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Martin Erwin Sammet


Erwin Sammet, 1939, Stadtarchiv Karlsruhe 7/Nl Sammet 2.

Martin Erwin Sammet

Blechner und Installateur, Angestellter, Führer des Karlsruher Reichsbanners, * 7. Januar 1887 Philippsburg, † 12. Juni 1973 Karlsruhe, ev., ∞ 1948 Elisabeth Beckenbach (1890-1959), 2 Söhne, 2 Töchter.

Erwin Sammet, Sohn eines Gerbers, trat 1908 in Halle/Saale, wo er sich während seiner Wanderschaft als Blechnergeselle gerade aufhielt, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. Der Kriegsteilnehmer 1914-1918 arbeitete nach dem Krieg in verschiedenen Karlsruher Blechnereien und Firmen. Von März 1930 bis September 1934 gehörte er zu den vielen Erwerbslosen, die von der Weltwirtschaftskrise in dieser Zeit besonders betroffen waren. Danach fand er wieder eine Anstellung zunächst als Blechner, dann als Vorarbeiter bei der Carl Metz Feuerwehrgerätefabrik. 1945 trat er in städtische Dienste als Angestellter bei den Stadtwerken, für die er bis März 1961 auf seinen Antrag hin weit über die Pensionierungsgrenze hinaus arbeitete.

Sammet gehörte zur Führungsriege des Karlsruher Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, das 1924 zum Schutze der Republik als demokratische Abwehrorganisation von den Parteien der Weimarer Koalition am 22. Februar 1924 reichsweit gegründet worden war. In der Karlsruher Ortgruppe übernahm er seit deren Gründung am 10. Juli 1924 bald eine führende Rolle zunächst als „Kameradschaftsführer“, seit 1928 als Technischer Leiter, dann ab 1932 Ortgruppenleiter. Den Nationalsozialisten traten die Reichsbannerleute unter Sammets Führung in der Endphase der Weimarer Republik entschieden in zahlreichen handgreiflichen Auseinandersetzungen entgegen - der Kampf um die Straße wurde auch in Karlsruhe geführt. Von 1928 bis 1933 gehörte er dem Gauvorstand des badischen Reichsbanners an. Darüber hinaus war Sammet seit 1905 Gewerkschaftsmitglied und seit 1920 Mitglied der Naturfreunde.

Wegen seines aktiven Einsatzes für den Erhalt der Republik wurde Sammet am 15. März 1933 verhaftet. Mit sechs weiteren führenden Sozialdemokraten transportierten ihn die Nationalsozialisten am 16. Mai 1933 in einer inszenierten Schaufahrt quer durch Karlsruhe in das als Konzentrationslager genutzte Gefängnis Kislau. Sammet war auch schon früher von den Nationalsozialisten massiv bedroht worden, so in einem anonymen Drohbrief, in dem angekündigt worden war, dass er „gekillt bzw. an die Wand gestellt“ werde, wenn er nicht von seinen Posten zurücktrete.

Am 24. Januar 1973 ehrte die SPD Karlsruhe-Dammerstock den 86-jährigen Erwin Sammet als einen „Ur-Vater“ der SPD für dessen 65-jährige Parteizugehörigkeit. Wenig später verstarb Sammet am 12. Juni in Karlsruhe.

Ernst Otto Bräunche 2020

Quellen

StadtAK 1/POA 4737, 7/Nl Sammet, 8/ZGS Persönlichkeiten.