Menü
Suche

Heinrich Sauerhöfer


Heinrich Sauerhöfer, Bild aus: Durlacher Tagblatt vom 16. Mai 1936.

Heinrich Sauerhöfer

Pfarrer, NSDAP-Kreisleiter, Bürgermeister, * 7. August 1901 Weißenburg/Elsass/Dép. Bas-Rhin/Frankreich, † 9. Oktober 1953 München, ev., gottgläubig, kath., ∞ Martha Krieg, 3 Kinder.

Nach dem Besuch der Volksschule (1908-1912) und des Gymnasiums (1912-1919) in Straßburg machte der Sohn eines Reichsbahnbeamten Heinrich Sauerhöfer 1921 das Abitur am Gymnasium Mannheim, wohin er 1919 nach der Flucht mit den Eltern aus dem nach dem Ersten Weltkrieg wieder französischen Elsass zu Verwandten gezogen war. Es folgte das Theologie- und Philosophiestudium in Heidelberg, Göttingen und Tübingen, das er 1926 abschloss. Seine ersten Stellen fand er als Vikar in Ettlingen, Hornberg und Mannheim. 1930 bis 1933 war er Pfarrer in Gauangelloch, Kirchenbezirk Neckargmünd, ehe er im Oktober 1933 als Nachfolger des Leiters der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei nahen protestantischen innerkirchlichen Gruppierung Deutsche Christen (DC) Baden und zum Oberkirchenrat berufenen Fritz Voges Pfarrer an der Karlsruher Christuskirche wurde. Mit seiner Berufung als Bürgermeister von Durlach schied er im Mai 1936 aus dem Kirchendienst aus.

Schon früh hatte Sauerhöfer zur NSDAP gefunden, er selbst gab 1921 an, nachzuweisen ist die Mitgliedschaft aber erst 1925 nach der Wiedergründung des Gaus Baden durch Robert Wagner. Bei seiner Amtseinführung als Bürgermeister von Durlach wurde er als "einer der ältesten Kämpfer der Bewegung in Baden" bezeichnet. In der Weimarer Republik trat er als Gauredner in zahlreichen Versammlungen auf. Dafür erhielt er als "alter Kämpfer" später mehrere Auszeichnungen der NSDAP, wie das Goldene Ehrenabzeichen. Auch als Pfarrer engagierte er sich in NS-Organisationen, 1931 war er als Externer Bezirksleiter des NS-Pfarrerbunds in Mannheim, 1932 Bezirksleiter der DC im Kirchenbezirk Neckargemünd. 1933 übernahm Sauerhöfer die Leitung des DC-Gaureferats für Theologiestudenten und Vikare sowie des Zensors für Artikel kirchlichen Inhalts in der badischen NS-Presse.

Im Juli 1934 stieg Sauerhöfer zum DC-Landesleiter auf und betrieb den Ausschluss seines Vorgängers Fritz Voges, da sich dieser von der Reichskirchenleitung in Berlin distanzierte. Ebenso opponierte er gegen die Landeskirchenleitung, als sich Baden im November/Dezember 1934 wieder aus der Reichskirche ausgegliedert hatte. Seine zahlreichen, teils anonymen Hetzartikel brachten ihm den Spitznamen Sauerhitler ein, womit auch seine stramm nationalsozialistische Haltung charakterisiert ist.

Nach seiner Berufung durch die Gauleitung als Bürgermeister in Durlach, wo er am 26. Mai 1936 in sein Amt eingeführt wurde, übernahm er schon am 23. August 1936 die Ortsgruppenleitung Durlach Nord. Der bisherige Ortsgruppenleiter Werner Bull, der sich auch Hoffnungen auf das Bürgermeisteramt gemacht hatte, wurde nun Ortsgruppenleiter Durlach Süd.

Seinen überraschenden Abschied aus Durlach Ende September 1937 begründete Sauerhöfer mit der Berufung als hauptamtlicher NSDAP-Kreisleiter in Kehl und der bevorstehenden Eingemeindung Durlachs nach Karlsruhe. Der stramme Nationalsozialist rechtfertigte die bevorstehende Eingemeindung in seiner Abschiedsrede noch als "im höheren Sinne" unumgänglich.

Als Kreisleiter wirkte Sauerhöfer in Kehl bis Anfang 1941, anschließend übernahm er im besetzten Elsass die Kreisleitung in Schlettstadt. Nach Karlsruhe kehrte er Anfang 1945 zurück, wo er auf Anordnung des Innenministeriums die seit dem Tode von Hermann Fribolin im August 1944 vakante Stelle des Ersten Bürgermeisters kommissarisch übernahm, ohne dass er hier in seiner kurzen Amtszeit sichtbar in Erscheinung trat.

Nach der Besetzung Karlsruhes durch französische Truppen am 4. April 1945 gehörte Sauerhöfer zu denen, die in die Ausweichstelle der Karlsruher Stadtverwaltung nach Pfullendorf flohen. Als auch Pfullendorf besetzt wurde, gelangte er über Scharnitz und Mittenwald nach München, wo er, ungeachtet seiner Aktivitäten als überzeugter Nationalsozialist, später noch mehrere Jahre als katholischer Religionslehrer tätig war. Wie dies möglich war und wie er sich dem Spruchkammerverfahren entziehen konnte, bleibt unklar.

Ernst Otto Bräunche 2022

Quellen

Detaillierte Quellenangaben bei Gerhard Schwinge (s. Literatur); StadtAK 1/POA 4667; Karlsruher Tagblatt vom 5. und 19. Oktober 1933, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2581703?query=Sauerh%C3%B6fer (Zugriff am 23. Februar 2022); Durlacher Tagblatt vom 16. Mai 1936, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/4693700?query=Sauerh%C3%B6fer und 2. Oktober 1937, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2173122?query=Sauerh%C3%B6fer; Badische Presse vom 16./17. Mai 1936, https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2173122?query=Sauerh%C3%B6fer (Zugriff jeweils am 23. Februar 2022).

Literatur

Sauerhöfer, Heinrich Friedrich, in: Fred L. Sepaintner (Hrsg.): Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, Stuttgart 2013, S. 333-336, https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1047523116/Sauerh%C3%B6fer+Heinrich+Friedrich (Zugriff am 23. Februar 2022); Susanne Asche: Die Bürgerstadt, in: Susanne Asche/Olivia Hochstrasser: Durlach. Staufergründung - Fürstenresidenz – Bürgerstadt, Karlsruhe 1996, S. 407-410 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 17), Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 19. Oktober 2022).