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Pfeifer & Großmann


Pfeifer & Großmann: Volksschule in Knielingen (heute Viktor-von-Scheffel-Schule), um 1950, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVd 139.

Pfeifer & Großmann

Arthur Pfeifer wurde 1879 in Mühlburg geboren und studierte an den Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe und Berlin-Charlottenburg Architektur. Sein späterer Kompagnon Hans Großmann wurde im selben Jahr in Zürich geboren und absolvierte das Architekturstudium an der dortigen Eidgenössischen TH. 1905 lernten sich die beiden angehenden Architekten während eines Praktikums im Architekturbüro von Hermann Billing in Karlsruhe kennen. Bereits im darauffolgenden Jahr gründeten sie das Architekturbüro Pfeifer & Großmann, auch Atelier für Architektur und Kunstgewerbe genannt, da sie neben Entwurf, Planbearbeitung und Bauleitung auch Innenausbau und -ausstattung samt Mobiliar anboten. Nach wechselnden Adressen in der Akademie-, Kaiser- und Amalienstraße befand sich das Büro seit 1912 in der Belfortstraße 14.

Die Bauaufgaben von Pfeifer & Großmann erstreckten sich vom Wohnhaus- und Siedlungsbau über Schulhausbauten, Verwaltungs- und Fabrikgebäude bis hin zu Wohlfahrts- und Krankenhausanstalten. Nach ersten Mietswohnhäusern in der Weststadt ab 1906/07 und einer Werksanlage für die Großherzogliche Majolika-Manufaktur 1908 waren die Architekten, die 1907 zu den Gründungsmitgliedern der Gartenstadt Karlsruhe GmbH gehörten, neben Friedrich Ostendorf, Karl Kohler und Georg Botz mit Entwürfen von Doppelwohnhäusern und Reihenhauszeilen maßgeblich an der ersten Bauphase der Gartenstadtsiedlung (1911-1915) beteiligt. Zur gleichen Zeit entstanden nach ihren Plänen in Daxlanden Kleinwohnhäuser für Beamte und Arbeiter des Karlsruher Rheinhafens sowie in Knielingen die 1912/13 errichtete Volksschule (heute Viktor-von-Scheffel-Schule). Ihr bekanntestes Werk in Karlsruhe ist das 1914/15 neu erbaute Geschäfts- und Wohnhaus Zum Krokodil in der Waldstraße 63.

Wichtige Projekte außerhalb der badischen Landeshauptstadt waren das Erholungsheim Bethanien in Langensteinbach (fertig gestellt 1909), das Städtische Krankenhaus in Achern (eröffnet 1913) und das neue Rathaus in Mülheim a. d. Ruhr (fertig gestellt 1916). Letzteres führte zu einer Zweigniederlassung des Büros in Mülheim ab 1911/12, die Großmann ab 1926 eigenständig weiterführte, während Pfeifer von da an alleiniger Geschäftsinhaber des Karlsruher Büros war. Beide Büros firmierten zwar auch nach 1926 mit Pfeifer & Großmann, ihr letztes gemeinsames Projekt war aber die von 1922-1924 ausgeführte Karlsruher Filiale der Rheinischen Creditbank in der Kaiserstraße 90 anstelle des von Friedrich Weinbrenner geplanten, 1918 abgebrannten Eckhauses der Museumgesellschaft.

Der Bildhauer Hermann Binz, der seit 1909 mit Pfeifer & Großmann wegen des Projekts für das Großherzog-Friedrich I.-Denkmal zusammenarbeitete und auch das Eingangsrelief und die beiden Tondi an der Knielinger Volksschule gefertigt hatte, schuf für die zentrale Rundnische des Haupteingangs einen vollplastischen Frauenakt (heutiger Standort vor dem Fächerbad). Alle ab den frühen 1920er-Jahren in Nordrhein-Westfalen, vorrangig in Mülheim, entstandenen Bauten des Büros, darunter einige Monumentalbauten, entwarf Großmann, während Pfeifer sich in Karlsruhe fast ausschließlich auf den Villenbau konzentrierte (unter anderem Villa Krah, Schwarzwaldstraße 9, 1923; Villa Bopp, Moltkestraße 38, 1924; Villa Ruh, Hagenstraße 5; 1927/28).

Hans Großmann, von 1908-1926 Assistent und seit 1926 Ehrendoktor der Ingenieurwissenschaft an der TH Karlsruhe, starb 1949 in Mülheim. Pfeifer, der 1932 das Büro von der Belfortstraße in das eigene Wohnhaus Schumannstraße 9 verlegt hatte, führte dieses ab 1946, seit Anfang der 1950er-Jahre gemeinsam mit dem Architekten Kuno Wilderer, bis zu seinem Tod 1962 fort. Unter anderem beteiligte sich das Büro 1954 am Ideenwettbewerb der Volksbank Karlsruhe für den Neubau an der Ecke Kaiser- und Karl-Friedrich-Straße.

Katja Förster 2015

Quelle

StadtAK 1/Wi-ko-Amt 9046.

Literatur

Friedrich Dietert: Süddeutsche Bau- und Raumgestaltung. Zu den Arbeiten der Architekten Pfeifer & Großmann, Karlsruhe, in: Wohnungskunst. Vereinigt mit der Münchner Halbmonatsschrift Die Raumkunst. Illustrierte Monatshefte für Hausbau, Wohnungskunst, Kunstgewerbe und verwandte Gebiete, 8. Jg., März 1916, S. 65-94 (= Pfeifer & Großmann. Architekten. Karlsruhe. Sonderdruck der Zeitschrift Wohnungskunst, Berlin W 15 [ohne Jahr]; Paul Joseph Cremers: Pfeifer & Großmann, Berlin, Leipzig, Wien 1928 (= Neue Werkkunst); Rheinische Creditbank. Filiale Karlsruhe, hrsg. anlässlich der Eröffnung des Neubaues am 14.10.1924 von der Rheinischen Creditbank, Karlsruhe 1924.