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Leibgrenadierdenkmal (Erster Weltkrieg)

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Leibgrenadierdenkmal, um 1930, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVb 154.

Leibgrenadierdenkmal (Erster Weltkrieg)

Im nordwestlichen Bereich des Europaplatzes.

Im Rahmen der in den 1920er- und 1930er-Jahren erfolgten Errichtung von Ehrenmalen für ehemals in Karlsruhe stationierte Militäreinheiten wurde ab 1922 von der Kameradschaft des 1. Badischen Leibgrenadier-Regiments Nr. 109 der Vorschlag diskutiert, für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Angehörigen des Regiments ein Ehrenmal aufzustellen. Als Standort bestimmte man den Platz vor dem Hauptpostgebäude, der 1933 den Namen Lorettoplatz (1945 aufgehoben, heute Europaplatz) erhielt. Dort war knapp 100 Jahre lang bis 1896 in der von Friedrich Weinbrenner geplanten Infanteriekaserne das Leibgrenadier-Regiment untergebracht.

Aus dem hierfür ausgeschriebenen Bauwettbewerb ging das Architektenduo Otto Gruber und Emil Valentin Gutmann mit ihrem "Greif" genannten Entwurf als Sieger hervor. Das Denkmal besteht aus einem zweistufigen Podest, auf dem ein etwa 20 Meter hoher, aus glatt behauenen Granitquadern bestehender Pfeiler ruht, der von einem bronzenen Greif, dem Wappentier Badens und dem Helmzierrat des Regiments, gekrönt wird. Mit der Herstellung des Greifen-Modells wurde der Bildhauer Karl Dietrich beauftragt.

Die Vorderseite des Denkmals trägt die Inschrift: "Den badischen Leibgrenadieren". An der Westseite des Pfeilers sind die wichtigsten Schlachtenorte aufgeführt, an denen das Regiment im 19. Jahrhundert teilgenommen hat (1803-15, Danzig, Spanien, Wagram, Moskau, Beresina, Leipzig, Paris, Straßburg, 1848-49, Schleswig, 1870-71, Straßburg, Nuits, Lisaine, Paris). Auf der Rückseite sind die Arten von Militärverhältnissen und Dienstpflichten aufgeführt, in denen sich ein Regimentsangehöriger befinden konnte (Grenadier, Reserve, Ers. Res., Landwehr, Landsturm, 109). Darüber ist der Stern des badischen Hausordens der Treue zu sehen, der ursprünglich auch als Helmzierrat angebracht war. An der Ostseite sind alle Orte genannt, an denen das Regiment im Ersten Weltkrieg teilgenommen hat (1914-18, Mülhausen, Saarburg, Priesterwald, Fricourt, Vermelles, Loretto, Reims, Champagne, Somme, Verdun, Cambrai, St. Quentin, Damenweg, Marne, Maas).

Das Leibgrenadierdenkmal wurde am 28. Juni 1925 im Rahmen eines Veteranentreffens eingeweiht. Seine Gesamtkosten, die durch Spenden sowie Stiftungen von Großherzog Friedrich II., der Stadt Karlsruhe und dem badischen Staatsministerium aufgebracht wurden, betrugen 50.000 Mark. Sowohl die Bombenangriffe als auch die Metallsammlungen des Zweiten Weltkriegs überstand es unbeschadet. Im Rahmen der Baumaßnahmen zur Kombilösung wurde das Denkmal Anfang 2010 abgebaut und der Pfeiler bei den Karlsruher Verkehrsbetrieben eingelagert. Der Greif befindet sich momentan im Garten des Prinz-Max-Palais. Es ist beabsichtigt, das Denkmal nach Abschluss des Bauprojekts an alter Stelle wieder aufzustellen. Das Denkmal ist als Kulturdenkmal nach § 2 Denkmalschutzgesetz eingestuft. 2020 beschloss der Gemeinderat, das Denkmal nach der Wiederaufstellung mit einer vom Stadtarchiv erarbeiteten Stele zu kommentieren.

René Gilbert 2017

Quellen

StadtAK 8/ZGS 22c; Datenbank Kulturdenkmale, https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=02944 (Zugriff am 8. August 2017); Badische Presse vom 28. Mai 1933 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2107666?query=Lorettoplatz (Zugriff am 9. November 2017).

Literatur

Ursula Merkel: Leibgrenadierdenkmal (Erster Weltkrieg), in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl., Karlsruhe 1989, S. 566-571 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 19. September 2022); Alexandra Kaiser: Vogelperspektiven – Zwei ungleiche Baudenkmäler, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 104 vom 19. September 2014, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-104/blickpunkte (Zugriff am 19. September 2022).