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Emil Valentin Gutmann


Emil Valentin Gutmann

Architekt, * 17. Februar 1880 St. Ulrich/Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, † 16. November 1957 Karlsruhe, kath., ∞ 1910 Anna Theresia Herrmann, 2 Söhne.

Nach Abschluss der Gewerbeschule arbeitete der Sohn eines Landwirts zunächst vier Jahre lang als Maurer. Anschließend begann Gutmann eine hochbautechnische Ausbildung an der Großherzoglich Badischen Baugewerkeschule in Karlsruhe, die er, von einer dreijährigen Tätigkeit als Bauführer in einem Baden-Badener Baugeschäft unterbrochen, im Mai 1905 als Werkmeister beendete. Von 1905 bis 1908 war er im Architekturbüro Robert Curjel & Karl Moser tätig und besuchte daneben für vier Semester die Technische Hochschule (TH) Karlsruhe. Von 1908 bis zum Tod von Friedrich Ostendorf im März 1915 leitete er dessen Architekturbüro. Während des Ersten Weltkriegs diente er zwei Jahre als Pionier.

1919 machte sich Gutmann als Privatarchitekt in Karlsruhe selbstständig. Bis dahin hatte er sich an drei Wettbewerben, darunter für ein neues städtisches Gewerbeschulgebäude am Lidellplatz (1911, Ankauf) und für mustergültige Entwürfe von Kleinwohnungshäusern für den Badischen Landeswohnungsverein (1913, 2. Preis; in Zusammenarbeit mit Max Philipp) beteiligt und außerdem die Planung von sechs Wohnhäusern für die Gartenstadt Grünwinkel eGmbH sowie die Bauleitung für die Gemeinnützige Baugenossenschaft Durlach für die zwischen der Friedrich-, Auer und Luisenstraße projektierten dreigeschossigen Reihenhäuser mit 96 Wohneinheiten übernommen.

Von 1921 bis etwa 1934 ging Gutmann mit Regierungsbaumeister Otto Gruber, seit 1921 Privatdozent und seit 1924 außerordentlicher Professor für Architektur an der TH Karlsruhe, eine Bürogemeinschaft ein. Grubers gesellschaftliche Stellung und Kontakte brachten dem Büro Aufträge für bürgerliche und herrschaftliche Wohnhäuser ein. Daneben plante das Büro auch das Erholungsheim der Reichsbahnbetriebskrankenkasse Karlsruhe in Bad Dürrheim (1924-1926), das neue Hauptgebäude (1930/31) der Heidelberger Universität mit West- und Südflügel (1931-1935) sowie drei Denkmäler, von denen das Leibgrenadierdenkmal (Erster Weltkrieg, 1925) auf dem heutigen Europaplatz das bekannteste ist. Aufgrund der unterschiedlichen Ausbildung der beiden Partner zeichnete Gruber für den architektonischen Entwurf und die künstlerische Gestaltung der Projekte und Gutmann für die Bauleitung und Organisation verantwortlich.

Nach der Auflösung des gemeinsamen Büros in der Leopoldstraße 7a – 1928 war Gruber als ordentlicher Professor an die Technische Hochschule Aachen berufen worden – plante Gutmann noch zwei Sechsfamilienwohnhäuser, das erste für den Ettlinger Fabrikanten Emil Schneider in der Kantstraße 4 (1935/36), in dem Gutmann selbst eine Wohnung bezog, und das zweite für die Badische Landeskreditanstalt für Wohnungsbau (1937/38) in der Hölderlinstraße 8, sowie zwei Einfamilienhäuser in Grötzingen und Staufen.

Zum 1. Mai 1933 war Gutmann in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten und engagierte sich als ehrenamtlicher Referent der Reichskammer der Bildenden Künste im Gau Baden. Vom 1. Oktober 1940 bis 31. März 1943 arbeitete er als Entwurfsarchitekt und Stellvertreter von Hans Detlev Rösiger in der Neubauleitung Weißenburg. Dann wechselte er als technischer Leiter an den Bauhof Baden.

Der 1946 gestellte Antrag auf Wiederzulassung als Architekt wurde erst 1949 genehmigt. 1950 beteiligte er sich mit seinem jüngeren Sohn, dem Architekten Bernd Gutmann, erstmals wieder an zwei Wettbewerben. Das Büro gewann jeweils den ersten Preis. Beim realisierten Wohnblock an der Konstanzer Straße im Dammerstock für die Volkswohnung GmbH handelt es sich um eine Zusammenarbeit mit dem zweiten Preisträger Fritz Rößler.

Katja Förster 2020

Quellen

GLA 466-2/3454, 465 h/11911; StadtAK 1/Wi-ko-Amt 8913; Badische Presse vom 29. Juli 1911, 25. Juli 1926; Karlsruher Zeitung vom 9. Juni 1931; Badische Neueste Nachrichten vom 24. April 1950 und 8. September 1950, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 4. Februar 2022).