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De:Lexikon:bio-0068: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:bio-0068_8_PBS_oIII_774.jpg|200px|thumb|left|<small>Hans Thoma, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 774.</small>]]
=Thoma, Hans=

=Hans Thoma=


Maler, Galeriedirektor, Professor, * 2. Oktober 1839 Bernau/Lkr. Waldshut, † 7. November 1924 Karlsruhe, ev., ∞ 1877 mit Bonicella Berteneder (†1901).<br/ ><br/ >
Maler, Galeriedirektor, Professor, * 2. Oktober 1839 Bernau/Lkr. Waldshut, † 7. November 1924 Karlsruhe, ev., ∞ 1877 mit Bonicella Berteneder (†1901).<br/ ><br/ >
Thoma wuchs im Schwarzwald als Sohn eines Waldarbeiters auf, seine Mutter stammte aus einer Familie von Kunsthandwerkern. Nach kurzen Lehrzeiten bei einem Lithografen, einem Anstreicher und einem Uhrenschildermaler kam Thoma aufgrund der positiven Beurteilung seiner künstlerischen Versuche durch <lex id="bio-0462">Johann Wilhelm Schirmer</lex> 1859 an die <lex id="ins-0906">Kunstschule</lex> in Karlsruhe. Bis 1866 folgte er im Winter dem Unterricht seiner Lehrer <lex id="bio-0395">Ludwig des Coudres</lex>, Schirmer und <lex id="bio-1033">Hans Canon</lex>, im Sommer aber arbeitete er in Bernau vor der Natur. Danach weilte Thoma in Basel, Düsseldorf und seit 1868 in Paris, wo ihm vor allem die realistische Malerei von Gustave Courbet Bestärkung für die eigene wirklichkeitsnahe Figuren- und Landschaftsauffassung gab. 1870-1876 lebte er in München und dann in Frankfurt bis zu seiner Berufung 1899 als Direktor der Gemäldegalerie (<lex id="ins-0836">Kunsthalle</lex>) und Professor für Malerei an der Kunstschule in Karlsruhe. Zu seinen Schülern zählte unter anderen <lex id="bio-0779">Carl Hofer</lex>. 1901 wurde auf Initiative von Thoma, der seit den 1890er-Jahren Entwürfe für Majolika-Arbeiten anfertigte, die Großherzogliche <lex id="ins-0067">Majolika-Manufaktur</lex> in Karlsruhe gegründet. 1910 gab Thoma die Lehrtätigkeit an der Kunstschule und 1919 die Leitung der Gemäldegalerie auf.<br/>
Thoma wuchs im Schwarzwald als Sohn eines Waldarbeiters auf, seine Mutter stammte aus einer Familie von Kunsthandwerkern. Nach kurzen Lehrzeiten bei einem Lithografen, einem Anstreicher und einem Uhrenschildermaler kam Thoma aufgrund der positiven Beurteilung seiner künstlerischen Versuche durch <lex id="bio-0462">Johann Wilhelm Schirmer</lex> 1859 an die <lex id="ins-0906">Kunstschule</lex> in Karlsruhe.

Die Genrebilder von Thoma fanden beim Publikum lange Zeit keine Anerkennung. Erst mit der Ausstellungsbeteiligung im Kunstverein München 1890 stellte sich der öffentliche Erfolg ein. An seinem 70. Geburtstag wurde in der Kunsthalle das Thoma-Museum mit angebauter <lex id="ins-1481">Thoma-Kapelle</lex> eröffnet. Das Museum nahm vom Künstler gestiftete Arbeiten auf, die Kapelle den eigens von ihm dafür geschaffenen Gemäldezyklus mit Darstellungen aus dem Leben Christi. Heute gelten seine Landschaften und Portraits als seine authentischsten Arbeiten.<br/>
Bis 1866 folgte er im Winter dem Unterricht seiner Lehrer <lex id="bio-0395">Ludwig des Coudres</lex>, Schirmer und <lex id="bio-1033">Hans Canon</lex>, im Sommer aber arbeitete er in Bernau vor der Natur. Danach weilte Thoma in Basel, Düsseldorf und seit 1868 in Paris, wo ihm vor allem die realistische Malerei von Gustave Courbet Bestärkung für die eigene wirklichkeitsnahe Figuren- und Landschaftsauffassung gab. 1870-1876 lebte er in München und dann in Frankfurt bis zu seiner Berufung 1899 als Direktor der Gemäldegalerie (<lex id="ins-0836">Kunsthalle</lex>) und Professor für Malerei an der Kunstschule in Karlsruhe. Zu seinen Schülern zählte unter anderen <lex id="bio-0779">Carl Hofer</lex>. 1901 wurde auf Initiative von Thoma, der seit den 1890er-Jahren Entwürfe für Majolika-Arbeiten anfertigte, die Großherzogliche <lex id="ins-0067">Majolika-Manufaktur</lex> in Karlsruhe gegründet. 1910 gab Thoma die Lehrtätigkeit an der Kunstschule und 1919 die Leitung der Gemäldegalerie auf.
1909 wurde die vor der Kunsthalle verlaufende Linkenheimer Straße in <lex id="top-1094">Hans-Thoma-Straße</lex> umbenannt und die <lex id="top-1092">Hans-Thoma-Schule</lex> in der <lex id="top-1856">Markgrafenstraße</lex> trägt seinen Namen. Sein Portrait ist Teil des <lex id="top-3165">Brunnens</lex> auf dem <lex id="top-3119">Stephanplatz</lex>. 1949 eröffnete in Bernau das Hans-Thoma-Kunstmuseum und das Land Baden-Württemberg verleiht seit 1950 den nach ihm benannten Preis für bildende Künstler und Künstlerinnen.

Die Genrebilder von Thoma fanden beim Publikum lange Zeit keine Anerkennung. Erst mit der Ausstellungsbeteiligung im Kunstverein München 1890 stellte sich der öffentliche Erfolg ein. An seinem 70. Geburtstag wurde in der Kunsthalle das Thoma-Museum mit angebauter <lex id="ins-1481">Thoma-Kapelle</lex> eröffnet. Das Museum nahm vom Künstler gestiftete Arbeiten auf, die Kapelle den eigens von ihm dafür geschaffenen Gemäldezyklus mit Darstellungen aus dem Leben Christi. Heute gelten seine Landschaften und Portraits als seine authentischsten Arbeiten.

1909 wurde die vor der Kunsthalle verlaufende Linkenheimer Straße in <lex id="top-1094">Hans-Thoma-Straße</lex> umbenannt und die <lex id="ins-1699">Hans-Thoma-Schule</lex> in der <lex id="top-1856">Markgrafenstraße</lex> trägt seinen Namen. Sein Portrait ist Teil des <lex id="top-3165">Brunnens</lex> auf dem <lex id="top-3119">Stephanplatz</lex>. 1919 verlieh ihm die Stadt Karlsruhe die <lex id="ins-1497">Ehrenbürgerwürde</lex>. 1949 eröffnete in Bernau das Hans-Thoma-Kunstmuseum und das Land Baden-Württemberg verleiht seit 1950 den nach ihm benannten Preis für bildende Künstler und Künstlerinnen.

Politisch trat Thoma im November 1917 als Mitunterzeichner des Gründungsaufrufs der auf Initiative des späteren Putschisten <lex id="ereig-0221">Wolfgang Kapp</lex> gegründeten <lex id="ins-0752">Deutschen Vaterlandspartei</lex>, ein Sammelbecken der extremen Rechten, in Karlsruhe hervor. 2023 geriet er anlässlich der Verleihung des Hans-Thoma Preises aufgrund von Recherchen des Preisträgers Marcel van Eeden wegen seiner Nähe zum Kulturtheoretiker Julius Langbehn, der deutschnationale und antisemitische Ideen verbreitete, in die Kritik.

<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2015/2023''</div>

==Quelle==
SWR Kultur vom 10. August 2023: Hans-Thoma-Preis. Umbenennung des Hans-Thoma-Preises? Preisträger van Eeden belegt Antisemitismus des Schwarzwald-Malers https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/zwischen-vereinnahmung-und-voelkisch-nationaler-gesinnung-der-maler-hans-thoma-100.html (Zugriff am 2. Oktober 2023).


<div style="text-align:right;">''Marco Wagner 2012''</div>


==Werk==
==Werk==
Im Herbst des Lebens. Gesammelte Erinnerungsblätter, München 1909; Im Winter des Lebens. Aus acht Jahrzehnten Erinnerungen, Jena 1919.
Im Herbst des Lebens. Gesammelte Erinnerungsblätter, München 1909; Im Winter des Lebens. Aus acht Jahrzehnten Erinnerungen, Jena 1919.
==Literatur==
==Literatur==
Werner Zimmermann: Thoma, Hans (Johannes), Maler, in: Badische Biographien NF, Bd. 2, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 278-281; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Katalog Neuere Meister. 19 und 20. Jahrhundert, bearb. von Jan Lauts und Werner Zimmermann, Karlsruhe 1971, S. 253-271; Eva-Maria Froitzheim: Hans Thoma (1839-1924). Ein Begleiter durch die Hans-Thoma-Sammlung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1993.
Werner Zimmermann: Thoma, Hans (Johannes), Maler, in: Badische Biographien NF, Bd. 2, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 278-281; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Katalog Neuere Meister. 19. und 20. Jahrhundert, bearb. von Jan Lauts und Werner Zimmermann, Karlsruhe 1971, S. 253-271; Eva-Maria Froitzheim: Hans Thoma (1839-1924). Ein Begleiter durch die Hans-Thoma-Sammlung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1993.

Version vom 20. Oktober 2023, 12:30 Uhr


Hans Thoma, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 774.

Hans Thoma

Maler, Galeriedirektor, Professor, * 2. Oktober 1839 Bernau/Lkr. Waldshut, † 7. November 1924 Karlsruhe, ev., ∞ 1877 mit Bonicella Berteneder (†1901).

Thoma wuchs im Schwarzwald als Sohn eines Waldarbeiters auf, seine Mutter stammte aus einer Familie von Kunsthandwerkern. Nach kurzen Lehrzeiten bei einem Lithografen, einem Anstreicher und einem Uhrenschildermaler kam Thoma aufgrund der positiven Beurteilung seiner künstlerischen Versuche durch Johann Wilhelm Schirmer 1859 an die Kunstschule in Karlsruhe.

Bis 1866 folgte er im Winter dem Unterricht seiner Lehrer Ludwig des Coudres, Schirmer und Hans Canon, im Sommer aber arbeitete er in Bernau vor der Natur. Danach weilte Thoma in Basel, Düsseldorf und seit 1868 in Paris, wo ihm vor allem die realistische Malerei von Gustave Courbet Bestärkung für die eigene wirklichkeitsnahe Figuren- und Landschaftsauffassung gab. 1870-1876 lebte er in München und dann in Frankfurt bis zu seiner Berufung 1899 als Direktor der Gemäldegalerie (Kunsthalle) und Professor für Malerei an der Kunstschule in Karlsruhe. Zu seinen Schülern zählte unter anderen Carl Hofer. 1901 wurde auf Initiative von Thoma, der seit den 1890er-Jahren Entwürfe für Majolika-Arbeiten anfertigte, die Großherzogliche Majolika-Manufaktur in Karlsruhe gegründet. 1910 gab Thoma die Lehrtätigkeit an der Kunstschule und 1919 die Leitung der Gemäldegalerie auf.

Die Genrebilder von Thoma fanden beim Publikum lange Zeit keine Anerkennung. Erst mit der Ausstellungsbeteiligung im Kunstverein München 1890 stellte sich der öffentliche Erfolg ein. An seinem 70. Geburtstag wurde in der Kunsthalle das Thoma-Museum mit angebauter Thoma-Kapelle eröffnet. Das Museum nahm vom Künstler gestiftete Arbeiten auf, die Kapelle den eigens von ihm dafür geschaffenen Gemäldezyklus mit Darstellungen aus dem Leben Christi. Heute gelten seine Landschaften und Portraits als seine authentischsten Arbeiten.

1909 wurde die vor der Kunsthalle verlaufende Linkenheimer Straße in Hans-Thoma-Straße umbenannt und die Hans-Thoma-Schule in der Markgrafenstraße trägt seinen Namen. Sein Portrait ist Teil des Brunnens auf dem Stephanplatz. 1919 verlieh ihm die Stadt Karlsruhe die Ehrenbürgerwürde. 1949 eröffnete in Bernau das Hans-Thoma-Kunstmuseum und das Land Baden-Württemberg verleiht seit 1950 den nach ihm benannten Preis für bildende Künstler und Künstlerinnen.

Politisch trat Thoma im November 1917 als Mitunterzeichner des Gründungsaufrufs der auf Initiative des späteren Putschisten Wolfgang Kapp gegründeten Deutschen Vaterlandspartei, ein Sammelbecken der extremen Rechten, in Karlsruhe hervor. 2023 geriet er anlässlich der Verleihung des Hans-Thoma Preises aufgrund von Recherchen des Preisträgers Marcel van Eeden wegen seiner Nähe zum Kulturtheoretiker Julius Langbehn, der deutschnationale und antisemitische Ideen verbreitete, in die Kritik.

Katja Förster 2015/2023

Quelle

SWR Kultur vom 10. August 2023: Hans-Thoma-Preis. Umbenennung des Hans-Thoma-Preises? Preisträger van Eeden belegt Antisemitismus des Schwarzwald-Malers https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/zwischen-vereinnahmung-und-voelkisch-nationaler-gesinnung-der-maler-hans-thoma-100.html (Zugriff am 2. Oktober 2023).


Werk

Im Herbst des Lebens. Gesammelte Erinnerungsblätter, München 1909; Im Winter des Lebens. Aus acht Jahrzehnten Erinnerungen, Jena 1919.

Literatur

Werner Zimmermann: Thoma, Hans (Johannes), Maler, in: Badische Biographien NF, Bd. 2, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 278-281; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Katalog Neuere Meister. 19. und 20. Jahrhundert, bearb. von Jan Lauts und Werner Zimmermann, Karlsruhe 1971, S. 253-271; Eva-Maria Froitzheim: Hans Thoma (1839-1924). Ein Begleiter durch die Hans-Thoma-Sammlung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1993.