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Brunnen im Garten der Großherzogin Sophie

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Brunnen im Garten der Großherzogin Sophie, um 1865, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 718.

Brunnen im Garten der Großherzogin Sophie

Von circa 1857 bis circa 1892 im Garten der Großherzogin Sophie von Baden (heute Bundesgerichtshof), zwischen Palais und Orangerie.

Der nach Plänen von Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner zwischen 1817 und 1822 angelegte Garten der Markgräfin Christiane Louise von Baden, der unter anderem das Markgraf-Friedrich-Denkmal, ein Palais, eine Orangerie und kleinere Gartengebäude umfasste, war nach dem Tod der Markgräfin 1829 in den Besitz ihrer einzigen Schwester Augusta Amalia Gräfin von Bismarck übergegangen sowie nach deren Tod 1846 Eigentum Großherzog Leopolds von Baden geworden. Anfang der 1850er-Jahre diente das Palais Prinz Friedrich, seit 1852 Prinzregent und seit 1856 Großherzog, als Wohnung. Die Heirat Großherzog Friedrichs I. mit Luise von Preußen am 20. September 1856 bot der seit 1852 verwitweten Großherzogin Sophie Anlass, das Palais zwischen 1856 und 1858 nach Plänen von Oberbaurat Friedrich Theodor Fischer als ihren Alterswohnsitz herrichten zu lassen.

Im Zuge der umfassenden Neugestaltung von Palais und Nebengebäuden wurde auch zwischen dem Palais und der nördlich davon gelegenen Orangerie eine Brunnenanlage errichtet, über deren Aussehen wir heute nur noch durch eine um 1865 entstandene Aufnahme unterrichtet sind. Der Brunnen bestand aus einem hohen sandsteinernen Postament mit bekrönender Marmorstatue. Während der architektonische Unterbau, bestehend aus einer geräumigen Bodenplatte und zwei aufeinander gestellten, jeweils aus Basis, Schaft und Gesims gebildeten Sockeln, sicherlich auf den Entwurf Fischers zurückging, können über den Schöpfer der auf einer runden Plinthe stehenden, mit Tunika und Palla bekleideten überlebensgroßen Frauenstatue, welche die griechische Göttin Demeter (römisch Ceres), Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Wachstums, darstellt, nur Vermutungen angestellt werden. Die anmutige Körperhaltung und antikisierende Gewanddrapierung sprechen zwar vor allem für Christian Lotsch (vergleiche die Allegorien der "Malerei" und "Bildhauerei" an der Südfassade der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe), aber auch Franz Xaver Reich (vergleiche Denkmal für die Opfer des Theaterbrands auf dem Alten Friedhof) oder Carl Johann Steinhäuser könnten für Konzeption und Ausführung der Figur verantwortlich gewesen sein. Über eine manuelle Hebelvorrichtung wurde dem oberen, mittig gesetzten Sockel Grundwasser zugeführt, von wo es über eine Neptun-Maske in eine vom unteren Sockel gefasste gusseiserne Brunnenschale fiel.

Nach dem Tod von Großherzogin Sophie 1865 verwahrloste das Anwesen zunehmend. Als ab 1892 an die Stelle des ehemals Markgräflichen Palais das von Josef Durm entworfene Erbgroßherzogliche Palais erbaut wurde, wurde die Brunnenanlage entfernt.

Katja Förster 2015

Literatur

Gerhard Kabierske: Brunnen im Garten der Großherzogin Sophie, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 255-257 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), Teil 1 (PDF) und Teil 2 (PDF) zum Download (Zugriff am 22. September 2022).