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Johann Ludwig Weinbrenner


Johann Ludwig Weinbrenner

Architekt, Bezirksbaumeister, * 2. April 1790 Karlsruhe, † 9. Februar 1858 Karlsruhe, ev., ∞ Maria (auch Marie) Schafrath (auch Scheffroth), 1 Sohn, 1 Tochter.

Der Sohn des gleichnamigen Zimmermeisters Johann Ludwig Weinbrenner (1764-1832) und älteren Bruders von Friedrich Weinbrenner besuchte zunächst die 1869 auf Initiative von Albert Friedrich von Keßlau gegründete Architektonische Zeichenschule, in welcher der Hofmaler Carl Autenrieth Lehrlinge und Gesellen des Bauhandwerks grundlegende Kenntnisse in Zeichnen, Arithmetik, Geometrie, Mechanik und Architektur einschließlich Materialkunde und Kostenberechnung vermittelte. Weinbrenner bestand die Abschlussprüfung am 14. Mai 1807 mit Bravour. Am 6. April 1808 erbat Oberbaurat Friedrich Weinbrenner beim Geheimen Rat, dass sich sein Neffe ausschließlich dem Studium der Baukunst widmen dürfe, woraufhin dieser unter die Baukandidaten aufgenommen wurde. Der Einberufung in die neu aufgestellte badische Landwehr Ende 1813 konnte Weinbrenner mit dem Argument, dass er als Aufsichtsperson beim Neubau der Evangelischen Stadtkirche unabkömmlich sei, entgehen. Noch im selben Jahr brach er zu einer architektonischen Bildungsreise nach Italien auf, von der er im November 1817 nach Karlsruhe zurückkehrte. Im April 1818 legte er die Staatsprüfung mit "sehr gut" ab und wurde als Baupraktikant in den Staatsdienst aufgenommen. Einer kurzen Tätigkeit in Freiburg folgte 1819 die Anstellung als Bezirksbaumeister in Müllheim, dann in Lörrach, 1825 in Baden-Baden und von 1835 bis zu seiner Zurruhesetzung 1857 in Rastatt.

Der Schwerpunkt seines Schaffens lag auf dem Sakralbau. Neben der Evangelischen Kirche Binzen (1821-1824) und der Synagoge Sulzburg (1822) plante Weinbrenner eine große Zahl katholischer Gotteshäuser, von denen noch etliche in den Landkreisen Karlsruhe, Rastatt, Ortenaukreis, Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald erhalten sind. Im heutigen Stadtgebiet von Karlsruhe können lediglich noch zwei Bauwerke mit seinem Namen verbunden werden: Nach Weinbrenners Plänen wurde die 1713 bis 1723 von Johann Michael Ludwig Rohrer erbaute Kirche St. Valentin in Daxlanden 1834/35 nach Westen erweitert und mit einer Empore und einer neuen Fassade versehen. 1845 entstand nach seinem Entwurf das Schulhaus in Knielingen, bei dem er klassizistische Stilprinzipien mit dem modernen Rundbogenstil Heinrich Hübschs kombinierte.

Katja Förster 2020

Quellen

GLA 76/10430; Provinzial-Blatt der Badischen Markgrafschaft, Nr. 49, 20. Juni 1807, S. 219.

Literatur

Wulf Schirmer: Johann Ludwig Weinbrenner (1790-1858). Aspekte einer 'architektonischen Reise' nach Rom, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung, Bd. 104, 1997, S. 259-266; Johann Ludwig Weinbrenner, Kurzbiografie und Werkauswahl / Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai), https://www.saai.kit.edu/699.php (Zugriff am 7. Juli 2020).