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De:Lexikon:ort-0083

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BESCHREIBUNG, SIGNATUR.
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BESCHREIBUNG, SIGNATUR.

Mühlburg (Essay)

Erstmals erwähnt als „Muelenberc“ im Jahr 1248, war das Gebiet um Mühlburg aber schon in der Römerzeit besiedelt. 1258 wird die Burg Mulenberc ausdrücklich als „cast-rum mulenberc“ bezeichnet, womit ein so genanntes Weiherhaus, ein turmähnliches Gebäude mit einem doppelten Wassergraben, gemeint ist. Die Mühlburg war ursprünglich königlicher Besitz, den sich die badischen Markgrafen in der Zeit des Interregnums, Mitte des 13. Jahrhunderts, angeeignet hatten. Nach dessen Ende eroberte Rudolf von Habsburg Mühlburg zurück. Diese wurde wieder Reichsburg, welche die Nichte König Rudolfs, die einen der Söhne Markgraf Rudolfs heiratete, als Wittum gewidmetes Gut bekam. Bei der badischen Landesteilung von 1535 kam Mühlburg zur evangelischen Linie Baden-Pforzheim, später Baden-Durlach. Unter Markgraf Philipp (1527-1533) begann der Ausbau der Burg zu einem Schloss. Markgraf Karl (1553-1577) nutzte Mühlburg als Sommerresidenz, die Markgraf Ernst Friedrich (1577-1604) um 1600 prächtig einrichtete. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Mühlburg fast völlig zerstört.

Am 20. April 1670 verlieh der Markgraf dem wieder aufgebauten Ort Stadtrechte und erließ die entsprechenden Stadtprivilegien, die Mühlburg zur Handels- und Gewerbestadt werden lassen sollten. Als französische Truppen während des Pfälzischen Erbfolgekrieges die Dörfer und Städte am Oberrhein plünderten und in Brand steckten, wurde Mühlburg erneut in Schutt und Asche gelegt.

Die Gründung der neuen Residenz Karlsruhe warf die wiederaufgebaute Stadt Mühlburg – sie hatte 521 Einwohner – wieder zurück. Ein Teil der Einwohner zog um, neue Bürger ließen sich kaum noch nieder. Von einiger Bedeutung für Mühlburg war der Entschluss des badischen Prinzen XYZWilhelm Ludwig, auf Mühlburger Gelände für seine bürgerliche Ehefrau ein Freigut zu erwerben, das die Voraussetzung dafür war, dass sie zur Freifrau von Seldeneck geadelt werden konnte. 1769 entstand eine Krappfabrik, ein Jahr später eine Brauerei, die bald den Kundenstamm der ehemaligen Brauerei Gottesaue übernahm. Bereits 1765 war von einem Straßburger Kaufmann eine Segeltuchfabrik gegründet worden.

Besser ging es der Stadt allerdings erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die wachsende Residenz Karlsruhe auch für Mühlburg einen Aufschwung brachte. Viele der Mühlburger Handwerker und Taglöhner fanden dort Arbeit. 1814 zählte Mühlburg 714 Einwohner, besaß eine Schule, seit 1719 eine Kirche sowie 96 Wohn- und 43 Nebengebäude. Die Einwohnerzahl stieg im 19. Jahrhundert in Folge der beginnenden Industrialisierung kontinuierlich an. Der 1844 in Mühlburg geborene Erfinder Carl Benz gehörte allerdings nicht lange dazu, denn seine Mutter zog es rasch wieder nach Karlsruhe, wo sie Arbeit fand.

Um 1870 gab es in Mühlburg außer der alten Seldeneckschen Brauerei nur die Badische Kartoffelmehlfabrik Wahl & Cie in der Fabrikstraße, die XYZMalzfabrik Leopold Eypper in der Falterstraße</lex>, heute Stösserstraße, und die Glacélederfabrik Mühlburg, vormals R. Ellstätter, in der Hardtstraße. Seit 1862 war Mühlburg auch an den Eisenbahnverkehr angeschlossen. Die Maxaubahn hielt an dem Bahnhof beim Fliederplatz, der heute als Jugendtreffpunkt dient. In dessen unmittelbarer Nachbarschaft siedelte sich kurz nach der Eingemeindung auch die Eisengießerei Seneca an.

1886 war Mühlburg, nach XYZKlein-Karlsruhe im Jahr 1812, die erste XYZEingemeindung nach Karlsruhe, das von seiner Gründung an über eine relativ kleine Gemarkung verfügte. Karlsruhe wuchs damit um 212 Hektar, die Einwohnerzahl stieg um 4.106 auf 61.078. Der neue Stadtteil Mühlburg musste zwar ein Stück seiner Gemarkung an die XYZWeststadt und an XYZGrünwinkel abgeben, bekam dafür aber später das gesamte Gebiet des späteren XYZRheinhafens hinzu.

Die Städte, zwischen denen seit 1881 auch eine XYZPferdebahn verkehrte, wuchsen in den folgenden Jahren rasch zusammen. 1911 folgte eine XYZAutobuslinie nach XYZDaxlanden.

In den Jahren 1901 bis 1904 entstanden auf dem Mühlburger Gewann Oberfeld, das die Stadt zunächst von den Seldenecks erwerben musste, die neuen Fabrikgebäude der XYZMaschinenbaugesellschaft. Auch durch diese Ansiedlung der damals größten Karlsruher Fabrik wurde die bereits vor der Eingemeindung begonnene Entwicklung zu einem Industrievorort fortgesetzt. Der Stadtteil Mühlburg wuchs kontinuierlich weiter und erreichte im XYZErsten Weltkrieg 1916 den vorläufigen Höhepunkt mit 15.508 Einwohnern.

Danach ging die Bevölkerungszahl erstmals seit der Eingemeindung zurück und blieb auch noch in den ersten Nachkriegsjahren unter dieser Höchstmarke. Erst seit 1925 war wieder ein leichtes Wachstum über diese Marke hinaus festzustellen. In den 1920er-Jahren, die von einer starken XYZWohnungsnot geprägt waren, entstanden in Mühlburg etliche neue Häuser, so in der westlichen XYZMoltkestraße zwischen der heutigen XYZStösserstraße und der Hardtstraße, wo viergeschossige Häuser gebaut wurden. Der Konkurs der Maschinenbaugesellschaft in der XYZWeltwirtschaftskrise 1929/30 traf Stadt und Stadtteil hart. Die Versuche, neue Industriebetriebe auf dem noch nicht durch die Maschinenbaugesellschaft bebauten Oberfeld anzusiedeln, scheiterten wegen der grenznahen Lage Karlsruhes mehrfach. Nur im Falle der Firma XYZMichelin gelang es im Jahr 1930, den Zuschlag zu erhalten. Die französische Firma erwarb einen Teil des Oberfeldes, das bereits 1921 als Industriegelände ausgewiesen worden war.

Die XYZLuftangriffe des XYZZweiten Weltkriegs trafen Mühlburg schwer, vor allem der folgenschwere Angriff vom 4. Dezember 1944 hatte verheerende Folgen, als im XYZGasthaus Drei Linden mindestens 100 Menschen umkamen. Nicht mehr in Mühlburg wohnten zu diesem Zeitpunkt die XYZjüdischen Familien. 39 Personen waren 1940 mit den badischen und saarpfälzischen Juden nach XYZGurs deportiert worden, mindestens 15 wurden in den NS-Vernichtungslagern ermordet.

In der Nachkriegszeit trug Mühlburg durch die Bebauung des XYZMühlburger Feldes 1953-1955 einen guten Teil zur Behebung des gravierenden Wohnungsmangels bei. Der XYZEntenfang und die teilweise ausgebaute XYZLameystraße ermöglichten ab 1954 in der alten XYZRheinstraße ab dem Entenfang eine Einbahnführung. Die Rheinstraße wurde von der XYZHändelstraße verbreitert. Die XYZVogesenbrücke trug ab 1962 zur weiteren Behebung der Verkehrsprobleme bei, ebenso die 1963 begonnene und 1988 fertiggestellte XYZSüdtangente. 2010 wohnten 15.714 Einwohner in Mühlburg.

2007 wurde der Stadtteil in das Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die Soziale Stadt“ aufgenommen, das Ende 2015 ausläuft. In diesem Rahmen erfolgte die Umgestaltung des XYZLindenplatzes, die Sanierung des Spielplatzes XYZWeinbrennerstraße/XYZSophienstraße, der Bau des Bolzplatzes an der XYZAlb, die Innensanierung des Kinder- und Jugendtreffs am Fliederplatz oder die Lärmschutzmaßnahmen entlang der B 10. Das XYZBürgerzentrum Mühlburg wurde von einer Bürgerarbeitsgruppe konzipiert, der 2010 gegründete XYZVerein Bürgerzentrum Mühlburg e.V. betreibt das Bürgerzentrum in einem Gebäude der ehemaligen Seldeneckschen Brauerei in unmittelbarer Nachbarschaft zum XYZKulturverein Tempel. Geplant ist der Umzug in einen Neubau auf dem Mühlburger Feld, der für die XYZStadtteilbibliothek gebaut wird.

Neben diesem jungen Verein hat Mühlburg eine traditionsreiche Vereinslandschaft. 1861 wurde der Turnverein, heute XYZTurnerschaft Mühlburg, ein Jahr später der XYZGesangverein Frohsinn als Arbeiterbildungsverein gegründet. Der XYZBürgerverein, der XYZBayernverein Blau-Weiß Almfrieden und der XYZRadsportverein konnten 1998 gemeinsam ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Der traditionsreiche XYZVfB Mühlburg, der 1952 im XYZKarlsruher Sport Club aufging, ist hier ebenso zu nennen wie der im Rheinhafen angesiedelte XYZKarlsruher Rheinklub Alemannia e.V.

An bemerkenswerten Gebäuden weist Mühlburg neben den beiden Kirchen, der evangelischen XYZKarl-Friedrich-Gedächtnis-Kirche und der katholischen Kirche XYZSt. Peter und Paul, unter anderem die Industriebauten mit herrschaftlicher Villa der ehemaligen Brauerei Seldeneck in der Fabrik- bzw. Hardtstraße, die Industriebauten im Rheinhafen, den ehemaligen Mühlburger Bahnhof in der Fliederstraße und das ehemalige XYZFriedrichs-Waisenhaus in der Stösserstraße auf.

Ernst Otto Bräunche 2015

Quelle

Stadtteilentwicklung Sanierungsgebiet „Die Soziale Stadt“ Mühlburg. Dokumentation der Bürgerbeteiligung Oktober 2007 bis Dezember 2010, Stadt Karlsruhe - Amt für Stadtentwicklung 2010 https://web1.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/afsta/Stadtentwicklung/Stadtteilentwicklung/muehlburg/download/Muehlburg%20Abschlussber%202010.pdf, (Zugriff am 27. Juli 2015).

Literatur

Ernst Otto Bräunche (Hrsg.): Mühlburg. Streifzüge durch die Ortsgeschichte, Karlsruhe 1998.