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Städtisches Verwaltungs- und Direktionsgebäude im Rheinhafen


Verwaltungsgebäude von Süden, um 1910, Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai), Nachlass Stürzenacker.
Schifferrelief im südlichen Giebelfeld des Städtischen Verwaltungs- und Direktionsgebäude, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 1841.

Städtisches Verwaltungs- und Direktionsgebäude im Rheinhafen

Neben der Planung und Bauleitung des städtischen Elektrizitätswerks in der Honsellstraße (1899-1901) und der städtischen Werfthalle I (1900/01) am Mittelbecken des Rheinhafens wurde Hochbauinspektor August Stürzenacker auch mit der Konzeption und Bauleitung des Verwaltungsgebäudes für das städtische Hafenamt beauftragt, das zugleich die Dienstwohnung des Hafenamtvorstands beherbergte.

Wie die Werfthalle I erhielt auch das nordöstlich des Mittelbeckens gelegene, 1900/01 erbaute zweigeschossige Gebäude zum Schutz gegen Feuchtigkeit, Grund- und Hochwasser eine besondere Gründung. Im Erdgeschoss waren zwei Büroräume für die Hafenverwaltung und zwei Aufenthaltsräume für das Hafenpersonal untergebracht, jeweils über einen separaten Eingang mit Vorplatz zu erreichen. Der dritte, an der Nordfassade gelegene Eingang, führte in die Dienstwohnung des Hafenamtvorstands im Obergeschoss, die aus drei Zimmern, Küche und Bad bestand und zu der noch der ausgebaute Dachstock mit einem Fremdenzimmer und einer Magdkammer gehörte.

Beim Entwurf des Verwaltungsgebäudes orientierte sich Stürzenacker an dem von Hermann Billing und Curjel & Moser praktizierten, am Landhaustyp angelehnten Villen- und Wohnhausbau, der sich durch das Aufgreifen mittelalterlicher Bauformen stilistisch in das Ensemble von Elektrizitätswerk und Lagerhalle einfügte. Allerdings wurde das historistische Formenrepertoire differenzierter und reichhaltiger als bei den zwei reinen Nutzbauten angewandt. So finden sich am Außenbau auch zwei bildhauerische Arbeiten von Franz Sieferle: Ein Schifferrelief im südlichen Giebelfeld und ein als Wasserspeier dienender Fisch mit einem zwei Geldsäcke unter den Armen haltenden Gnom im Westen.

Das Gebäude überstand als einziger Hochbau des Rheinhafens den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Bis heute wird es von der Hafenverwaltung, die der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH zugehört, genutzt. Der Außenbau entspricht noch weitgehend dem ursprünglichen Zustand, der gesamte Innenbereich dagegen wurde zu modernen Büroräumen umgestaltet.

Katja Förster 2016

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 338-341, 360.

Literatur

August Stürzenacker: Die Architektur der Hochbauten [des neuen Karlsruher Rheinhafens], in: Deutsche Bauzeitung, Jg. 36, Nr. 34, 26. April 1902, S. 215-218; Ulrike Schubart: Die Hochbauten des Karlsruher Rheinhafens von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg. Beispiele Karlsruher Industriearchitektur zwischen Historismus und Beginn der Moderne, in: Ernst Otto Bräunche (Hrsg.): Rheinhafen Karlsruhe 1901-2001, Karlsruhe 2001, S. 269-314, bes. S. 282-285 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 22).