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De:Lexikon:bio-2167: Unterschied zwischen den Versionen

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==Quellen==
==Quellen==
GLA Karlsruhe 57a/1399; Karlsruher Tagblatt vom 11. und 14. Februar 1929; Der Führer vom 21. August 1935, 17. Januar und 7. März 1938, 13. Oktober 1943 und 21. März 1944, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff jeweils am 21. März 2024).
GLA Karlsruhe 57a/1399; Karlsruher Tagblatt vom 11. und 14. Februar 1929; Der Führer vom 21. August 1935, 17. Januar und 7. März 1938, 13. Oktober 1943 und 21. März 1944, https://blbk.rc.vls.io/topic/view/7864903 (Zugriff am 19. April 2024).

==Literatur==
==Literatur==
Peter Pretsch: Geöffnetes Narrenturney. Geschichte der Karlsruher Fastnacht im Spiegel gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, Karlsruhe 1995, S. 102 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 16); Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Staatstheater, bearb. von Günther Haass u. a, Karlsruhe 1982.
Peter Pretsch: Geöffnetes Narrenturney. Geschichte der Karlsruher Fastnacht im Spiegel gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, Karlsruhe 1995, S. 102 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 16); Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Staatstheater, bearb. von Günther Haass u. a, Karlsruhe 1982.

Version vom 19. April 2024, 12:02 Uhr


Olga Mertens-Leger

Solotänzerin und Leiterin der Kinderballettschule am Badischen Staatstheater, Inhaberin einer Tanzschule, * 26. Oktober 1892 Karlsruhe, † 11. November 1959 Karlsruhe, ev., ∞ 1913 Wilhelm Mertens, 1 Tochter.

Olga Leger, Tochter des Schreinermeisters Leo Leger, trat schon im Alter von fünf Jahren gemeinsam mit ihrer Schwester in die Ballettschule des damaligen Großherzoglichen Hoftheaters ein und wurde dort von der Primaballerina und Ballettmeisterin Paula Allegri-Bayz ausgebildet. Sie wurde nach der Jahrhundertwende für ihr außerordentliches Talent im klassischen Spitzentanz gefeiert und stieg schon 1910 zur ersten Solotänzerin auf. 1916 ließ sie sich von dem Maler Wladimir Zabotin porträtieren (Gemälde heute im Bestand der Städtischen Galerie). In den 1920er-Jahren war sie wandlungsfähig und auch gegenüber modernen Schautanzformen aufgeschlossen. So behielt sie ihre Position noch bis Mitte dieses Jahrzehnts bei, bevor sie im Frühjahr 1925 ihren Abschied mit einer in der Presse hochgelobten Bühnenvorstellung gab.

Bereits im Sommer 1924 hatte sie in der Geranienstraße 1 eine private Tanzschule gegründet, bei deren Geschäftsführung sie ihr Gatte, der eigentlich Bauingenieur war, unterstützte. Dort gab sie allerdings nicht nur Tanzunterricht für Laien, sondern vor allem Ballettunterricht für begabte, in der Mehrzahl weibliche Nachwuchskräfte, die das Tanzen professionell ausüben wollten. So bildete sie aus diesen Kandidatinnen eine Tanztruppe, mit der sie häufig auf Vereinsfesten und Bällen regional und überregional unterwegs war und bot dort Schautänze in Form des Revuetheaters nach Pariser Vorbild dar. Auch auf Veranstaltungen der 1929 neu gegründeten Großen Karnevalsgesellschaft Karlsruhe in der Festhalle war sie damit aufgetreten und nahm somit die erst in der Nachkriegszeit üblich gewordenen Showtanzeinlagen der Tanzgarden gewissermaßen vorweg.

Die überregionale Ausstrahlung ihrer Tanzschule spiegelt sich auch in der im August 1934 herausgegebenen illustrierten Zeitschrift des Berliner Varietés Wintergarten, das ihren Auftritt anlässlich des zehnjährigen Bestehens ihres Instituts feierte. Bereits vorher hatte sie Räume im Prinz-Max-Palais angemietet, um dieses Jubiläum auch in Karlsruhe mit Vorführungen und einer Ausstellung zur Tanzkunst angemessen feiern zu können und stellte die Leistungen ihrer Tanzschule und ihrer zwanzigköpfigen Tanztruppe auch in einer reich bebilderten Broschüre vor. Danach hatte sie mit ihrer Tanzschule Gastauftritte in Baden-Baden, Bruchsal, Heidelberg , Mannheim, Rastatt, Straßburg und Stuttgart gegeben und von ihr ausgebildete Tänzerinnen und Tänzer wurden von vielen renommierten Theatern und unter anderem von den Folies Bergère in Paris engagiert. In Karlsruhe gab sie damals auch häufig im Konzerthaus Vorstellungen. 1933 übernahm sie außerdem die Leitung der Kinderballettschule am Badischen Staatstheater, nachdem diese Stelle nach dem Tod ihrer Lehrerin Paula Allegri freigeworden war. Dazu musste sie einen Ariernachweis erbringen, nachdem jüdische Bühnenangehörige vom NS-Regime vom Theater entfernt und dort nicht mehr beschäftigt wurden. 1934 verlegte sie die Geschäftsstelle ihrer privaten Tanzschule in ein Doppelhaus der Hardtwaldsiedlung in der Hindenburgstraße (heute Erzbergerstraße) 47. Dort war jedoch nicht genug Platz für die große Schar ihrer Auszubildenden und sie musste für ihre Tanzstunden häufig in angemietete Nebenräume von Gasthäusern wie dem Salmen oder Vereinslokalen wie der Eintracht ausweichen, nachdem man ihr die Nutzung des Ballettsaals im Theater für ihr Privatinstitut verweigert hatte.

Mit ihren Gastspielen feierte sie weiterhin Erfolge. So trat ihre Tanzschule 1938 zum hundertjährigen Bestehen des Mainzer Carneval-Vereins in Mainz auf und selbst noch nach Kriegsausbruch wurde sie von der NS-Gemeinschaft Kraft (KdF) durch Freude für Gastspiele unter anderem in Dresden engagiert, bei denen wiederum ihre Tanztruppe und auch ihre Tochter Verena als Solotänzerin mitwirkten, deren Kostüme die Kostümbildnerin des Staatstheaters Margarete Schellenberg entworfen hatte. Im Sommer 1942 wurde sie zu einer dreiwöchigen Wehrmachtstournee in Italien eingeladen. Ihr letztes Gastspiel, das überliefert ist, fand im Frühjahr 1944 in Offenburg statt. Nach der Zerstörung des Karlsruher Theatergebäudes Ende September 1944 wurde die staatliche Kinderballettschule nicht weitergeführt und ihr Vertrag aufgelöst. Olga Mertens-Leger behielt ihr privates Institut als "Fachtanzschule" aber bis zu ihrem Tode bei, als ein Schlaganfall sie aus dem Leben riss. Ihr Briefwechsel enthält auch Dankesbekundungen ihrer Schülerinnen und Schüler, die in der Nachkriegszeit mit ihrer Ausbildung an Bühnen im In- und Ausland Karriere gemacht hatten, und sie findet auch noch in neueren Biographien bekannter Tänzerinnen und Tänzer, die bei ihr Unterricht nahmen, Erwähnung.

Peter Pretsch 2024

Quellen

GLA Karlsruhe 57a/1399; Karlsruher Tagblatt vom 11. und 14. Februar 1929; Der Führer vom 21. August 1935, 17. Januar und 7. März 1938, 13. Oktober 1943 und 21. März 1944, https://blbk.rc.vls.io/topic/view/7864903 (Zugriff am 19. April 2024).

Literatur

Peter Pretsch: Geöffnetes Narrenturney. Geschichte der Karlsruher Fastnacht im Spiegel gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, Karlsruhe 1995, S. 102 f. (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 16); Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Staatstheater, bearb. von Günther Haass u. a, Karlsruhe 1982.