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St.-Dominikus-Mädchengymnasium


Der Erweiterungsbau des St.-Dominikus-Mädchengymnasiums mit dem Schulhausbau von 1954/55 (rechts) und dem 1924 erworbenen Wohnhaus Moltkestraße 7 (links), Juli 1960, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A7/92/1/66.

St.-Dominikus-Mädchengymnasium

Moltkestraße 7 und Seminarstraße 5.

1924 erwarb das Dominikanerinnenkloster Zoffingen in Konstanz, dessen Ordensfrauen seit 1775 den Lehrberuf ausübten, das dreigeschossige Wohnhaus in der Moltkestraße 7. Die dorthin entsandten „St. Dominikus Lehrfrauen“ übernahmen zunächst zur Entlastung der katholischen Geistlichen den Religionsunterricht an den Volksschulen. Längerfristiges Ziel des „Weiblichen Lehr- und Erziehungsinstituts Kloster Zoffingen“ war es jedoch, eine höhere katholische Mädchenschule in Karlsruhe aufzubauen.

Der im August 1927 beim badischen Ministerium des Kultus und Unterrichts eingereichte Antrag zur Errichtung der privaten Mädchenrealschule St. Dominikus wurde im Januar 1928 genehmigt. Am 23. April 1928 nahm die Schule mit einer ersten Klasse, der Sexta, den Betrieb auf. Der Lehrkörper bestand aus vier Dominikanerinnen. Zu jedem neuen Schuljahr kam eine weitere Klasse hinzu, so dass im März 1934 erstmals Schülerinnen der sechsten Jahrgangsstufe, der Untersekunda, die mittlere Reife ablegen konnten.

Bereits im Frühjahr 1933 hatte das Kultusministerium den weiteren Ausbau zu einer Mädchen-Oberrealschule genehmigt, so dass im März 1937 erstmals Schülerinnen der Oberprima an der Fichte-Oberrealschule (heute Fichte-Gymnasium) zum Abitur zugelassen waren. Die mittlere Reifeprüfung fand ab diesem Zeitpunkt in der Lessingschule statt. Für den Turnunterricht wurde die nahe gelegene Zentralturnhalle (Jahn-Halle) in der Bismarckstraße 12 genutzt.

Dass seit Frühjahr 1937 die Abschlussprüfungen nicht mehr an der eigenen Schule abgelegt werden konnten, die sich seit den 1930er-Jahren im benachbarten Wohnhaus in der Seminarstraße 5 befand, welches das Kloster Zoffingen 1929 erworben hatte, ging auf eine Verordnung der NS-Regierung zurück. Als private konfessionelle Lehranstalt war die Schule seit 1933 zunehmend Repressalien seitens der neuen Machthaber ausgesetzt. Der badische Reichsstatthalter Robert Wagner verlangte seit 1935 von den Beamten, dass sie ihre Kinder ausschließlich auf Staatsschulen schickten. Als das Unterrichtsministerium von der Schulleitung im Herbst des Jahres eine entsprechende Namensliste verlangte – die Liste vom 23. Oktober 1935 verzeichnete 122 Beamtentöchter – verließen immer mehr Schülerinnen die Einrichtung. 1936 zählte die Obersekunda noch neun, 1937/38 die Oberprima noch fünf und die neue Sexta im April 1938 nur noch sieben Schülerinnen. Auf Anordnung des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wurde die Schule zum 1. April 1940 aufgelöst und das Schulinventar zum Teil an elsässische Schulen abgegeben.

Um ihre Anwesen, zu denen seit 1933 auch noch das Wohnhaus in der Seminarstraße 3 gehörte, vor einer Inbesitznahme durch die Nationalsozialisten zu bewahren, wandelten die Dominikanerinnen die Schulräume in ein Altersheim bzw. in ein Heim für ältere und berufstätige Frauen um. Beim Luftangriff vom 27. September 1944 wurden beide Gebäude in der Seminarstraße zerstört, das Haus in der Moltkestraße schwer beschädigt. Während im letzteren schon 1945 der Heimbetrieb wiederaufgenommen werden konnte, war der Schulhausneubau in der Seminarstraße 5 erst Anfang September 1955 fertig gestellt. Mit den unteren drei Klassenstufen nahm das nun staatlich anerkannte Mädchengymnasium St. Dominikus mit einem neusprachlichen und einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zug den Lehrbetrieb wieder auf.

Der Zulauf an Schülerinnen war in den nächsten Jahren so groß, dass das Konstanzer Kloster, dem seit 1956 auch das Grundstück Seminarstraße 1 gehörte, von 1958-1960 einen großen Erweiterungsbau mit Turnhalle errichten ließ. 1962 legten erstmals wieder Schülerinnen das Abitur ab. Die Einführung der reformierten Oberstufe 1980 führte zu einer Kooperation mit dem benachbarten Bismarck-Gymnasium. 1981 wurde Französisch neben Englisch als weitere erste Fremdsprache eingeführt. Mit Dr. Catharina Brunner leitete bis 1977 letztmals eine Dominikanerin die Schule. 1993 übergab das Kloster Zoffingen das Mädchengymnasium der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg. Die ursprüngliche Zielsetzung einer katholischen höheren Mädchenbildung blieb dadurch gewahrt. 2000 konnte das erzbischöfliche Ordinariat vom Kloster Zoffingen auch das Anwesen Moltkestraße 7 für Schulzwecke erwerben. Im selben Jahr wurde im neusprachlichen Profil Spanisch als dritte Fremdsprache eingeführt.

Der Gewinn einer Photovoltaik-Anlage bei einem Preisausschreiben der Karlsruher Stadtwerke im Jahr 2000 bildete den Auftakt zu einem umweltfreundlichen, ressourcensparenden Schulmanagement mit EMAS. Seit 2002 beteiligt sich die Schule an der Schüler-Ingenieur-Akademie (SIA), einem Kooperationsmodell von Schulen, Hochschulen und Unternehmen. Mit 724 Schülerinnen erreichte die Schule 2004/05 die bisher höchste Schülerzahl. In demselben Schuljahr wurde Naturwissenschaft und Technik (NwT) als Hauptfach des naturwissenschaftlichen Profils eingeführt. 2013/14 wurden dem Mädchengymnasium ein sport- und bewegungserzieherischer Schwerpunkt und 2014/15 fairer Handel im Schulalltag (Fairtrade-School) testiert.

Katja Förster 2021

Literatur

Gisela Brodesser: Bedrückung bis zum Ende: Katholisches Mädchengymnasium St. Dominikus Karlsruhe, https://www.schulstiftung-freiburg.de/eip/media/forum/pdf_132.pdf (Zugriff am 14. Dezember 2020); St. Dominikus Mädchengymnasium Karlsruhe, https://www.dominikus-gymnasium.de/ (Zugriff am 14. Dezember 2020); Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg, Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts, https://www.schulstiftung-freiburg.de/ (Zugriff am 14. Dezember 2020); Heinrich Hauß: 1257-2007 – 750 Jahre Kloster Zoffingen. „Das einzige Kloster am Bodensee, das seit dem Mittelalter ‚arbeitet‘“, in: Badische Heimat, 87. Jg., 2007, Heft 3, S. 431-436 https://regionalia.blb-karlsruhe.de/solrsearch/index/search/searchtype/collection/id/20080/start/0/rows/10/author_facetfq/Hau%C3%9F%2C+Heinrich (Zugriff am 23. Oktober 2023); Karlsruher Adressbücher 1924 ff., https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 1. Februar 2021).