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Erwin Vischer


Erwin Vischer, 1949, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 801.

Erwin Vischer

Architekt, Kunsthistoriker, Stadtarchivar und Stadtbibliothekar, * 21. März 1875 in Wolfenweiler/Gde. Schallstadt/Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, † 2. August 1961 in Karlsruhe, ev.

Erwin Vischer, Sohn des Großherzoglichen Hofmalers und Professors an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe August Vischer, besuchte die Volksschule in Karlsruhe und von 1884 bis 1893 das Gymnasium. Das anschließende Studium der Architektur an der TH schloss er 1900 mit dem Staatsexamen ab. Danach war er zunächst als Baupraktikant bei der Baudirektion Karlsruhe sowie den Bauinspektionen Donaueschingen und Heidelberg tätig. Aus dem badischen Staatsdienst schied er 1905 aus, weil er festgestellt hatte, dass ihm die praktischen technischen Bereiche seines Berufes nicht lagen. Nach der Tätigkeit als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Suermondt-Museum in Aachen studierte er vom Sommersemester 1909 bis zum Wintersemester 1910/11 Kunstgeschichte in Heidelberg und promovierte dort mit einer Arbeit über die Pforzheimer Schlosskirche. Es folgte eine kurze Tätigkeit an der Badischen Landesbibliothek, für die er Formschnitte des 15. Jahrhunderts beschrieb. Als er sich Ende 1911 mit Empfehlung des Direktors der Karlsruher Sammlungen für Altertümer und Völkerkunde Ernst Hermann Wagner bei der Stadt Karlsruhe bewarb, wurde er im Stadtarchiv zur Vorbereitung des 200-jährigen Stadtjubiläums eingestellt. Nach heftigen Protesten der Archivsekretärin Amalie Kern, die das Archiv aufgebaut hatte, wurde Vischer aber zunächst in der Stadtratsbibliothek eingesetzt. Bereits zum 1. Mai 1912 erfolgte die Verbeamtung, doch erst nach dem Ausscheiden von Amalie Kern aus dem Dienst konnte er im Juni 1913 die Leitung des Stadtarchivs übernehmen, blieb aber auch für die Stadtratsbibliothek zuständig.

Diese ging 1922 in der neuen Stadtbibliothek auf. Auch die Zuständigkeit für die Stadtgeschichtlichen Sammlungen verlor er, als diese 1925 dem Badischen Landesmuseum leihweise übergeben wurden. Erst als nach dem Ausscheiden des ersten Stadtbibliotheksleiters Wilhelm Teichmann 1930 dessen Stelle in der Weltwirtschaftskrise eingespart werden sollte, wurde Vischer, seit 1925 Stadtarchivrat, zum 1. Juli auch für die Stadtbibliothek zuständig.

Als ihn die Stadt 1940 nach Erreichen des 65. Lebensjahres weiterbeschäftigen wollte, da es in Kriegszeiten keinen Ersatz für ihn gab, lehnte er mit Hinweis auf seine angegriffene Gesundheit ab. Anders als viele Amtsleiter der Stadt war Vischer bis dahin nicht in die NSDAP eingetreten. Im Februar 1945 zog Vischer nach Mulfingen an der Jagst, kehrte später aber wieder nach Karlsruhe zurück.

Vischer verfasste in den 1920er-Jahren kleinere Beiträge unter anderem für das Adressbuch und bearbeitete und veröffentlichte die Jahrgänge 1920 bis 1923 der Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe, nachdem er zuvor die von seinem Vorgänger als Bearbeiter der Chronik Robert Goldschmit nicht mehr ganz bearbeiteten Bände 1918 und 1919 fertig gestellt hatte.

Ein Presseartikel zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum würdigte den ersten hauptamtlichen Karlsruher Stadtarchivar Erwin Vischer als hilfsbereiten und bescheidenen Mann.

Ernst Otto Bräunche 2022

Quellen

StadtAK 1/POA 4027; 8/StS 13/67.

Werk

Die Schloss-(Stifts-)Kirche zum Heiligen Michael in Pforzheim, Straßburg 1911 (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte Bd. 141); Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe für die Jahre 1920/1923, 36.-39.Jg., Karlsruhe 1930, Band zum Download (PDF) (Zugriff am 16. September 2022); Karlsruhes neuere Bauten, in: Otto Berendt (Hrsg.): Karlsruhe. Das Buch der Stadt, Stuttgart 1926, S. 23-29, https://digital.blb-karlsruhe.de/3294693 (Zugriff am 7. April 2022).

Literatur

Ernst Otto Bräunche: 125 Jahre Stadtarchiv Karlsruhe, Karlsruhe 2010.