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Architekturbüro Robert Curjel & Karl Moser


Villa Hoepfner in der Rintheimer Straße 15 (heute 33), 1909, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 1070.
Ausstellungshalle auf dem Festplatz, um 1916, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 1232.
Bankhaus Veit L. Homburger in der Karlstraße 11, 1907, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 217.
Konzerthaus und angeschnittene Ausstellungshalle auf dem Festplatz, um 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIIIb 45.

Architekturbüro Robert Curjel & Karl Moser

Die beiden angehenden Architekten Robert Curjel und Karl Moser lernten sich nach dem Studium während eines Praktikums im Wiesbadener Architekturbüro von Friedrich Lang 1885/86 kennen. 1888 eröffneten sie gemeinsam in Karlsruhe, wo die Familie von Curjel seit 1869 lebte, ein Architekturbüro in der Akademiestraße 13. Erste Aufträge für Wohn- und Geschäftshäuser, die ihnen Curjels Vater, ein vermögender Rentier, vermittelt hatte, sowie erfolgreiche Wettbewerbsbeteiligungen insbesondere in der Nordschweiz und im Großherzogtum Baden machten das Büro innerhalb weniger Jahre überregional bekannt. Mit über 400 realisierten und projektierten Bauten gehörten Curjel & Moser zu den auftragsstärksten Architekturbüros um die Jahrhundertwerde.

Aus der Schule des Historismus kommend, blieb für beide Architekten die Auseinandersetzung mit vergangenen Baustilen für ihr Schaffen maßgebend. Sie interpretierten allerdings den Historismus sehr frei und unkonventionell und ließen sich dabei auch von den internationalen Architektur- und Kunstströmungen der Zeit inspirieren. Einflüsse des Wiener Jugendstils, der englischen Arts and Crafts-Bewegung, des New Romanesque Revival-Stils um den US-amerikanischen Architekten Henry Hobson Richardson, der spätmittelalterlich geprägten Bauten von Carl Schäfer und der Berliner Warenhäuser Wertheim von Alfred Messel traten in ihren Entwürfen deutlich zutage.

In Karlsruhe, wo sich bis zur Auflösung ihrer Sozietät 1915 das Hauptbüro befand – ab 1896 Amalienstraße 17, ab 1903 Karl-Friedrich-Straße 8, ab 1906 Zähringerstraße 102, ab 1912 Erbprinzenstraße 31 – errichteten die Architekten über 100 Neubauten, von denen der Großteil im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Zwei Aufgabenbereiche standen dabei im Vordergrund: Zum einen der Villen-, Wohnhaus- sowie Wohn- und Geschäftshausbau, zum anderen der Kirchenbau. In einer Werkübersicht von 1986 sind rund 80 Villen und mehrgeschossige Wohn- oder Wohn- und Geschäftshäuser, darunter auch Doppel- und Dreifachwohnhäuser aufgeführt. Zwei Kirchenbauten von Curjel & Moser prägen bis heute das Stadtbild, die Christuskirche in der Weststadt und die Lutherkirche in der Oststadt. Weitere Bauaufgaben in Karlsruhe waren die beiden Warenhäuser Weiß & Kölsch und Tietz, die Dienstgebäude des Evangelischen Oberkirchenrats und der Baugewerbs-Berufsgenossenschaft sowie des Krankenkassenverbands, das Bankhaus Veit Löw Homburger sowie das Konzerthaus und die Ausstellungshalle auf dem Festplatz.

Die Synthese der verschiedenen Künste am Bau zu einem "Gesamtkunstwerk", welche im Jugendstil einen neuen Höhepunkt erreichte, setzten Curjel & Moser bei allen Bauten, insbesondere bei den öffentlichen Gebäuden, um. Unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Bildhauern, Malern und Kunsthandwerkern, darunter Hermann Binz, Wilhelm Sauer, August Meyerhuber, Oskar Kiefer, Karl Albiker, Fridolin Dietsche, Hans Drinneberg und Max Laeuger.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, der das Baugeschäft weitgehend stagnieren ließ, führte zur Schließung des gemeinsamen Büros. Während Curjel sich aus dem Geschäftsleben zurückzog und in Karlsruhe blieb, folgte Moser dem Ruf an die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich und leitete in der Schweiz noch bis Ende der 1920er-Jahre ein eigenes Architekturbüro.

Katja Förster 2015

Literatur

Wilfried Rößling: Curjel & Moser. Architekten in Karlsruhe/Baden. Eine Werkübersicht unter besonderer Berücksichtigung der Christuskirche und der Lutherkirche in Karlsruhe, Karlsruhe 1986; Ders.: Curjel & Moser. Städtebauliche Akzente um 1900 in Karlsruhe, hrsg. vom Badischen Kunstverein Karlsruhe, Karlsruhe 1987; Robert Curjel & Karl Moser. Ein Karlsruher Architekturbüro auf dem Weg in die Moderne. In Zusammenarbeit mit dem saai | Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Institut für Geschichte und Theorie der Architektur gta an der ETH Zürich anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Städtischen Galerie Karlsruhe, Karlsruhe 2011.