Menü
Suche

Brunnen im Akademiegarten

(Weitergeleitet von De:Lexikon:top-3166)


Brunnen im Akademiegarten, Foto: Marianne Störlein 1987.

Brunnen im Akademiegarten

Im Garten der Großherzoglich Badischen (heute Staatlichen) Akademie der Bildenden Künste, Stephanienstraße 80-82.

Die Großherzoglich Badische Akademie der Bildenden Künste stiftete den Brunnen im Akademiegarten anlässlich der Goldenen Hochzeit von Großherzog Friedrich I. und Großherzogin Luise von Baden am 20. September 1906. Noch als Prinzregent hatte Friedrich I. 1854 die Großherzogliche Kunstschule unter der Leitung von Johann Wilhelm Schirmer ins Leben gerufen, die seitdem einen ausgezeichneten Ruf genoss. Zu den beiden 1855 für die Schule in der Stephanienstraße 84-86 (heute 80-82) erworbenen Häusern gehörte ein großes, rückwärtig gelegenes Gelände, das bis zur Grünwinkler Allee (heute Bismarckstraße) reichte, an der 1855/56 nach Plänen von Franz Serger das neue Schulgebäude entstand. Das im Süden und Norden von Kunstschulbauten flankierte Areal war 1860 nach Vorgaben Schirmers als Studien- bzw. Akademiegarten angelegt worden.

Der Bildhauer Hermann Volz, seit 1880 Professor an der Akademie, wurde mit der Konzeption des Brunnens betraut, der zum größten Teil aus Spenden damaliger und ehemaliger Lehrer und Schüler finanziert wurde. Da die Brunnenanlage im Zentrum des Gartens entlang des Verbindungswegs aufgestellt werden sollte, wählte Volz für sie die Form eines Stibadiums, einer halbrunden Ruhebank, die ihren Ursprung in der Antike hat und sich in der Gartenkunst des 19. Jahrhunderts besonderer Beliebtheit erfreute. Das von Volz in verkleinertem Maßstab entworfene Modell erfuhr noch einige formale und proportionale Änderungen, bevor es von Steinmetz und Bildhauer Fidel Binz – bis auf das zementene Podest – in hellen Sandstein übertragen wurde.

Die monumentale Anlage besteht aus einer halbkreisförmigen Sitzbank, die in der Mitte von einer hochrechteckigen Brunnenwand unterbrochen wird, deren von kubischen Blöcken gefasstes Wasserbecken in den Raum ausgreift. Abstrakt anmutende lineare und pflanzliche Formen prägen das Becken und kontrastieren zur figurativen Szene der oberen Wandhälfte, in welche die Gedenkinschrift, gleich einem Altar, integriert ist. Links steht eine Frauenfigur in antikisierendem Gewand, die in ihrer Rechten einen Krug hält und mit der Linken ihrem mit Lendenschurz bekleideten Gegenüber eine Trinkschale reicht. Vermutlich handelt es sich um die Göttin Hebe, welche Herakles, ihrem Mann, den Trank der Unsterblichkeit kredenzt, was mit der immerwährenden Erinnerung an den Akademiegründer Großherzog Friedrich I. gleichgesetzt werden kann. Im Rahmen der Festivitäten zur Goldenen Hochzeit wurde der Brunnen am 23. September 1906 im Beisein des Fürstenpaares eingeweiht. Infolge der Zerstörung der Akademiegebäude im Zweiten Weltkrieg und der Wiedereröffnung der Kunstakademie zum Herbst 1947 in den zwei von Josef Durm für die Kunstgewerbeschule entworfenen Neorenaissance-Bauten an der Ecke Reinhold-Frank- und Moltkestraße verloren Garten- und Brunnenanlage ihre einstige Bedeutung.

Katja Förster 2015

Literatur

Gerhard Kabierske: Brunnen im Akademiegarten, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 468-470 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 22. September 2022).