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Wilhelm Hempfing


Wilhelm Hempfing

Maler, Grafiker, * 15. Juli 1886 Schönau/Rhein-Neckar-Kreis, † 6. Juni 1948 Karlsruhe, ev., ∞ Olga Mathilde Wild, 2 Töchter.

Nach dem Besuch der Heidelberger Oberrealschule, auf welcher Wilhelm Hempfing nur im Zeichnen glänzte, begann er auf Wunsch seines Vaters, eines Fabrikdirektors, 1904 eine Ausbildung zum Zeichenlehrer an der Großherzoglich Badischen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Er besuchte unter anderem den Zeichenunterricht bei August Groh und den Modellierunterricht bei Fridolin Dietsche und Otto Feist. Im Frühjahr 1907 legte er das Zeichenlehrerexamen ab und trat in den Schuldienst ein, der ihn zunächst nach Tauberbischofsheim, dann nach Bühl und zuletzt nach Ettlingen führte. Da ihn das Unterrichten nicht befriedigte, absolvierte er von Herbst 1908 bis 1913 noch ein Kunststudium an der Karlsruher Akademie. Friedrich Fehr, dessen Meisterschüler er schon bald wurde, prägte den jungen Hempfing nachhaltig, sowohl in der Maltechnik und Farbskala als auch in den künftigen Sujets, nämlich dem Porträt, Figurenbild und der Landschaft. Daneben erlernte der angehende Künstler auch bei Walter Conz das Radieren. Die Grafik sollte aber in seinem Œuvre nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Seit 1912 beschickte Hempfing neben den Karlsruher und badischen Sammelausstellungen auch die großen Kunstausstellungen in München, Berlin und Wien. In welchem Jahr er der von Franz Sales Meyer 1889 gegründeten konservativen Künstlervereinigung Zunft zur Arche beitrat, die sich in den 1920er-Jahren durch die Etablierung der Neuen Sachlichkeit benachteiligt fühlte, ist nicht bekannt.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg, in dem Hempfing zunächst beim Train-Bataillon 14 und der 75. Reservedivision im Osten und seit 1917 als Leutnant und Leiter einer Munitionskolonne im Westen diente, unternahm er erste Studienreisen nach den Niederlanden (1910), an die oberitalienischen Seen (1911) sowie nach Paris und in die Bretagne (1913). Nach 1919 setzte er das Reisen, dessen Eindrücke er in seinem Œuvre verarbeitete, fort. Wiederholt hielt er sich am Überlinger See, an der schleswig-holsteinischen Küste und auf der Insel Sylt auf. 1925 besuchte er die französische Schweiz, 1926 Spanien und Marokko, 1927 Italien, 1928 Kroatien und 1930 die Inseln Hiddensee und Rügen.

Während Hempfing in den 1920er-Jahren mit Männer-, Frauen- und Kinderporträts den Lebensunterhalt verdiente, galt sein eigentliches Augenmerk dem weiblichen Akt im Innenraum und in der Landschaft. Seine Landschaften, vor allem aber seine mädchenhaften Frauen, die stehend, liegend oder sitzend ihre weiblichen Reize zur Schau stellen, fanden bei den Nationalsozialisten großen Anklang, so dass er nach der Machtübernahme 1933 die impressionistisch-naturalistische Darstellungsweise zugunsten des vom NS-Regime geforderten Realismus aufgab. Hempfing zählte zu den Künstlern, die 1933/34 das Braune Haus in der Ritterstraße 30, Sitz der NSDAP-Gauleitung Baden, mit ideologischen Wandbildern und Skulpturen künstlerisch ausgestalteten. Ebenso war er von 1937 bis 1944 auf den Großen deutschen Kunstausstellungen im Haus der Kunst in München mit Gemälden vertreten, darunter etliche großformatige Halb- und Dreiviertelakte, die von NS-Größen wie Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Julius Schaub und Wilhelm Brückner erworben wurden.

Nach dem Bombenangriff am 4. Dezember 1944, bei dem Teile seines Wohnhauses in der Rheingoldstraße 12 und seines Ateliers in der Hoffstraße 3 zerstört wurden, kam er bei dem Kunsthändler und Auktionator Roman Ketterer in Eislingen bei Göppingen unter. Nach Kriegsende 1945 kehrte er in sein Karlsruher Wohnhaus zurück. Im Atelier in der Reinhold-Frank-Straße 71 entstanden seine letzten Porträts.

Katja Förster 2019

Quellen

GLA 465 h/14665, 456 E 4588; Bildbasierte Forschungsplattform zu den Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937-1944 in München, http://www.gdk-research.de/db/apsisa.dll/ete (Zugriff am 31. Mai 2020).

Literatur

Nadine Schuster: Kontinuitäten, Transformationen oder Brüche? Aspekte der Aktmalerei in Karlsruhe in den 1920er und 1930er Jahren, Diss. Heidelberg 2011, http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/13725/2/Textteil.pdf; http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/13725/1/Bildteil_01.pdf (Zugriff am 31. Mai 2020); Wilhelm Hempfing. Der Figuren- und Landschaftsmaler aus Schönau im Odenwald, hrsg. von Norbert Krämer, Schönau 2006; Der Bildschmuck des Adolf-Hitler-Hauses, in: Der Führer vom 23. Dezember 1934; Karlsruher Künstlerporträts: Wilhelm Hempfing, in: Badische Presse vom 19. Juni 1942, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/search/2197460?query=Hempfing (Zugriff am 4. Februar 2022).