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Gustav Wilhelm Betzel


Gustav Wilhelm Betzel

Architekt, * 7. Dezember 1879 Niklashausen/Main-Tauber-Kreis, † 9. Juli 1927 Karlsruhe, ev., ∞ 1912 Emma Julie von Nordheim, mindestens 2 Kinder.

Der Sohn eines Maurermeisters wurde zunächst vom Vater im Maurer- und Bauhandwerk ausgebildet, bevor er dann die Baugewerkeschule, die Kunstgewerbeschule und zuletzt die Technische Hochschule in Karlsruhe besuchte. Nach Abschluss dieser umfassenden Ausbildung, die er durch Studienreisen im In- und Ausland noch vervollkommnete, wurde er Mitarbeiter im Architekturbüro von Emil Schweickhardt und wirkte an den Projekten Frauenheilstätte Luisenheim bei Marxzell (1904/05), Neubau für weibliche Pfleglinge in der Kreisanstalt Hub, Erweiterung des Schlosses Gondelsheim (1905-1907) im Auftrag des Grafen Wilhelm Douglas sowie Landhausbauten in Ettlingen und Kleinwohnungen in Mühlburg mit.

Nach dem Bezug der Leopoldstraße 1a im Jahr 1907 machte sich Betzel als Architekt selbständig. 1911 richteten er, Eugen Beck und Karl Kohler als Mitglieder des mittelrheinischen Bezirksvereins des badischen Architekten- und Ingenieurvereins beim Durlacher Bezirksamt eine unentgeltliche Beratungsstelle für Bauhandwerker und Bewohner des Amtsbezirks ein.

1912 wurde Betzels jüngerer Bruder Friedrich Wilhelm Mitarbeiter des Büros in der Leopoldstraße. Zeugnisse ihrer Zusammenarbeit sind das Mietswohnhaus Weinbrennerstraße 62 (1914) und die Infanteriekaserne (Jägerkaserne) in Konstanz, deren neun verschieden große Bauten in der Art einer barocken Schlossanlage konzipiert waren. Der im Sommer 1914 begonnene und 1917 fertig gestellte Kasernenkomplex zog für die Brüder Aufträge seitens des Militärs, der Reichspost und verschiedener Stadtverwaltungen nach sich.

1922 schied Friedrich Betzel aus dem Büro aus. Sein Nachfolger und zugleich neuer Teilhaber des Büros Gustav Betzel wurde Wilhelm Langstein. Aus ihrer Zusammenarbeit, die mit Betzels frühem Tod am 9. Juli 1927 endete, gingen mehrere Villen und Mietwohnhäuser hervor, unter anderem die Villa Schönhöfer in der Moltkestraße 40 (1923/24), die Villa Kippenberg in der Schwarzwaldstraße 16 (1924), das Doppelwohnhaus in der Römerstraße 20/22 (1924/25) und die Wohnhäuser an der Ecke Gartenstraße 1/Ritterstraße 40 sowie die Mietwohnhäuser in der Nebeniusstraße 14-18.

Betzel war Mitglied der Vereinigung Karlsruher Architekten, des Architekten- und Ingenieurvereins Mittelbaden sowie der Badischen Architektenschaft (BA) im Bund Deutscher Architekten (BDA), deren Vorsitz er von 1923-1927 innehatte. Außerdem war er Mitglied der Loge Leopold zur Treue und des Karlsruher Turnvereins 1846; für letzteren hatte er noch kurz vor seinem Tod einen Entwurf für den geplanten Turnhallenbau gefertigt.

Katja Förster 2020

Quellen

Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Durlach vom 15. Juli 1911; Karlsruher Tagblatt vom 14. Dezember 1913, Badische Presse vom 8. März 1926, vom 12. und 13. Juli 1927 (Nachrufe); Frank T. Leusch: Die Umwandlung der Konstanzer Jägerkaserne zu einem Studentenquartier, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes, Jg. 27, H. 2, 1998, S. 112 f.