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Gasthaus zum Bären (Hotel Englischer Hof)


Gasthaus zum Bären, Kopie nach dem um 1800 entstandenen Aquarell von Johann Gottfried Tulla in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVe 87.
Marktplatz mit Blick auf das Hotel Englischer Hof, Lithographie um 1840, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 140.

Gasthaus zum Bären (Hotel Englischer Hof)

1752 befand sich das Gasthaus zum Bären bereits seit 30 Jahren im Besitz des Metzgermeisters Lorenz Reuter. Es stand an der Ecke der früheren Bärengasse (heute Karl-Friedrich-Straße), der es seinen Namen gegeben hatte, mit der Langen Straße (heute Kaiserstraße) und gehörte damit zur nördlichen Randbebauung des Marktplatzes. Das Wirtshaus entstand damals in der von Friedrich von Batzendorf für Eckhäuser vorgeschlagenen Modellbauweise als zweistöckiges Fachwerkhaus mit Mansardendach und Ecktürmchen. Noch um 1800 hat der junge Ingenieur Johann Gottfried Tulla diesen Bauzustand in einem Aquarell festgehalten.

Ein Nachkomme Reuters ließ das Gasthaus 1815 abreißen und errichtete an gleicher Stelle ein neues dreistöckiges Gebäude im klassizistischen Stil Friedrich Weinbrenners. Einige Jahre später bekam es den Namen Englischer Hof, den es bis 1907 beibehalten sollte, und entwickelte sich zu einem renommierten Hotelbetrieb. So logierte zum Beispiel der berühmte Komponist Richard Wagner im November 1863 dort, als er im Hoftheater eine "Große Musikaufführung" mit Stücken aus Tristan und Isolde, den Meistersingern und der Walküre leitete. Ab 1908 führte der Cafétier Louis Ransenberg das Gasthaus als Wiener Café Central weiter, während unter anderem ein Schuhhaus und ein Geschäft für Herrenkonfektion in das Gebäude einzogen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es als Bankhaus genutzt, zuletzt von der Dresdner Bank, bis es im Zweiten Weltkrieg wie auch die anderen Gebäude am Marktplatz zerstört wurde.

In der Nachkriegszeit wurde die Randbebauung des Marktplatzes weitgehend in der alten Gestalt wieder aufgebaut mit Ausnahme der Häuser im Norden an der Kaiserstraße. Der Architekt Erich Schelling entwarf 1956 das gegenüberliegende Gebäude der Volksbank, Kaiserstraße 74, mit einer streng vertikal gegliederten Fassade und Kollonaden im Erdgeschoss sowie einem Flugdach über dem mit einer Terrasse ausgestatteten Dachgeschoss. Der Architekt des Nachfolgebaus des Bären orientierte sich ebenfalls am Bebauungsplan zum Wiederaufbau der Kaiserstraße und errichtete diesen in ganz ähnlichen Architekturformen. Während das Volksbankgebäude 2011 einem Neubau weichen musste, der sich im Stil der klassizistischen Randbebauung des Marktplatzes anpassen sollte, besteht dieses Gebäude aus der Epoche des Wiederaufbaus in den 1950er-Jahren noch heute. Es beherbergt schon seit Jahrzehnten ein Café im Erdgeschoss und das Hotel am Markt.

Peter Pretsch 2023

Literatur

Arthur Valdenaire: Friedrich Weinbrenner - Sein Leben und seine Bauten, Karlsruhe 1919, S. 95/96, 105; Benedikt Schwarz: Alt-Karlsruher Wirtschaften, in: Die Pyramide, Beilage zum Karlsruher Tagblatt vom 10. Januar 1926, S. 8, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2450780 (Zugriff am 20. September 2023); Fritz Hirsch: 100 Jahre Bauen und Schauen, Bd. 2, Karlsruhe 1932, S. 430, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/Drucke/content/titleinfo/2965504 (Zugriff am 22. September 2023); Richard Wagner und Karlsruhe, hrsg. von der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1987, S. 123 (= Karlsruher Beiträge Nr. 4, Mai 1987); Hea-Jee Im: Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Mainz 2004, S. 234 (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrennerschule Bd. 4).