Menü
Suche

Hermann Veit


Hermann Veit, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1153.

Hermann Veit

Rechtsanwalt, Politiker, * 13. April 1897 Karlsruhe, † 15. März 1973 Karlsruhe, ev., ∞ 1928 Erika Hofmann, 2 Kinder.

Der Sohn eines Kammermusikers des Badischen Staatstheaters meldete sich nach dem Abitur am Karlsruher Gymnasium am 1. August 1914 als Kriegsfreiwilliger und erhielt als Leutnant der Reserve das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse. Ab dem Wintersemester 1916/17 studierte Veit Jura in Heidelberg und Leipzig. Nach den Staatsexamina 1921 und 1923 trat er zunächst als Assessor in den badischen Justizdienst und war ab 1926 in seiner Heimatstadt in der Akademiestraße 27 (ab 1930 in der Akademiestraße 17) als Rechtsanwalt tätig. Veit galt schnell als exzellenter Strafverteidiger.

1928 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein, engagierte sich als Parteiredner und kandidierte 1932 für den Reichstag. Während der NS-Diktatur verteidigte der mit einer Jüdin verheiratete Veit Sozialdemokraten und Juden, darunter auch Erwin Sammet, Adam Remmele, August Furrer sen. und den jüdischen Kollegen Leopold Friedberg. 1938 wurde ihm die Beschäftigung von Referendaren und Assessoren untersagt. Kontakte unterhielt Veit zu den Widerstandskreisen um Reinholf Frank und Gerhard Caemmerer. Nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Veit zur Arbeit in einem Rüstungsbetrieb dienstverpflichtet.

Am 3. August 1945 ernannte der amerikanische Stadtkommandant den politisch unbelasteten Veit auf Vorschlag der demokratischen Parteien der Weimarer Republik, er selbst war am Wiederaufbau der SPD beteiligt, zum Oberbürgermeister. In diesem Amt wurde er am 21. Juni 1946 vom ersten frei gewählten Gemeinderat einstimmig bestätigt. Ende 1946 wechselte er als Wirtschaftsminister nach Stuttgart. In seiner kurzen Amtszeit in Karlsruhe trieb er die rasche Trümmerräumung voran, um damit die Grundlage für den Wiederaufbau nach den Zerstörungen durch den Luftkrieg zu schaffen. Aber auch der Wirtschaftsminister Veit blieb der Heimatstadt eng verbunden als Leiter der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (seit 1959), als Vorsitzender des Badischen Kunstvereins über 25 Jahre und als Verwaltungsratsvorsitzender des Badischen Staatstheaters. Zudem suchte er in Stuttgart immer die Karlsruher Interessen zu wahren. So setzte er sich für die Ansiedlung des Kernforschungszentrums ein und wandte sich gegen Zentralitätsverluste seiner Heimatstadt. Veit blieb Wirtschaftsminister in Baden-Württemberg bis 1960 und war 1951-1960 stellvertretender Ministerpräsident.

Als Parlamentarier gehörte Veit den Landtagen Württemberg-Badens und Baden-Württembergs 1946-1949 und 1956-1973 an. Als erster Karlsruher vertrat er die Stadt im Bundestag 1949-1953. Nach seinem Ausscheiden aus der Landesregierung wechselte er als Fraktionsvorsitzender 1961-1964 in die Rolle des Oppositionsführers und war 1968-1973 Landtagsvizepräsident. Als Sozialdemokrat saß er unter anderem 1947-1969 im wirtschaftspolitischen Ausschuss der Gesamtpartei, in der Programmkommission für das Godesberger Programm, im Vorstand der Bundes- und der Landes-SPD und des SPD-Ortsvereins Karlsruhe.

Veit gehörte zu jenen Demokraten und NS-Gegnern, die in der wieder begründeten Republik Schlüsselrollen einnahmen. Mit ihm sei die Idee des Rechtsstaates wieder in das Karlsruher Rathaus eingezogen, sagte Oberbürgermeister Günther Klotz. Da er sich für die Gründung des Südweststaates engagiert hatte, galt er als "Baumeister des Landes Baden-Württemberg". Für seine zahlreichen Verdienste erhielt er unter anderem die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Karlsruhe (1947), das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik (1955) und die Ehrenbürgerwürde Karlsruhes (1965). 1978 wurde die Hermann-Veit-Straße in der Südweststadt nach ihm benannt. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Karlsruher Hauptfriedhof.

René Gilbert 2015

Quellen

GLA N Veit; StadtAK 1/POA 1/4019, 4926, 8/ZGS Persönlickeiten.

Literatur

Paul Feuchte: Hermann Veit, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 1, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1994, S. 368-372 https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/132218100/Veit+Hermann (Zugriff am 1. März 2022); Andrea Rumpf: Biographie Hermann Veit, in : Findbuch des GLA zum Nachlass Hermann Veit, https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=24028&zielseite=einfueh&syssuche=hermann%20veit (Zugriff am 22. April 2015); Angela Borgstedt (Hrsg.): Badische Juristen im Widerstand (1933-1945), Konstanz 2004, S. 133-134.