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Bankhaus Baer & Elend


Bankhaus Baer & Elend

1906 eröffneten Emil Baer und Ludwig Elend im Haus des Fabrikanten Rudolf Leichtlin in der Lammstraße 10 das Bankgeschäft Baer & Elend. 1910 verlegten sie die Geschäftsräume in die Karl-Friedrich-Straße 26 und damit direkt an den Rondellplatz, unweit des Hotels Germania. Unter den jüdischen Privatbanken in Karlsruhe positionierte sich das Unternehmen schon bald an vierter Stelle, hinter den Banken Veit L. Homburger, Straus & Co. und Ignaz Ellern.

1923 erwarben Baer und Elend von der Witwe Berthold Hirschs das mehrgeschossige Geschäfts- und Wohnhaus in der Kaiserstraße 209, in dem seit 1917 die zur internationalen B’nai B’rith Loge gehörende Carl-Friedrich-Loge, eine Vereinigung des gehobenen jüdischen Bürgertums, ihr Lokal hatte. Als diese 1927 ein neues Lokal in der Kriegsstraße 154 bezog, wurde das Bankgeschäft vom Erdgeschoss in das erste Obergeschoss verlegt.

Wie allen jüdischen Bankhäusern wurde auch dem Bankgeschäft Baer & Elend 1938 die Eigenschaft als Devisenbank aberkannt, wodurch es die Geschäftsgrundlage verlor. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurden nicht nur die Geschäftsräume demoliert, sondern auch Ludwig Elend am 9. November verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verbracht, aus dem er nach schriftlicher Zusicherung, Deutschland schnellstmöglich zu verlassen, nach circa zwei Wochen entlassen wurde. Zum 31. Dezember 1938 wurde die offene Handelsgesellschaft zwangsaufgelöst. Zum 1. Januar 1939 begannen die beiden ehemaligen Gesellschafter mit der Liquidation des Unternehmens, die nach dem 29. April von dem Bankbeamten Erwin Scheer zu Ende geführt wurde. Im selben Jahr ging das Anwesen Kaiserstraße 209 in das Eigentum des Ettlinger Fabrikanten Emil Schneider über.

Katja Förster 2020

Quellen

GLA 237 Zug. 1967-19/53 f.; Karlsruher Adressbücher 1907 ff. https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/485648 (Zugriff am 2. September 2022).

Literatur

Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 9), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 2. September 2022); Ingo Köhler: Die "Arisierung" der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung, München 2005; Marco Wottge: "Arisierung" in der Zeit des Nationalsozialismus in Karlsruhe, Karlsruhe 2020 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 20).