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Luise Riegger


Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Luise Riegger, September 1962, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A9a/217/4/1.

Luise Riegger

Lehrerin, Frauenrechtlerin, Kommunalpolitikerin, * 7. Januar 1887 Kehl, † 8. Februar 1985 Karlsruhe, ev.

Luise Riegger wuchs nach dem Umzug des Vaters, eines Regierungsrats im Badischen Innenministerium, in Karlsruhe auf. Sie absolvierte die Höhere Mädchenschule und besuchte 1909 bis 1913 das Lehrerinnenseminar. Nach ersten Anstellungen in Südbaden kam sie 1917 zurück nach Karlsruhe. Seitdem war sie bis 1952 Lehrerin bzw. Konrektorin an der Riedschule in Rüppurr. Riegger war zugleich aktiv in der bündischen Jugend beim Wandervogel, leitete Jugendgruppen und setzte sich für die Rechte von Mädchen ein. 1921 war sie an der Gründung des Jugendrings, der Arbeitsgemeinschaft aller Jugendverbände in Karlsruhe beteiligt (Vorläufer des Stadtjugendausschusses). Noch vor 1918 engagierte sie sich in der Frauenstimmrechtsbewegung, knüpfte Kontakte zu Frauenrechtlerinnen wie Gertrud Bäumer und Helene Lange. 1919 trat sie der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei, für die sie 1922 bis 1930 als Stadtverordnete sowie Mitglied des Schul- und Jugendausschusses wirkte.

Sie war 1924 Mitbegründerin des Bundes deutscher Frauen, 1931 Vorsitzende des Badischen Verbandes für Frauenbestrebungen unter dem Dach Bund Deutscher Frauenvereine. Nach 1945 war sie die einzige Frau im Gründerkreis der Demokratischen Partei, der späteren Freien Demokratischen Partei Deutschlands (FDP), in Karlsruhe. In den folgenden Jahren bekleidete sie verschiedene Ämter in städtischen Ausschüssen, 1948 bis 1956 sowie 1960 war sie Mitglied des Jugendwohlfahrtausschusses, 1951 bis 1956 im Fürsorgeausschuss und von 1957 bis 1963 im Schulausschuss. Die Änderung der Hauptsatzung 1956, wonach nur im Gemeinderat vertretene Ausschussmitglieder stimmberechtigt waren, schnitt ihren Einfluss und den anderer Frauen ab. Entgegen ihren Zielen konnte sie seit 1947 kein Stadtratsmandat erringen, da sie in der männerdominierten Partei auf aussichtslosen Listenplätzen stand und die Wählerschaft entsprechend dem klassischen Geschlechterverständnis durch Kumulieren und Panaschieren Frauen regelmäßig stimmenmäßig herabstufte. Erst 1964 mit 77 Jahren gelangte sie als Nachrückerin in das kommunale Parlament. 1946 hatte sie die überparteiliche Karlsruher Frauengruppe gegründet - später im Deutschen Frauenring -, deren Vorsitz sie bis 1972 innehatte. Diese Frauenorganisation entpolitisierte sich ab den 1950er-Jahren entgegen den Anfängen bzw. konnte sich nicht gegen den Zeitgeist durchsetzen.

Neben zahlreichen Ehrungen erhielt Riegger 1962 das Bundesverdienstkreuz, 1982 die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe. Das Selbsthilfegruppenhaus in der Baumeisterstraße 56 wurde 1982 nach Luise Riegger benannt. Eine Straße im neuen Stadtteil Südost erhielt 2000 ihren Namen.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2021

Quelle

StadtAK Nachlass Luise Riegger.

Literatur

Guttmann, Barbara: "Den weiblichen Einfluss geltend machen...". Karlsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945-1955, Karlsruhe 2000 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 21), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 21. Juli 2022); Andrea Fesenbeck: Die Pädagogin und Politikerin Luise Riegger, in: Rüppurrer Lebensbilder, Karlsruhe 2005, S. 53-59 (= Rüppurrer Hefte Bd. 2).