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Hermann Loesch


Hermann Loesch, im Hintergrund das nach seinen Plänen gebaute Hochhaus Kaiserallee 61/Ecke Uhlandstraße, 1973, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A24/175/7/26.

Hermann Loesch

Architekt, * 3. Januar 1893 Trier, † nach 1978, ev., ∞ 1921 Maria Auguste Sauer, 1 Tochter.

Hermann Loesch ging 1899-1907 in Pirmasens und Köln zur Schule und absolvierte anschließend eine Lehre bei Otto Welsch, der in Köln ein Baugeschäft mit angeschlossenem Architekturbüro besaß. Danach besuchte er 1909-1911 die Ingenieur-Akademie (Bautechnikum) in Konstanz und arbeitete zwei Jahre an mehreren Bauprojekten in Duisburg. 1912 kam Loesch nach Karlsruhe, um an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe Architektur bei Friedrich Ostendorf und Hermann Billing sowie Städtebau bei dem Kunsthistoriker Albert Erich Brinckmann zu studieren. Nach vierjährigem Militärdienst machte sich Loesch nach dem Ersten Weltkrieg mit einem eigenen Architekturbüro selbstständig. Parallel war er zeitweise Geschäftsführer der Mitte der 1920er-Jahre insolvent gegangenen Karlsruher Firma Bau- und Holzindustrie GmbH.

In den folgenden Jahrzehnten plante und baute Loesch zahlreiche Wohn- und Geschäftsgebäude in Karlsruhe. Zu diesen gehören die Häuser Sophienstraße 200-204, Moltkestraße 139 (1926), Guntherstraße 14-16 (1927/28), Nebeniusstraße 20/Treitschkestraße 2 (1933), Gabelsbergerstraße 19/Weinbrennerstraße 20-22 (1927/28, mit der Weinbrenner-Apotheke im Parterre), mehrere viergeschossige Wohnhäuser in der Bahnhofstraße sowie das über 40 Meter hohe Hochhaus Kaiserallee 61/Ecke Uhlandstraße und das Haus Fidelitas an der Ecke Ebertstraße/Karlstraße (1968). Einige davon stehen unter Denkmalschutz. Darüber hinaus zeichnete Loesch für den Bau der Karlsruher Kinos Schauburg (1929), Rheingold (1937), Regina (1959) sowie für das Residenztheater in Rastatt verantwortlich.

Loesch war von 1930-1945 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und der SA. 1941 denunzierte er den Angestellten Friedrich Lauer bei der Polizei, nachdem dieser sich gegenüber Loeschs Frau abfällig über das NS-Regime geäußert hatte. Lauer wurde vom Sondergericht Mannheim "wegen heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei" zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt. In seinem Verfahren vor der Spruchkammer Karlsruhe wurde Loesch im Oktober 1947 als Belasteter eingestuft und zu 14 Monaten Arbeitslager verurteilt. Außerdem wurde verfügt, 40% seines Vermögens, mindestens aber 15.000 Reichsmark einzuziehen. Wegen eines Herzleidens kam Loesch im März 1948 wieder auf freien Fuß. In einem Berufungsverfahren wurde er im März 1950 als Minderbelasteter, nach Ablauf der Bewährungsfrist als Mitläufer eingestuft.

1953 trat Loeschs Schwiegersohn Heinz William Gulden in dessen Architekturbüro ein. Mit ihm realisierte er neben dem Regina-Kino den Bau des Globus-Lichtspielhauses in Gernsbach (1954/55). Loesch hielt mehrere Patente auf dem Bausektor. So entwickelte er beispielsweise das "Gussverfahren Loesch", nach dem mehrere Siedlungen in Berlin und im Ruhrgebiet errichtet wurden.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 233/36411, 240 Zug. 1993-6/5652, 520 Zug. 1981-51/14985, 465h/31607; StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Loesch, Hermann.

Werk

Die Ettlinger-Tor-Platz-Entwürfe, in: Die Pyramide. Wochenschrift zum Karlsruher Tagblatt, Nr. 17 vom 17. Februar 1918 StadtAK 8/Ze 19 https://digital.blb-karlsruhe.de/2670257 (Zugriff am 19. Januar 2021); Architektur der Gegenwart, Nr. XIV, o.J. (ca. 1933).

Literatur

Nikolaus Koch: Der Architekt Hermann Loesch, in: Dorothea Roos: Bauen in Baden. Architektur in Karlsruhe 1920-30, Ergebnisse eines baugeschichtlichen Seminars im Sommersemester 2005, Karlsruhe 2006, S. 135-140.