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Karl Desepte


Karl Desepte, um 1890, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/15b.

Karl Desepte

Oberrechnungsrat, Stadtrat, * 3. November 1822 Altbreisach/Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, † 26. Juli 1900 Karlsruhe, kath., ∞ 1. Charlotte Emilie Milster, 2. Sofie Fahrer.

Karl Desepte, über dessen erste beiden Lebensjahrzehnte nichts bekannt ist, begann seine berufliche Laufbahn 1844 als Kameralassistent. 1850 wurde er Stabsquartiermeister bei der Badischen Militärverwaltung. 1858 folgte seine Beförderung zum Regimentsquartiermeister im Rang eines Hauptmanns. Unter Ernennung zum Oberrechnungsrat wurde Desepte 1868 zur badischen Oberrechnungskammer in Karlsruhe versetzt, für die er bis zu seiner Pensionierung 1890 tätig war.

Obwohl von eher introvertiertem Charakter engagierte sich der national gesinnte Desepte bei den badischen Nationalliberalen für die Schaffung eines deutschen konstitutionellen Bundesstaats. Gleichwohl kritisierte er während der Regierungszeit Otto von Bismarcks öffentlich die Politik des Reichskanzlers, insbesondere seine Haltung im Kulturkampf und seine Pläne zur Militärorganisation. Dennoch anerkannte Desepte nach der Entlassung Bismarcks dessen Lebensleistung, sodass er sich 1892 als fast 70-jähriger in vorderer Reihe an den Huldigungsfahrten für Bismarck nach Kissingen und Friedrichsruh beteiligte.

In Karlsruhe gehörte Desepte zu den Mitbegründern der Nationalliberalen Partei, für die er 1875-1899 als Stadtrat amtierte. Außerdem war er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der altkatholischen Gemeinde Karlsruhe und bis zu seinem Tod Vorstand des nationalliberalen Vereins Karlsruhe, zuletzt als Ehrenmitglied. In letzterer Funktion verkehrte Desepte häufig in der Wirtschaft der Brauerei Schrempp in der Waldstraße, wo sich Parteifreunde, darunter Ferdinand Thiergarten, Karl Schrempp, Friedrich Hoepfner und Emil Fieser, zum sogenannten Runden Tisch, einem Forum des badischen Nationalliberalismus, trafen und Themen diskutierten, von denen manche zu einem späteren Zeitpunkt auf der Kommunal- oder Landesebene politisch umgesetzt wurden. Desepte war der Onkel des Karlsruher Oberbürgermeisters Karl Schnetzler.

René Gilbert 2016

Quellen

StadtAK 1/POA 2/826, 8/StS 13/840 (Blätter 70, 71); Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe für das Jahr 1900, Jg. 16, Karlsruhe 1901, S. 109, Band zum Download (PDF) (Zugriff am 14. September 2022).

Literatur

Friedrich von Weech: Karlsruhe. Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung, Bd. 3, 2. Hälfte 1875-1900, Karlsruhe 1904, S. 483, 523, 639, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/266472 (Zugriff am 1. August 2016); Benno Schöke: 80 Jahre Alt-Katholische Kirchengemeinde in Karlsruhe, Bonn 1958, S. 5 f.; Albert Herzog: Ihr glücklichen Augen. Ein Karlsruher Journalist erzählt aus seinem Leben, Karlsruhe 2008, S. 88 f., 285 (= Kleine Karlsruher Bibliothek Bd. 3).