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Otto Feist


Otto Feist

Bildhauer, * 18. November 1872 Eisental/Stadt Bühl/Lkr. Rastatt, † 3. März 1939 Karlsruhe, kath., ∞ 1898 Luise Rosine Lang, 1 Tochter.

Von 1892 bis 1895 durchlief Otto Feist eine Ausbildung zum Bildhauer an der Großherzoglich Badischen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und wurde anschließend Mitarbeiter in der Bildhauerwerkstätte seines ehemaligen Lehrers Adolf Heer. Nach Heers Tod im März 1898 wurde er zum Schuljahr 1898/99 als technischer Lehrer für plastisches Gestalten an die Lehranstalt berufen, seit August 1908 in einer etatmäßigen Anstellung. 1923, drei Jahre nach der Fusion von Kunstgewerbeschule und Kunstakademie zur Badischen Landeskunstschule, bat der 51-Jährige um seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand.

Neben seiner Lehrtätigkeit war Feist auch als freischaffender Bildhauer tätig. Bis 1914 erhielt er vor allem Aufträge für skulpturale Arbeiten außerhalb von Karlsruhe. 1902 schuf er für das Johann-Wenzel-Kalliwoda-Denkmal in Donaueschingen das bronzene Medaillonbildnis, 1906 für den Jubiläumsbrunnen in Schwetzingen die Medaillonbildnisse des Großherzogpaares Friedrich I. und Luise, 1908 für das Großherzog-Friedrich I.-Denkmal in Bühl die Kolossalbüste des im Jahr zuvor verstorbenen Landesfürsten, 1910 für das Großherzog-Friedrich I.-Denkmal in Brühl und 1912 für das Konradin-Kreutzer-Grabmal in Riga abermals Medaillonbildnisse. Auf der Weltausstellung in St. Louis 1904, auf der er zwei Statuetten und eine Porträtbüste in Bronze zeigte, wurde er mit einer silbernen Medaille geehrt.

Erst seit 1915 fanden sich auch in Karlsruhe Arbeiten von Feist im öffentlichen Raum, insbesondere im und am Stadtgarten. Dazu zählten der Brunnen im Rosengarten, 1915 (seit 1965 im Schlossgarten Durlach), die Kindergruppe mit Schwan in der Kaller-Anlage, 1919 (seit 1970 auf der Insel im Schwanensee), eine monumentale, mit Ornamenten und Kinderreigen geschmückte Vase aus Muschelkalk, 1920 (ehemals hinter dem Eingang am Beginn der Platanen-Allee) und die Büste des 1906 verstorbenen Oberbürgermeisters Karl Schnetzler für dessen Denkmal an der Stadtgartenmauer in der Bahnhofstraße, 1919 (Büste 1943 eingeschmolzen; veränderte Neuanfertigung durch Carl Egler, 1952). Zu den weiteren Arbeiten in der Stadt gehörten die zwei Gedenktafeln für die im Ersten Weltkrieg gefallenen 32 Innen- und Außenbeamten der Karlsruher Lebensversicherung (1927) im Treppenhaus der Versicherung in der Kaiserallee und der Indianer-Brunnen (1925) in der Baumeisterstraße.

Feists Schwerpunkt war das Bildnis, so schuf er auch Büsten von seiner Ehefrau Luise, seiner Tochter Trude, seinem Vater Matthäus sowie von Kollegen und Freunden wie August Groh und Wilhelm Hempfing. Neben seinem bevorzugten Material Bronze arbeitete er auch mit Ton, Marmor, Majolika, Wachs, Gips und Eisen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 fertigte er auch Plaketten und Büsten von Adolf Hitler an, die er teilweise in den Überblicksschauen des Karlsruher Kunstvereins präsentierte.

Katja Förster 2020

Quellen

Badische Presse vom 6. August 1902, 5. September 1908, 8. September 1919, 3. Dezember 1919, 13. Dezember 1919 und 5. Oktober 1940; Karlsruher Tagblatt vom 2. Oktober 1920, 31. Oktober 1927, 18. November 1932 (Zum 60. Geburtstag) und 31. Januar 1934, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 4. Februar 2022).