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Oskar Alexander Kiefer


Oskar Kiefer, Stadtarchiv Ettlingen.

Oskar Alexander Kiefer

Bildhauer, * 26. Februar 1874 Offenburg, † 9. September 1938 Boulogne-sur-Mer/Dép. Pas-de-Calais/Frankreich, ledig.

Nach dem Besuch der Höheren Bürgerschule in Ettlingen und des Realgymnasiums in Karlsruhe absolvierte Oskar Kiefer, der Sohn des Ettlinger Stadtbaumeisters, 1889-1891 eine Lehre bei einem Ettlinger Schreiner und ging anschließend auf Wanderschaft durch Württemberg, Franken und Bayern. 1892-1895 setzte Kiefer seine Ausbildung an der Großherzoglich Badischen Kunstgewerbeschule fort, an der er sich endgültig für die Bildhauerei entschied. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Modelleur in verschiedenen Stuttgarter Unternehmen studierte er 1896-1899 noch Bildhauerei an der Großherzoglich Badischen Akademie der bildenden Künste, zuletzt als Meisterschüler von Hermann Volz, mit dem er zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb. Kiefers engster Freund und wichtigster Förderer wurde der Schweizer Architekt Karl Moser, der mit seinem Kollegen Robert Curjel von 1888-1915 das Architekturbüro Curjel & Moser betrieb, und den Bildhauer ab 1898 zu allen wichtigen Bauaufträgen im Großherzogtum Baden und der Nordschweiz heranzog.

Zunächst wurde er von Curjel & Moser zur Ausführung ornamentaler Bauplastik herangezogen; zu dieser noch ganz vom Jugendstil geprägten Periode gehören in Karlsruhe die Säulenkapitelle der Christuskirche (1898), der Fassadenschmuck des Wohn- und Geschäftshauses Leopold Schmidt in der Leopoldstraße (1899; heute Amalienstraße 75), des Bankhauses Veit L. Homburger in der Karlstraße (1899) sowie des neu erbauten Hotels Erbprinz in der Ritterstraße (1900; Abbruch 1912). Anschließend bis etwa 1904/05 erstellte er für drei Schweizer Kirchenneubauten der Architekten das bildhauerische Bildprogramm. Kiefers weitere Entwicklung zu einer klassizistischen Formensprache wurde in Karlsruhe erstmals an der von Curjel & Moser 1905-1907 erbauten Lutherkirche (Lutherstatue, Rundbogenfeld mit der Darstellung "Moses empfängt die Gesetzestafeln") deutlich. In nachfolgenden Aufträgen perfektionierte er die streng orthogonale Figurensprache (1912/13 Vollplastiken und Giebelrelief am Badischen Bahnhof Basel). Noch die beiden 1920-1923 geschaffenen Figuren "Kraft" und "Schönheit" vor dem Ausstellungsgebäude (heute Stadthalle) am Festplatz sind Musterbeispiele seines klassizistischen Stils.

Bei den letzten Arbeiten, zu denen das wegen seiner antimilitaristischen Aussage singulär stehende Kriegerdenkmal (1923-1928) an der Ettlinger Rathausfassade gehört, orientierte sich Kiefer an der mittelalterlichen Kunst. Nicht bereit, Zugeständnisse an die nationalsozialistische Kunstdoktrin zu machen, blieben Aufträge in den 1930er-Jahren aus.

Katja Förster 2016

Quelle

Nachlass im Stadtarchiv und Museum Ettlingen.

Literatur

Paul Hans Stemmermann: Der Bildhauer Oskar Alexander Kiefer. Sein Leben und sein Werk, Karlsruhe 1976 (= Schriftenreihe der Museumsgesellschaft Ettlingen e. V., Bd. 4); Wolfgang Lorch: Zur Ausstellung im Albgau-Museum Ettlingen: Oskar Alexander Kiefer 1987-1938. Gedanken eines Ettlinger Künstlers zum Krieg und zum verlorenen Frieden ..., in: Das Albgau-Museum Ettlingen. Mitteilungen des Arbeitskreises für Museumsdidaktik Ettlingen, Ettlingen 1979.