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Kurt Edzard


Kurt Edzard

Bildhauer, Professor, * 26. Mai 1890 Bremen, † 22. Oktober 1972 Braunschweig, ∞ 1. Ellen Retemeyer-Ketschendorf, 2. Lena Gildemeister, 3. Franziska Albrecht, 1 Sohn und 1 Tochter aus zweiter Ehe, 1 Sohn aus dritter Ehe.

Kurt Conrad Karl Edzard, zweitältester von vier Söhnen eines Bremer Rechtsanwalts, studierte 1907-1910 an der Großherzoglich-Badischen Akademie der Bildenden Künste, zeitweise als Meisterschüler von Hermann Volz. Anschließend arbeitete Edzard in Berlin, ehe er 1912 an der Académie Julian in Paris bei Paul Maximilian Landowski seine Studien vertiefte. Als regelmäßiger Gast des Café du Dôme in Montparnasse begegnete Edzard dort den Bildhauern Ernesto de Fiori und Hermann Haller, mit denen ihn eine langjährige Freundschaft verband. Im Ersten Weltkrieg leistete Edzard gemeinsam mit seinem Bruder Cornelius, einem später in den 1920er-Jahren bekannt gewordenen Flugpionier, Kriegsdienst als Pilot.

Nach Kriegsende ging Edzard nach Berlin, wo er sich mit Ernesto de Fiori ein Atelier teilte. 1925-1928 (oder 1929) war Edzard Professor der Bildhauerklasse und Meisterlehrer für Plastik an der Landeskunstschule Karlsruhe. Sein wichtigstes in dieser Zeit entstandenes Werk ist das Leibdragonerdenkmal am Mühlburger Tor. Außerdem schuf er eine Porträtbüste von Hermann Goebel. 1927 gehörte er zu den Begründern der Künstlervereinigung Badische Secession, mit der er bis 1931 auch ausstellte. Nach seiner Karlsruher Zeit arbeitete Edzard als Auftragskünstler freischaffend in Paris (bis 1934), Bremen (1934/35) und London (bis 1938), ehe er erneut nach Berlin ging. Nach dem Zweiten Weltkrieg lehrte Edzard ab 1946 als Professor für Modellieren und Aktzeichnen an der TH Braunschweig (bis 1961), ab 1958 als Emeritus.

Edzards Œuvre umfasst mehr als 230 vornehmlich aus Gips, Stuck, Terrakotta oder Bronze gefertigte Arbeiten und ist stark von den wichtigen französischen Bildhauern des frühen 20. Jahrhunderts Auguste Rodin, Aristide Maillol und Charles Despiau beeinflusst. Sein künstlerisches Werk besteht überwiegend aus (Porträt-)Büsten, (Akt-)Plastiken und Reliefs. Typisch für seine Plastiken sind feingliedrig-dünne, aufrecht stehende bzw. in sitzender oder liegender Pose gestaltete menschliche Körper, die durch ihre Stilistik stets jugendlich wirken. Während Edzards Arbeiten aus den 1920er-Jahren einfache und klare, dabei aber körperbetont-individualisierende Formen aufweisen, weisen selbige nach 1945 zunehmend abstrahierend-zeichenhafte Tendenzen auf, die Allgemeingültigkeit betonen. Edzards Figuren, von denen selbst die größten keine Lebensgröße erreichen, sind überwiegend weiblich.

René Gilbert 2019

Werk

Große Stehende, Bronze 1919; Liegendes Paar, Terrakotta 1921(beide Kunsthalle Bremen); Büste Freiherr von Frankenstein, nach 1935 (Städtisches Museum Braunschweig); Engländerin, Ende 1930er-Jahre (Pfalzgalerie Kaiserslautern); Männlicher Kopf, Bronze 1954; Kretische Ziegenhirtin 1950.

Literatur

Beatrice Vierneisel: Kurt Edzard, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl., Karlsruhe 1989, S. 675 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 19. September 2022); Die Bildhauer der Kunstakademie Karlsruhe von 1864 bis heute, hrsg. von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Karlsruhe 1989, S. 40 f.; S. 112; Andreas Beyer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 32, München 2002, S. 229 f.