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Gasthaus zum Waldhorn


Schlussstein vom Torbogen des "Waldhorn", 1712, Stadtmuseum Karlsruhe 1992/023.
Gasthaus zum Laub, Kaiserstraße 16, Postkarte um 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 1194.

Gasthaus zum Waldhorn

Im Vorfeld der Stadtgründung von Karlsruhe entstand 1712 das Gasthaus zum Waldhorn an der Straße von Mühlburg nach Durlach, nicht nur für Waldarbeiter und Fuhrleute, sondern wohl auch für die Jagdgesellschaft des regierenden Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Es wurde die erste Gaststätte in der 1715 gegründeten neuen Residenz. Der Schlussstein im Torbogen des Gebäudes hat sich noch erhalten und wird heute im Karlsruher Stadtmuseum aufbewahrt. Er zeigt im Relief eine Kartusche mit der Jahreszahl 1712 und einem Waldhorn sowie die Buchstaben IDM, die wohl mit "In Decreto Marchionis" (Auf Befehl des Markgrafen) aufgelöst werden können.

Karlsruhes erster Bürgermeister Johannes Sembach erwarb und erweiterte das Gasthaus um ein daran stoßendes Eckhaus an der späteren Waldhornstraße zur Langen Straße, heute Kaiserstraße, in der Nähe des damals dort noch befindlichen Durlacher Tores. Hier wurden in den Anfangsjahren der Stadt die Lateinische Schule und die Ratssitzungen abgehalten.

Sembach wollte zunächst die Eröffnung weiterer Gasthäuser in Karlsruhe verhindern, die dann aber bald entstanden und wie das Waldhorn den Radialstraßen der Stadt ihren Namen gaben, nachdem diese ursprünglich nach den Mitgliedern des vom Stadtgründer gestifteten Fidelitasordens benannt worden waren. Für sie galt schon seit 1722 als Eckhäuser die zweistöckige Modellbauweise, während das Waldhorn wohl noch einstöckig ausgeführt worden war.

Das Gasthaus wurde von seinem gleichnamigen Sohn und der Witwe Sembachs noch fast vier Jahrzehnte weitergeführt und wurde Treffpunkt der Karlsruher Handwerkerzünfte. Der Schwiegersohn von Johannes Sembach junior, Heinrich Lung, erwarb die Wirtschaft 1758, riss sie ab und erbaute an ihrer Stelle ein neues, der Bauordnung von 1752 entsprechendes, zweistöckiges Haus "mit 12 Stuben, 6 Kammern, 23 Gastbetten und Stallungen für 24 Pferde.“ Auf dieses Gebäude wurde damals das Schild Zum Drachen übertragen. Im 19. Jahrhundert wurde es als Gasthaus zum Ritter betrieben und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es das Laub, von dem sich ein Foto im Stadtarchiv erhalten hat. Nach Kriegszerstörung und Wiederaufbau befindet sich an seiner Stelle heute das große Wohn- und Geschäftshaus Kaiserstraße 18 mit einem Bäckerei-Café im Erdgeschoss.

Peter Pretsch 2023

Quelle

GLK 206/3295.

Literatur

Benedikt Schwarz: Alt-Karlsruher Wirtschaften, in: Die Pyramide. Beilage zum Karlsruher Tagblatt vom 10. und 17. Januar 1926, S. 8 und 11; Gerlinde Brandenburger-Eisele. Ein Stein vom "Waldhorn", in: Blick in die Geschichte, Bd. 1, 1994, S. 282 ff.; Peter Pretsch: Johannes Sembach, in: Blick in die Geschichte Nr. 107 vom 19. Juni 2015, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-107/sembach.