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Bahnhof Mühlburg


Bahnbedienstete vor dem Bahnhofsgebäude in Mühlburg, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 174/112.
Blick vom Bahnübergang Hardtstraße auf den Mühlburger Bahnhof, vor 1914, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 610.
Honsellstraße, Blick nach Westen mit dem neuen Bahnhofsgebäude, Mai 1938, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Bildstelle III 1039.
Nutzung des alten Bahnhofs Mühlburg durch das Jugendzentrum Werkstatt 68 e.V., Juli 1975, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A30/1/2/32.

Bahnhof Mühlburg

Der erste Mühlburger Bahnhof entstand im Zuge der am 4. August 1862 eröffneten Maxaubahn am heutigen Fliederplatz. Entlang der Strecke Karlsruhe-Maxau waren am Mühlburger Tor, in Mühlburg und Knielingen Zwischenhalte eingerichtet worden, an denen von 1862 bis 1864 auch Stationsgebäude entstanden. Während der Mühlburger Tor-Bahnhof und der Knielinger Bahnhof nur für Personenverkehr zuständig waren, handelte es sich beim Mühlburger Bahnhof um eine Personen- und Güterstation.

Der am 4. Dezember 1862 in Mühlburg aufgenommene Güter- und Viehtransport stieg in den nächsten zwei Jahrzehnten stetig an. Als der Bahnhof 1880 das auf 31.800 Tonnen angewachsene Transportaufkommen kaum mehr meistern konnte und die Frachten teilweise über Germersheim umgeleitet werden mussten, verlangte die Generaldirektion der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen, welche auf Kosten der Stadt Karlsruhe die Maxau-Bahn betrieb, eine Erweiterung des Mühlburger Bahnhofs. Diese wurde 1884/85 auf einem vom Angrenzer Freiherr Wilhelm von Seldeneck erworbenen Geländestück durchgeführt. 1888/89 erhielt der Bahnhof eine Gasbeleuchtung, 1890/91 eine Wasserleitung.

Als 1895 eine neue Bahnlinie zwischen dem neuen Rangierbahnhof am Durlacher Wald, dem neuen Mühlburger Güterbahnhof (heute Westbahnhof) und dem Bahnhof Maxau in Betrieb genommen wurde, auf der künftig der gesamte Güterverkehr von und nach Maxau transportiert werden sollte, wandten sich zahlreiche Mühlburger Unternehmer und Geschäftsleute erfolgreich mit der Bitte an die Stadt, auch weiterhin die Güterabfertigung am Bahnhof Mühlburg zu belassen.

1898 wurden die südlich des Mühlburger Bahnhofs verlaufende Fliederstraße, der vor dem Bahnhof südlich der Fliederstraße gelegene Fliederplatz und die längs der Maxaubahn im ehemals Seldeneckschen Anwesen zwischen der Hardt- und Lerchenstraße verlaufende Sonnenstraße benannt.

Um 1900 verlangte die Generaldirektion der Staatseisenbahnen erneut eine auf 500.000 Mark veranschlagte Erweiterung des Mühlburger Bahnhofs. Die Stadt, die schon längere Zeit über eine Hochlegung, Überbrückung oder gar Verlegung des Hauptbahnhofs diskutierte, konnte eine Vertagung der Erweiterungsmaßnahmen bis zur endgültigen Klärung der Bahnhofsfrage durchsetzen. Mit dem 1902 gefassten Beschluss, den Karlsruher Hauptbahnhof an die südliche Stadtperipherie zu verlegen, war das Ende des Mühlburger Bahnhofs besiegelt. Mit Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs am 22./23. Oktober 1913 wurde der Betrieb der bisherigen Maxaubahn mit den Bahnhöfen eingestellt und der Bahnverkehr auf die 1895 eröffnete Güteumgehungsbahn nach Maxau verlegt. Das denkmalgeschützte Gebäude des ehemaligen Bahnhofs Mühlburg dient heute als Jugendtreff.

Als Ersatz für den Bahnhof Mühlburg wurde an der 1895 eröffneten Güterumgehungsbahn Karlsruhe, und zwar an der Nordseite der Honsellstraße, etwa 180 Meter östlich des heutigen Bahnhofsgebäudes, eine provisorische Haltestelle eingerichtet. Diese bestand aus einem einfachen Holzschuppen, in dem ein Schalter- und Warteraum, ein Gepäckraum und ein Raum für den Stationsvorsteher untergebracht waren. Eine erhöhte Sandbank, kaum länger als das Holzhäuschen, diente als Bahnsteig und war bei Regenwetter kaum passierbar. Aber auch verkehrstechnische Probleme waren mit dem neuen Standort verbunden: Nicht nur dass die Züge der Maxau- und der Rheintalbahn (auch Rheinbahn) eine bisher ausschließlich dem Güterverkehr vorbehaltene Strecke benutzten, sondern westlich des neuen Bahnhofs Mühlburg überquerte niveaugleich die Staatseisenbahn die Gleise der zwischen Rheinhafen und Durlach verkehrenden Straßenbahn, was zu häufigen Schließungen des Bahnübergangs führte.

Erst der Bau der Karlsruher Rheinbrücke (Eröffnung 3. April 1938) führte von 1936 bis 1938 dazu, im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen die Honsellstraße circa 180 Meter westlich der bisherigen Bahnstation tiefer zu legen und mit einer Überführung für die neue Bahnlinie sowie einem soliden Bahnhofsgebäude zu versehen. Direkt nordöstlich der Über- bzw. Unterführung schloss das zweigeschossige, noch heute als Bahnhof Mühlburg genutzte Stationsgebäude an, das im Erdgeschoss Schalter- und Gepäckraum, Warte- und Güterhalle und die Toiletten, im Obergeschoss eine Wirtschaft, einen Luftschutz- und Heizraum aufnahm.

Durch den Anschluss der ehemaligen Maxaubahn an die Pfälzische Maximiliansbahn 1865 war die erste durchgehende Verbindung zwischen dem badischen Karlsruhe und dem pfälzischen Winden entstanden, die schon bald über Landau und Edenkoben bis nach Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße) verlängert wurde. Bis heute stellt der Bahnhof Mühlburg mit seinem Park and Ride-Angebot und den nahe gelegenen Stadtbahnhaltestellen Lameyplatz und Entenfang einen wichtigen Haltepunkt im öffentlichen Personennahverkehr zwischen Karlsruhe-Neustadt und Karlsruhe-Germersheim dar.

Katja Förster 2021

Quellen

Digitalisierte Zeitungen in der Badischen Landesbibliothek, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 25. Juni 2021), darunter: Karlsruher Anzeiger vom 5. August 1862 und 1. Juli 1865, Karlsruher Tagblatt vom 3. Dezember 1913 (Von der Straßenbahn), Badische Presse vom 14. November 1913 (Die Verkehrsverhältnisse am Mühlburger Bahnhof), Der Führer vom 3. Mai 1935, 28. September 1935 und 2. April 1938 (Drei neue Haltepunkte – drei neue Schmuckstücke).