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Gasthaus/Hotel zum Erbprinz


Anzeige von Jakob Hoffmann für sein Hotel Erbprinz, Lithographie um 1840, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVe 205.
Hotel Erbprinz, Neubau von Curjel & Moser von 1899, rechts Gebäude der Museumsgesellschaft, Aufnahme um 1910 von Wilhelm Kratt, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVe 100.

Gasthaus/Hotel zum Erbprinz

1765 erhielt der Wirt Theodor Christoph Kreglinger, Sohn des im Vorjahr verstorbenen Bürgermeisters Johann Sebald Kreglinger die ewige Schildgerechtigkeit auf das Gasthaus zum Erbprinz. Der neue Wirt übernahm 1770 auch die Landes- und Briefpost mit einer Posthalterei, während die überregionale Fernpost von Thurn & Taxis mit großen Stallungen für Pferde und Postwagen seit 1753 beim Gasthaus zum Goldenen Kreuz hinter der Kleinen Kirche angesiedelt worden war.

Nach dem Tod von Theodor Kreglingers Sohn 1822 wurden Briefpost, Landpost und Postwagenexpedition in der Kreuzstraße zusammengefasst, im Erbprinzen befand sich nun keine Posthalterei mehr. Mittlerweile war dort ein großes dreistöckiges Hotelgebäude an der Ritterstraße 16 (heute Kaiserstraße 92) entstanden, das der Umgestaltung der Stadt durch Friedrich Weinbrenner im klassizistischen Stil entsprach und sich damit gut in das neue Stadtbild an der Langen Straße, der heutigen Kaiserstraße, einfügte. Sein neuer Wirt Jacob Hoffmann warb um 1840 für das moderne und geräumige Hotel mit einer damals herausgegebenen Lithographie.

Schon vor seinem Umbau hatte der Erbprinz wohl einen guten Ruf, denn 1788 beherbergte er den US-Gesandten in Paris, Thomas Jefferson, der von dort aus europäische Städte aufsuchte, die als Vorbild für die Planung der neuen amerikanischen Bundeshauptstadt Washington dienen konnten. So nahm er auch die barocken Stadtpläne aus Karlsruhe mit und gab sie dem zuständigen Stadtplaner von Washington Pierre L‘Enfant. Dass die Karlsruher Radialanlage auch Einfluss auf die Gestaltung der US-Metropole hatte, wird immer wieder behauptet, ist aber nicht nachzuweisen. Zum Erbprinzen bemerkte der spätere US-Präsident Jefferson, dass er dort "gut und preiswert" genächtigt habe.

Ein anderer berühmter Gast des Karlsruher Erbprinz war der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, der der Fächerstadt bereits zum dritten Mal einen Besuch abstattete. Er ließ sich im Oktober 1815 unter anderem den Botanischen Garten zeigen und von Friedrich Weinbrenner durch die von diesem neugestaltete Residenz führen. Nicht unerwähnt ließ Goethe, dass ihm die Mitglieder der Museumsgesellschaft, deren Gesellschaftsgebäude im Jahr zuvor direkt gegenüber dem Erbprinzen entstanden war, ein Ständchen darbrachten. Heute ist an dem Geschäftsgebäude Kaiserstraße 92 (früher Hertie und Karstadt), das nach Kriegszerstörung und Wiederaufbau an der Stelle des ehemaligen Erbprinzen gebaut wurde, eine Gedenktafel zu sehen, die an den Besuch Goethes in Karlsruhe erinnert.

Bereits seit mehr als 100 Jahren ist der Erbprinz an dieser Stelle aber Geschichte. 1899 wollten die neuen Inhaber mit einem noch prächtigeren Hotel im neuen Zeitgeschmack des Jugendstils repräsentieren, das sie von dem renommierten Architekturbüro Curjel & Moser planen ließen. Rund zehn Jahre später eröffnete die Warenhauskette von Hermann Tietz dort eine Filiale und erwarb das Haus. Das schöne Jugendstilgebäude wurde bald darauf abgerissen und durch eine bis zum Zweiten Weltkrieg vorhandene Warenhausarchitektur, die auf breitere Käuferschichten abzielte, vom selben Architekturbüro ersetzt. Für den Erbprinzen war dann dort kein Platz mehr.

Peter Pretsch 2023

Quellen

BNN vom 7. Januar 2021, https://bnn.de/karlsruhe/aus-dem-zentrum-strahlt-die-macht-was-sich-washington-von-karlsruhe-abgeschaut-hat; Goethe-Gesellschaft – Goethe in Karlsruhe, https://goethe-gesellschaft-karlsruhe.de/goetheinka.html (Zugriff jeweils am 18. September 2023).

Literatur

Benedikt Schwarz: Alt-Karlsruher Wirtschaften, in: Die Pyramide, Beilage zum Karlsruher Tagblatt vom 17. Januar 1926, S. 13, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2450783; Fritz Hirsch: 100 Jahre Bauen und Schauen. Ein Buch für jeden, der sich mit Architektur aus Liebe beschäftigt oder weil sein Beruf es so will. Zugleich ein Beitrag zur Kunsttopographie des Großherzogtums Baden unter besonderer Berücksichtigung der Residenzstadt Karlsruhe, 2 Bde., Karlsruhe 1928-1938, Bd. 2. S. 330, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/Drucke/content/titleinfo/2965504; Hea-Jee Im: Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Mainz 2004, S. 250 (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrennerschule Bd. 4); Klaus Beyrer: Die Posthaltereien der Residenzstädte Durlach und Karlsruhe, in: Blick in die Geschichte Nr. 133 vom 17. Dezember 2021, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-133/posthaltereien (Zugriff jeweils am 18. September 2023).