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Architektonische Zeichenschule


Architektonische Zeichenschule

1769 wurde in Karlsruhe eine Architektonische Zeichenschule für Gesellen und Lehrlinge des Bauhandwerks und verwandter Berufe eröffnet, die als Vorläuferin der 1834 gegründeten Städtischen Gewerbeschule gilt. Zweck der Zeichenschule, für deren Errichtung sich der damalige Baudirektor Albrecht von Keßlau eingesetzt hatte, war die Heranbildung tüchtiger Handwerker, die Kenntnisse in Zeichnen, Baukonstruktion, Kostenberechnung und Materialkunde besitzen sollten. Zu den Unterrichtsfächern gehörten neben Zeichnen und Modellieren Arithmetik, Geometrie, Mechanik und Architektur. Lehrer für Architektur wurde der Hofmaurer Dominicus Andreas Berckmüller, der Großvater des späteren Hofbaumeisters Karl Joseph Berckmüller, dem als Lohn für seine Lehrtätigkeit anfangs nur der Titel eines Werkmeisters verliehen wurde. Die Schulaufsicht oblag der Baudirektion.

Für den Unterricht, der wöchentlich zwölf Stunden umfasste und unentgeltlich war, stellte die Stadt einen Raum im Rathaus zur Verfügung. Die Handwerksmeister des Baugewerbes wurden aufgefordert, ihre Lehrlinge und Gesellen zum Schulbesuch anzuhalten; da sie aber auf deren Arbeitskraft – auch nicht stundenweise – verzichteten wollten, war die Zahl dieser Auszubildenden von Anfang an gering. Dafür nahmen regelmäßig einige Seminaristen, also künftige Volksschullehrer, und gelegentlich auch Soldaten das Unterrichtsangebot an. So sind für 1777 27 Schüler überliefert, acht Handwerksanwärter, 16 Seminaristen und drei angehende Soldaten.

Als 1778 der Kunstmeister Christian Fasold, Leiter der herrschaftlichen Wasserwerke im Brunnenhaus und ein erfahrener Techniker, als Lehrer an die Schule berufen wurde, stieg die Schülerzahl an. 1788 besuchten 36 Handwerkslehrlinge und -gesellen und elf Seminaristen die Schule. Nachfolger des 1791 verstorbenen Berckmüller wurde sein Sohn Joseph, der nach 1793 von Baumeister Theodor Fischer, dem Vater des späteren Baudirektors Friedrich Theodor Fischer, unterstützt wurde.

1791 war die Architektonische Zeichenschule in das 1789 fertig gestellte Akademiegebäude in der Nähe des Linkenheimer Tors gezogen, in dem auch die seit 1785 von Philipp Jacob Becker geleitete Handzeichnungsschule untergebracht war. 1800 schied Fasold aus Gesundheitsgründen aus der Schule aus. Sein Nachfolger wurde der Weinbrenner-Schüler Friedrich Arnold und nach dessen Weggang der Baumeister Ludwig Heiß.

Da die Zeichenschule ab 1807/08 nur noch von Bauhandwerkern besucht wurde, nannte man sie von da an auch Bauhandwerkerschule. Arithmetik, Geometrie, Mechanik, angewandte Mathematik, Konstruktions- und geometrische Zeichenlehre gehörten weiterhin zu den Unterrichtsgegenständen. Mit der Erhebung Badens zum Großherzogtum wurde die Schule dem Innenministerium unterstellt, welches 1822 erreichte, dass für die Einrichtung ein jährlicher Sachkostenaufwand von 150 Gulden in das Landesbudget eingestellt wurde. Im Oktober 1825 ging die Architektonische Zeichenschule in der neu gegründeten Polytechnischen Schule auf.

Katja Förster 2021

Quelle

GLA 206/3078-3082.

Literatur

Architektonische Zeichenschule, in: Karl Friedrich Kuhn: Die Gewerbeschule der Landeshauptstadt Karlsruhe i. B. in Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zum 90jährigen Bestehen der Gewerbeschule am 3. Mai 1924, hrsg. von der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1927, S. 2-13.