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Friedrich Ludwig (Fritz) Mannschott


Fritz Mannschott, 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/74b.

Friedrich Ludwig (Fritz) Mannschott

Drogist, Stadtrat, * 28. Januar 1888 Schönau bei Heidelberg, † 23. März 1950 Karlsruhe, ev., ∞ 1919 Maria Katharina Nuber (verwitwet), geborene Beck, 1 Stiefsohn.

Über die Schul- und Berufsausbildung von Fritz Mannschott, Sohn eines Kaufmanns, ist nichts bekannt, auch nicht, ob er im Ersten Weltkrieg als Soldat diente. Die Drogerie Fritz Mannschott in der Lenzstraße 13, die er bis zu seinem Tod führte, wird in den Adressbüchern erstmals 1919 erwähnt. Danach ging die Drogerie im November 1950 zuerst in den Besitz der Witwe und später des Stiefsohnes Friedrich Nuber über und firmierte unter dem Namen Drogerie Fritz Mannschott Nachf.

Mannschott trat am 1. September 1930 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Ein Jahr später wurde er Mitglied des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK). In beiden Organisationen verblieb er bis 1945. Von 1935 bis 1937 war er Förderndes Mitglied der Schutzstaffel (SS) und von 1943 bis 1945 schrieb er Berichte für den Sicherheitsdienst (SD) der SS. Im Februar 1933 übernahm er die Führung des Kampfbundes des gewerblichen Mittelstandes im Gau Baden (Gaukampfbundführer). Mannschott war Vorsitzender der Vereinigung des Karlsruher Einzelhandels und Stellvertretender Präsident des Landesverbandes des Badischen Einzelhandels, der im Juli 1933 neu gegründet wurde und die bisherige Landeszentrale des Badischen Einzelhandels ersetze. Von 1933 bis 1945 war er Leiter der Unterabteilung Einzelhandel der Industrie- und Handelskammer (IHK) Baden und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Edeka Großhandel Karlsruhe eGmbH.

Im Dezember 1930 wurde er Stadtrat für die NSDAP, von 1935 bis 1940 war er Ratsherr. Mannschott engagierte sich auch als Stadtrat vor allem für die Belange des Einzelhandels in Karlsruhe. Er war daher auch entsprechend der NS-Politik gegen die Regiebetriebe (Betriebe im Besitz der Stadt Karlsruhe), da man sie als unerwünschte Konkurrenz vor allem der kleineren Betriebe in Karlsruhe ansah. Beispielsweise sprach er sich in Stadtratssitzungen ausdrücklich für die Auflösung der städtischen Milchzentrale aus.

In seiner Eigenschaft als Stadtrat war Mannschott Mitglied in den Ausschüssen für das Bestattungswesen, für Beschwerden gegen baupolizeiliche Verfügungen, im Arbeits- und Beschwerdeausschuss für die Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenen-Fürsorge, in der Wein- und Kellereikommission und im Verwaltungsrat der Spar- und Pfandleihkasse.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Mannschott von 18. Oktober 1945 bis 16. August 1946 in den Lagern Ludwigsburg und Kornwestheim interniert. Die Spruchkammer Karlsruhe reihte ihn in die Gruppe der Minderbelasteten ein und verhängte eine Geldstrafe. In der Ermittlungsakte gibt es einerseits Beschreibungen von Zeugen, die ihn als „Uniformträger, Aktivist, bekannt als 150%iger“ beschrieben und andererseits Aussagen von Nachbarn, Kunden und Bekannten, die sich positiv über sein Verhalten gegenüber allen Kunden (auch Juden und „Fremdarbeitern“) und seine Hilfsbereitschaft in den Luftschutzbunkern äußerten und betonten, er habe seine Angestellten nicht gedrängt, in die NSDAP einzutreten. Seine Spitzeldienste für die SS verharmloste er als nicht politisch, sondern nur auf Angelegenheiten des Einzelhandels bezogen.

Mannschott starb an den Folgen eines Unfalls, der sich am 15. März 1950 ereignet hatte.

Alfred Becher 2020

Quellen

Karlsruher Zeitungen https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 27. Dezember 2020): Badische Presse, Nr. 350, 31. Juli 1933; Der Führer, Nr. 36, 5. Februar 1933; Badische Neueste Nachrichten (BNN), Nr. 62, 28. März 1950, Nr. 231, 11. November 1950, StadtAK 8/Ze 15 https://digital.blb-karlsruhe.de/6351994 (Zugriff am 2. Februar 2021); GLA 465 h Nr. 47490; Sterbeurkunde StadtAK 723/1950; StadtAK 1/POA 5804.