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Ernst Frey


Ernst Frey, Foto aus: Arthur Mentz: Geschichte der Kurzschrift, Wolfenbüttel 1949.

Ernst Frey

Theologe, Stenograph, * 16. November 1867 Zwingenberg/Neckar-Odenwald-Kreis, † 4. Juli 1932 Karlsruhe, ev., ∞ 1895 Anna Helene Marie Elsässer, 3 Kinder.

Ernst Frey war das dritte von 15 Kindern eines Lehrers. Nach dem 1887 abgelegten Abitur studierte er auf väterlichen Wunsch Theologie in Straßburg, Tübingen und Heidelberg. 1890 folgte die Ordination. Seine Vikarzeit verbrachte Frey von 1891-1894 in Heidelberg-Wieblingen, Hügelheim, Salem, Gallenweiler, Badenweiler, Wurm und Neckargemünd. 1895 wurde er Pfarrer in Obergimpern (heute Bad Rappenau).

Bereits als Schüler hatte sich Frey für den Stenographenberuf begeistert und die Gabelsberger-Kurzschrift erlernt. Dieser Neigung gab er 1897 nach, als er sich vom Kirchendienst beurlauben ließ und bis 1924 Kammerstenograph beim Badischen Landtag wurde. 1897 wirkte Frey auch am Zusammenschluss der Stenographiesysteme Stolze und Schrey in Berlin mit und nutzte als einer der Ersten dieses neue System. Er arbeitete in der Folgezeit als Redakteur für die stenographische Zeitschrift Der Praktiker (1902-1921) und war 1912-1918 sowie 1921-1925 Vertreter des Systems Stolze-Schrey in der von der Reichsregierung eingesetzten Kommission zur Schaffung einer deutschen Einheitskurzschrift. Durch seinen 1914 vorgelegten Entwurf, der ein Mittelsystem zwischen Gabelsberger und Stolze-Schrey vorsah und dessen Kern das Gerüst für die zehn Jahre später geschaffene Deutsche Einheitskurzschrift bildete, gehört Frey zu den Mitbegründern der deutschen Einheitskurzschrift. Auf ihn geht auch der Begriff Kürzel zurück.

Auf kirchlichem Gebiet erwarb sich Frey Verdienste als maßgeblicher Autor der Verfassung der Vereinigten Evangelisch-Protestantischen Landeskirche Badens 1918/19. Hierfür erhielt er 1920 die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. 1919-1932 war Frey Mitglied der Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden. Im Bürgerauschuss saß Frey von 1909 bis 1922, seit 1913 als Obmann der Stadtverordnetenversammlung.

Im Kaiserreich gehörte der Jungliberale Frey, der 1917 den Gründungsaufruf der Deutschen Vaterlandspartei, ein Sammelbecken der extremen Rechten mitunterzeichnete, der Nationalliberalen Partei, in der Weimarer Republik der linksliberalen Deutsche Demokratische Partei (DDP) an. Von 1909 bis 1922 war Frey Stadtverordneter, seit 1913 Obmann der Stadtverordnetenversammlung.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Stenographendienst beim Badischen Landtag erhielt Frey 1924 eine Stelle als Religionslehrer am Karlsruher Bismarck-Gymnasium. Er starb im Sommer 1932, nur wenige Wochen nach seinem Eintritt in den Ruhestand. 1968 wurde in Karlsruhe die Ernst-Frey-Straße in der Südweststadt benannt.

René Gilbert 2016/2023

Quelle

Adressbücher 1909 bis 1922 https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648; Karlsruher Tagblatt vom 7. Juli 1932 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2577446?query=frey (Zugriff jeweils 30. Oktober 2023).

Werk

Welches Stenographiesystem ist das Beste?, Berlin 1895; Wie wählen wir in Baden künftig den Bürgerausschuss und den Stadtrat oder Gemeinderat nach dem Verhältnis-Wahlverfahren?, Karlsruhe 1911; Die Verhältniswahl als Wahlverfahren zum Badischen Landtag, Karlsruhe 1912; Lehrbuch der deutschen Einheitskurzschrift für Schul-, Vereins- und Selbstunterricht, Karlsruhe 1928.

Literatur

Laurenz Schneider/Georg Blauert: Geschichte der deutschen Kurzschrift, Wolfenbüttel 1936, passim; Arthur Mentz: Geschichte der Kurzschrift, Wolfenbüttel 1949, S. 136-147; Horst Ferdinand: Frey, Ernst, in: Badische Biographien NF, Bd. III, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 90 f.