschen Nationalbibliothek DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Zugriff jeweils am 3. August 2023).

Literatur

Hubert Doerrschuck: Romeo – Fritz Römhildt, der "Klassiker" der Karlsruher Dialektdichtung, in: Badische Heimat 1983, Heft 2, S. 413–418.