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Zeughaus


Zeughaus, um 1910, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 1301.
Seitenbau des Zeughauses, um 1910, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIV 1302.

Zeughaus

Das nach Plänen von Wilhelm Jeremias Müller von 1778-1779 im Louis-seize-Stil errichtete Zeughaus entstand im Rahmen der Neugestaltung des östlichen Stadteingangs. Nachdem in den 1760er-Jahren die Feldseite östlich des Durlacher Tors nach barocker Art neu angelegt worden war, wurde 1778 auch das alte Brettertor mit der Wachthaus-Baracke durch eine repräsentative Toranlage ersetzt. Die beiden innseitig angeordneten Wachthäuser und zurückgesetzen Mauern erweiterten das östliche Ende der Langen Straße (heute Kaiserstraße) zu einem Platz, bevor an der südlichen Straßenseite die bestehende Häuserzeile begann, während sich an der Nordseite hinter einem Palisadenzaun der Wald des Fasanengartens erstreckte. Um diese städtebaulich ungleichgewichtige Situation zu beheben, schlug Müller 1777 Markgraf Karl Friedrich vor, zugleich mit dem neuen Stadttor auch das seit langem geplante Jagdzeughaus am nordöstlichen Ende der Langen Straße zu erbauen.

Müllers vor allem von städtebaulichen Überlegungen getragene Konzeption des Zeughauses gestaltete sich wie eine kleine Schloss- oder Herrenhausanlage. Der lang gestreckte, eineinhalb Geschosse hohe Haupttrakt mit Mansarddach lag, etwas erhöht, ein gutes Stück von der Langen Straße entfernt und wurde flügelartig rechts und links von je zwei zweigeschossigen Nebengebäuden bis zur Straße hin gefasst. Der dadurch entstandene Ehrenhof erhielt zwischen den beiden vorderen Pavillons, die als Wohn- und Funktionsgebäude für den "Rüdenmeister" und den "Hofgärtner" dienten, die noch heute vorhandene Einfriedung, die mit der Sockelzone, der dreiteiligen Toranlage und den rustizierten Steinpfeilern mit Staketengittern eine vereinfachte Ausgabe des Durlacher Tors bildete.

Durch die Koalition mit Napoleon I. gewann das Militär nach 1800 eine neue Bedeutung. Ihm überließ Kurfürst Karl Friedrich 1804 den Hauptbau zur Unterbringung von Feldgeschützen und Waffen der Kavallerie und Infanterie. Von 1804-1806 wurde das Gebäude nach Plänen von Christian Theodor Fischer um ein Vollgeschoss aufgestockt und die Hauptfassade im Sinne des Klassizismus modifiziert. Die Putzrustizierung am Mittel- und den beiden Eckrisaliten wurde dabei durch breite, über zweieinhalb Geschosse reichende Kolossalpilaster ersetzt, die sich zwischen sämtlichen Fensterachsen des Baues fortsetzen sowie der zentrale Giebel auf die gesamte Breite des Mittelrisalits vergrößert. Um die neue Nutzung des Gebäudes als Militärzeughaus sichtbar zu machen, wurde der Haupteingang von monumentalen Kriegstrophäen flankiert (frühe 1960er-Jahre entfernt) und das Giebelfeld mit einem von Kriegsgerät umgebenen badischen Wappen dekoriert. Die beiden breiten Pfeiler der Toranlage an der Langen Straße wurden mit weiteren Kriegstrophäen, die übrigen Pfeiler der Einfriedung mit je einer Kanonenkugel bekrönt. Sämtliche Bildhauerarbeiten entwarf Hofstukkateur und Bildhauer Tobias Günther. 1823 erhielt das Zeughaus den markanten Dachreiter.

Mit dem Abbruch des Durlacher Tors 1875 fiel die östliche Fassung der städtebaulichen Konzeption weg. Nach dem Ersten Weltkrieg ging das Zeughaus in den Besitz der Technischen Hochschule über. 1944 brannte der Hauptbau, in dem das Verkehrsmuseum untergebracht war, bis auf die Außenmauern ab. Bis Mitte der 1950er-Jahre erfolgte mit Veränderungen sein Wiederaufbau. Seitdem ist er Sitz der Institute für Verkehrswesen, Straßen- und Eisenbahnbau. Drei der vier Nebengebäude werden heute von dem 1989 gegründeten Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (SAAI) genutzt. Das Gebäude ist Denkmal nach § 28 Übergangsregelung Denkmalschutzgesetz.

Katja Förster 2013

Quelle

Datenbank der Kulturdenkmale https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=02102 (Zugriff am 3. November 2017).

Literatur

Gerhard Kabierske: Die Baugruppe des ehemaligen Zeughauses in Karlsruhe. Zur Geschichte der Gebäude des SAAI, in: SAAI. Notizen aus dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau an der Universität Karlsruhe, Nr. 9, April 1999.