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Otto Edel


Otto Edel

Rektor, Stadtrat, * 29. Oktober 1894 Göbrichen/Enzkreis, † 3. Oktober 1941 bei Roslawl/Bezirk Smolensk/Russland, ev., ∞ 1921 Anne Katrin Beck, 3 Töchter.

Otto Edel, der Sohn eines Lehrers, besuchte von 1911 bis 1914 das Lehrerseminar in Karlsruhe. Er meldete sich als Freiwilliger für den Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg und kämpfte 1914-1918 an der Front, zuletzt als Leutnant. Nach Kriegsende begann er seine Tätigkeit als Unterlehrer in Wolfartsweier und setzte sie als Hauptlehrer in Hohenwettersbach fort. Später kam er nach Durlach, wo er zuerst in Aue als Lehrer unterrichtete. Zum 1. Oktober 1933 folgte er seinem Vater als Rektor der Hindenburgschule (seit 1947 Pestalozzischule) in Durlach. 1936 erhielt er die Ernennung zum Geschäftsführer des Kreisschulamtes. Edel war ein begeisterter Musiker (Cello) und förderte die Musik an den Schulen und in den Vereinen. Er selbst spielte bei vielen Veranstaltungen Kammermusik mit dem Ruder-Trio (zusammen mit D. Wackershauser und W. Ruder).

Edel trat 1930 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein und gehörte zu den Gründern der Ortsgruppe in Hohenwettersbach. In der Ortsgruppe Durlach fungierte er unter anderem als Zellenleiter. Später wurde er auch Ortsgruppenleiter, im November 1933 Führer der Ortsgruppe der Deutschen Christen in Durlach. Seit dem 1. Januar 1932 gehörte er dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) an, ab dem 1. November 1933 war er Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und ab dem 1. Oktober 1937 im Reichskolonialbund (RKB). In Durlach war Edel ab 1933 Stadtrat, ab Oktober 1935 Ratsherr und ab 1. April 1938 nach der Eingemeindung Durlachs Ratsherr in Karlsruhe. Edel arbeitete in den 1930er Jahren auch als Konservator des Pfinzgaumuseums. Im März 1937 bat er um Entbindung von diesem Amt wegen Arbeitsüberlastung. Der frühere Leiter, Friedrich Eberle, übernahm dann wieder die Führung des Museums. Im Zweiten Weltkrieg nahm Edel an der West- und zuletzt als Major und Kompaniechef an der Ostfront teil und verstarb an den Folgen einer schweren Verwundung.

Trotz seines Todes während des Krieges gab es nach Kriegsende eine Untersuchung des US-Militärs über die Verstrickung von Edel mit dem Nationalsozialismus. Er wurde in die Gruppe 2 (Belastete/Schuldige) eingereiht. Laut Zeugenaussagen war Edel ein begeisterter Nationalsozialist und ein Nutznießer des NS-Systems, da er vorzeitig zum Rektor ernannt worden war und auch seine Wohnung auf dem Turmberg auf Grund seiner politischen Macht bekommen habe. Das Stadtschulamt von Karlsruhe bescheinigte am 4. August 1947: "Edel war seit 1933 als Altparteigenosse Ratsherr in Durlach und nach dessen Eingemeindung auch in Karlsruhe. Frühzeitig zum Rektor ernannt, doch dauernd weitgehend vom Dienst entlastet (sechs Wochenstunden), um parteiamtlich tätig zu sein. Edel war am 20. Dezember 1937 aus der Kirche ausgetreten und ließ sich als "gottgläubig" führen."

Alfred Becher 2020

Quellen

Karlsruher Zeitungen https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 27. Dezember 2020: Durlacher Tageblatt, Nr. 261 vom 8. November 1933, Nr. 237 vom 10. Oktober 1935, Nr. 281 vom 29. November 1941; Der Führer, Nr. 331 vom 30. November 1941; Badische Presse, Nr. 95 vom 26. Februar 1916, Nr. 283 vom 2. Dezember 1941; GLA 465 h Nr. 56165, 235-1 Nr. 5340.

Literatur

Das Pfinzgaumuseum in Karlsruhe, Akzente seiner Neugestaltung, Karlsruhe 1976, S. 9 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 3), Buch zum Download (PDF); Asche/Hochstrasser: Durlach: Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe 1996, S. 399-411 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 17), Buch zum Download (PDF) (Zugriff jeweils am 19. Oktober 2022).