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Bauschule Friedrich Weinbrenner


Wohnhaus von Friedrich Weinbrenner in der Schloßstraße (heute Karl-Friedrich-Straße) 28, in dem sich auch die Bauschule befand, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 216.

Bauschule Friedrich Weinbrenner

Als gelernter Zimmermann hatte sich Friedrich Weinbrenner weitgehend autodidaktisch sein architektonisches Wissen aneignen müssen. Als er nach mehrjährigen Lehr- und Wanderjahren unter Markgraf Karl Friedrich 1801 zum badischen Baudirektor ernannt wurde, eröffnete er in seinem Wohnhaus am Ettlinger Tor eine Bauschule, in der er – vor allem auch mit Blick auf die völlig unzureichend ausgebildeten Baubeamten – angehende Baumeister systematisch in die Baukunst einführte.

Die Ausbildung gliederte sich, wie Weinbrenners dreibändiges „Architektonisches Lehrbuch“ zeigt, in drei Stufen: Zunächst wurden die Baueleven in Sprachen und Geschichte sowie den Hilfswissenschaften Arithmetik, Geometrie, Mechanik und Teilen der angewandten Mathematik unterrichtet. Dann folgte die Unterweisung in der praktischen Baukunst, bei der geometrisches, perspektivisches und architektonisches Zeichnen, Optik sowie Grundlagen in Bautechnik und Konstruktionslehre im Mittelpunkt standen. Mit diesem Wissen konnten sich die Schüler dem letzten Ausbildungsteil, den eigentlichen baukünstlerischen Fragen, zuwenden. Durch Kopieren von Studienblättern und Entwürfen Weinbrenners und das eigenständige Konzipieren von Planzeichnungen nach vorgegebenen Aufgabenstellungen bekamen sie ein Gefühl für Proportion, Baustil und Ästhetik. Zur Vervollständigung ihrer Kenntnisse in der höheren Baukunst legte Weinbrenner den Absolventen eine ausgedehnte Studienreise nach Italien sowie zu einem späteren Zeitpunkt Reisen nach Griechenland, Frankreich und England nahe.

Weinbrenners Bauschule avancierte bereits nach kurzer Zeit zur führenden Ausbildungsstätte für Architekten im südwestdeutschen Raum. Etwa 100 angehende Architekten sind zu Lebzeiten Weinbrenners durch die Schule gegangen, darunter die Brüder Christoph und Friedrich Arnold, Karl Joseph Berckmüller, Friedrich Eisenlohr, Friedrich Theodor Fischer und Heinrich Hübsch.

Nach dem Tod Weinbrenners 1826 wurde die Bauschule zunächst als höhere Unterrichtsanstalt für Architekten fortgeführt. Bei der Reorganisation der 1825 gegründeten Polytechnischen Schule im Jahre 1832 wurde sie dann auf Ministerialerlass vom 25. September als Fachschule für bürgerliche Baukunst mit dieser vereint. Ebenso wurde auch mit der 1807 durch Johann Gottfried Tulla gegründeten Ingenieurschule verfahren, die nach Tullas Tod 1828 zunächst als höhere Unterrichtsanstalt für Ingenieure weitergeführt und mit Erlass vom 25. September 1832 als Ingenieurschule in das Polytechnikum integriert wurde.

Katja Förster 2020

Quellen

Architektonisches Lehrbuch. Bd. 1: Geometrische Zeichnungslehre, Licht- und Schattenlehre, Tübingen 1810, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weinbrenner1810bd1, Bd. 2: Perspectivische Zeichnungslehre, Tübingen 1819, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weinbrenner1819bd2, Bd. 3: Über die höhere Baukunst, Tübingen 1819, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weinbrenner1819bd3.

Literatur

Elisabeth Spitzbart: Karl Joseph Berckmüller. 1800-1879. Architekt und Zeichner, Karlsruhe 1999, S. 20 (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrenner-Schule Bd. 3).