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Chronik der Stadt Karlsruhe


Titelblatt der ersten Jahreschronik, 1885.
Karlsruher Chronik, 1992.

Chronik der Stadt Karlsruhe

Als die junge Stadt Karlsruhe rund 170 Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 1885 ein eigenes Stadtarchiv erhielt, legte sie in dem Ortsstatut über die Verwaltung des Städtischen Archivs als Aufgabe der ersten von der Stadt selbst unterhaltenen Kultureinrichtung auch die Führung einer Stadtchronik fest. Diese sollte die für die Stadt bedeutsamen Ereignisse auflisten unter besonderer Berücksichtigung des Großherzoglichen Hauses, vor allem von deren Festen und Jubiläen, die Entwicklung der Stadt und ihrer Verwaltung, speziell die bauliche Entwicklung, die Bereiche Gemeinsinn, Wohltätigkeit, Wissenschaft und Gewerbe, Ausstellungen, Festlichkeiten und Versammlungen, das Vereinswesen und außergewöhnliche Naturereignisse. Jede Jahreschronik sollte statistische Angaben zu den klimatischen, politischen, sittlichen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Stadt enthalten. Damit war die Gliederung der noch für das Jahr 1885 im Auftrag der städtischen Archivkommission erstmals erstellten Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe vorgegeben. Aus naheliegenden Gründen erschien die Chronik 1918/19 als Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe ohne weitere Berücksichtigung des großherzoglichen Hauses.

Die Chronikschreibung lag seit 1885 zunächst in den Händen von Albert Krieger, Archivar am Generallandesarchiv und Mitglied der städtischen Archivkommission, dann seit 1903 bei Robert Goldschmit, dem ehrenamtlichen Stadtarchivar und seit 1919 bei dem 1912 eingestellten ersten hauptamtlichen Stadtarchivar Erwin Vischer, von Haus aus Bibliothekar. Die Chronik musste mit dem erst 1930 herausgebrachten Jahrgang 1923 aus Geldmangel eingestellt werden. Schon der noch von Goldschmit komplett fertiggestellte Jahrgang 1918 wurde zunächst wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Stadt nach dem Ersten Weltkrieg mit hoher Arbeitslosigkeit und extremem Wohnungsmangel nicht gedruckt. Auch den Jahrgang 1919 hatte Goldschmit noch weitgehend bearbeitet, als die Redaktion nach seinem Tode 1923 an Vischer überging, der für die in seiner Verantwortung erschienenen zwei Bände 1918/19 und 1920/23 deutlich länger brauchte als seine Vorgänger. Als die Chronik 1930 dann endgültig eingestellt wurde, war dafür aber eher die in der Weltwirtschaftskrise wieder schwierige Haushaltssituation der Stadt verantwortlich.

Dafür enthielt das Karlsruher Adressbuch seit 1929 eine Chronologische Jahresübersicht, die die Jahresbände der Chronik allerdings auch nicht annähernd ersetzen konnte. Die auf der Auswertung der Karlsruher Zeitungen basierende chronikalische Zusammenstellung ist für die Jahre 1885 bis 1923 immer noch eine zuverlässige Quelle unter anderem mit zahlreichen biographischen Informationen in der als "Totenschau" bezeichneten Rubrik zu den Persönlichkeiten der Stadt.

Obwohl es nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder mal Überlegungen gab, die Reihe weiterzuführen, ist bis heute keine Fortsetzung als Jahreschronik erschienen. In der zum 250jährigen Karlsruher Stadtjubiläum 1965 von der Stadt finanzierten und von zwei Journalisten geschriebenen "Chronik zum Jubiläum der Stadt" wurden nur die Ergebnisse der bis 1915 erschienenen Stadtgeschichten populär umformuliert wiedergegeben, neue Forschungen unterblieben aber auch zur Zeitgeschichte der Nachkriegszeit.

Erst die 1993 in der Reihe der Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs erschienene, von Manfred Koch erstellte Chronik genügte wieder wissenschaftlichen Ansprüchen, zumal sie mit zahlreichen Analysen über die reine Ansammlung von Daten und Fakten weit hinausging, so dass sie zwar nicht die Datenfülle einer Jahreschronik erreicht, aber den Stand der stadtgeschichtlichen Forschung über Karlsruhe einfließen lässt.

Ernst Otto Bräunche 2021

Quellen

Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1885-1917. Jge. [1]-33. Im Auftrag der städtischen Archivkommission bearbeitet, Karlsruhe 1886-1919 und Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe für die Jahre 1918 und 1919; 1920 bis 1923. Jge. 34-39. Im Auftrag der Stadtverwaltung bearbeitet, Karlsruhe 1925 und 1930, Bände zum Download (PDF) (Zugriff am 5. September 2022).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: Die Geschichte des Stadtarchivs, in: Ernst Otto Bräunche/Angelika Herkert/Angelika Sauer: Geschichte und Bestände des Stadtarchivs Karlsruhe, Karlsruhe 1990, S. 17-31 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 11); Ernst Otto Bräunche: Stadtgeschichtsschreibung im Stadtarchiv, in: Blick in die Geschichte Bd., 5, hrsg. von Manfred Koch, Karlsruhe 2013, S. 212-214; Manfred Koch: Karlsruher Chronik. Stadtgeschichte in Daten, Bildern, Analysen, Karlsruhe 1992, S. 285-287 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 14), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 5. September 2022), digitale Fortsetzung der Chronik ohne Analysen bis 2007 https://web1.karlsruhe.de/db/stadtchronik/index.php (Zugriff am 5. September 2022).