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Wilhelm Spannhake


Wilhelm Spannhake, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1067.

Wilhelm Spannhake

Ingenieur, Professor, * 13. Januar 1881 Fulda, † 21. Januar 1959 Karlsruhe, ev., ∞ 1910 Emma Henriette Katharina Schmidt (1884-1965), 2 Töchter, 1 Sohn.

Karl Heinrich Wilhelm Spannhake, Sohn eines kaiserlichen Regierungsrats, besuchte die Volksschule in Köln und ab 1890 das humanistische Gymnasium in Mannheim. Als Jahrgangsbester hielt er 1899 die Abiturrede. 1899-1904 studierte Spannhake an der Technischen Hochschule (TH) München Maschinenbau bei August Föppl und Moritz Schröter. 1901/02 unterbrach er das Studium für eine praktische Tätigkeit in der Automobilfabrik von Carl Benz. Nach seinem Abschluss als Diplomingenieur 1904 arbeitete Spannhake ab 1905 bei der Vulkan-Werft Hamburg-Stettin, zunächst unter Hermann Föttinger als Konstrukteur von Schiffsturbinen, später als Bürochef, Abteilungsleiter und schließlich als Oberingenieur. Zusammen mit Walter Kucharski entwarf er nach Ideen Föttingers eines der ersten Strömungsgetriebe für Schiffe. Nach seinem Weggang von der Vulkan-Werft arbeitete Spannhake 1921 kurze Zeit als Oberingenieur im Turbinenwerk Fritz Neumeyer in München-Freimann, wo er an der Entwicklung der damals größten Spiralturbine der Welt beteiligt war.

Zum 1. Dezember 1921 nahm Spannhake einen Ruf als Ordinarius am neu eingerichteten Lehrstuhl für Wasserkraftmaschinen und Maschinenzeichnen der TH Karlsruhe an. Seine Professur, die er bis 1945 innehatte, wurde 1923 um das Gebiet der allgemeinen Strömungslehre und 1933 um das der Dampf- und Gasturbinen erweitert. 1931-1933 hielt sich Spannhake für eine Gastprofessur am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge/Massachusetts (USA) auf, wo er beim Aufbau des Instituts für Strömungsmaschinen führend beteiligt war.

1947-1952 arbeitete Spannhake erneut in den USA, zunächst am David Taylor Model Basin bei Washington, D.C., dann für die Armour Research Foundation und später am Illinois Institute of Technology in Chicago. In Abwesenheit wurde er im März 1949 emeritiert. Als Spannhakes Nachfolger Johannes Dickmann 1957 unerwartet starb, vertrat er den vakanten Lehrstuhl.

Der nach eigener Aussage politisch wenig aktive Spannhake war in der Weimarer Republik Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gewesen und auf Drängen nicht benannter Personen zum 1. Januar 1940 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten. Hierfür wurde er im März 1948 von der Spruchkammer Karlsruhe in Abwesenheit als Mitläufer eingestuft und zu einer Geldsühne verurteilt. Nach einem Berufungsverfahren und darin gemachter Aussagen ehemaliger Professoren-Kollegen wie Theodor Pöschl und Emil Probst, die ihm eine das NS-Regime ablehnende Einstellung bescheinigten, wurde Spannhake im März 1949 als nicht belastet eingestuft.

1952 erhielt Spannhake die Ehrendoktorwürde der TH Berlin-Charlottenburg. Zu seinen Doktoranden gehörte der Ingenieur und Verfahrenstechniker Hans Rumpf. Als Ausgleich zu seiner Lehrtätigkeit ging Spannhake, der in Rüppurr ein Haus mit großem Garten besaß, begeistert der Gartenarbeit nach.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 465 h/6928, 466-22/7946; KIT-Archiv 21011/449, 28002/589; N.N.: Bahnbrecher der Wissenschaft. Zum 75. Geburtstag von Professor Dr.-Ing. e.h. Wilhelm Spannhake, in: Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 25. Januar 1956; Otto Schiele: Ein Leben für die Technik. Die "Fridericiana" betrauert den Tod von Professor Dr. Wilhelm Spannhake, in: BNN vom 23. Januar 1959, StadtAK 8/Ze 15.

Werk

Die neueste Ausführung des Föttinger-Transformators, in: Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 57 (1913), S. 721-740; Aus den Laboratorien und Instituten der Technischen Hochschule Karlsruhe, in: Otto Berendt (Hrsg.): Karlsruhe. Das Buch der Stadt, Stuttgart 1926, S. 111-120 https://digital.blb-karlsruhe.de/3294693 (Zugriff am 27. Dezember 2020); Großkraft-Maschinensätze für Hochdruck-Speicherwerke, Karlsruhe 1930; Kreiselräder als Pumpen und Turbinen, Berlin 1931; Vorlesung über Strömungslehre, 2 Bde., Karlsruhe 1940; Einführung in den Maschinenbau, Karlsruhe 1946; Ähnlichkeitstheorie der Strömungsmaschinen, Karlsruhe 1947.