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Gaststätte "Zum Moninger"


Restaurationsbetrieb Zum Moninger, Kaiserstraße 142-144, nach 1901, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVe 124.

Gaststätte "Zum Moninger"

Nachdem die Brauereigesellschaft vormals S. Moninger 1897/98 zur größten Karlsruher Brauerei aufgestiegen war, errichtete sie bis 1901 in der Kaiserstraße 144, direkt neben der ehemaligen Braustätte und dem damaligen Bierausschank, den neuen Hauptausschank Zum Moninger.

1899 hatten die Brüder Moninger das Eckhaus von Hoffriseur Otto Holzmann erworben und an seiner Stelle einen von Hermann Walder entworfenen, fünf Geschosse hohen Neubau im neogotischen Stil errichtet. 1901 wurde der Restaurationsbetrieb eröffnet, der sich über das Erdgeschoss und erste Obergeschoss erstreckte und den ebenfalls neu gestalteten Gastraum des alten Moninger, die Kutscherstube, mit einbezog. Der Neubau enthielt im Erdgeschoss einen Laden mit kunsthandwerklichen Produkten, die Badische Halle (zweigeteilter, von Sternengewölben überfangener Raum mit Holzvertäfelung und 12 Fliesenbilder mit Ansichten badischer Städte) und den Gartensaal, Tempel und Kreuzgang sowie im ersten Obergeschoss den Kapitelsaal (grüne und weiße Wände und Decke, gefliester Kamin und Schenktisch), den Konkordiasaal (Trinkstube der Konkordia-Gesellschaft), die Arche (vollständig mit Holz im spätgotischen Stil verkleideter Raum nach Vorbild alter südtiroler Schlösser und Bürgerhäuser) und ein Billardzimmer (rote Holzvertäfelung und Temperafries über der Tür).

An der Ausführung des Neubaus wirkten Regierungsbaumeister Friedrich Rauschenberg, Max Laeuger (Fliesenbilder, Farbgestaltung), Fridolin Dietsche (Bildhauerarbeiten an der Kaiserstraße), Christian Elsässer (Bildhauerarbeiten am Erker), Fidel und Hermann Binz (Bildhauerarbeiten an der Karlstraße), die Kunstmaler Heinrich Kley (Nausikaa-Fries im Billardzimmer) und Josef Asal (Figuren am Fernsprecher) sowie die Holzschnitzer Heinrich Maybach, David Vögele, [Albrecht] Weber und Eduard Funke mit. Die Figuren an der Fassade entstammen unter anderem dem "Ring des Nibelungen" von Richard Wagner und zeigen neben Siegfried und seinen Eltern auch die Walküre Brünnhilde. Anfang der 1920er-Jahre kam im ersten Obergeschoss noch ein Café dazu, so dass der Restaurationsbetrieb in der Kaiserstraße 142-144 ab da als Wirtschaft und Kaffee zum Moninger firmierte, ab Mitte der 1930er-Jahre als Großgaststätte zum Moninger bzw. Großgaststätte und Kaffeehaus zum Moninger. Bereits 1917 waren ein Teil des Obergeschosses im Eckhaus und der Dachstuhl des alten Gebäudes einem Feuer zum Opfer gefallen.

Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurden das mit Giebeln und diversen Dachhauben und -gauben gestaltete Dach des Eckhauses vollständig und das alte Moninger-Gebäude weitgehend zerstört. Um 1947 wurde das Eckhaus von der amerikanischen Besatzungsbehörde für die Einrichtung eines US-Information Centers (Amerikahaus) beschlagnahmt. Erst nach seiner Teilfreigabe 1951 konnten die Wiederaufbauarbeiten beginnen. Am 6. Oktober 1956 fand die Wiedereröffnung mit den drei Gasträumen Gaststube am Eck (EG), Kapitelsaal und Café (OG) statt. Die architektonische Gestaltung hatte Erich Schelling, die künstlerische Ausschmückung Emil Sutor übernommen.

2004 wurden die Moninger-Gaststätten geschlossen. Heute beherbergt das Eckhaus unter anderem die Stadtmarketing Karlsruhe GmbH und die City Initiative Karlsruhe, das Nachbargebäude das Café Emaille und eine Bäckerei.

Katja Förster 2014

Literatur

Zum Moninger. Erinnerungsblätter für die Gäste!, Karlsruhe 1901; 1856-1956. Ein Jahrhundert Moninger Bier [Texte von Rolf Gustav Haebler, Wolfgang Altendorf und Cornel Dax, Aquarelle von Hermann Kupferschmid], Karlsruhe 1957.