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Josef Eisele


Josef Eisele, Stadtarchiv Karlsruhe 1/POA 630a.

Josef Eisele

Buchdrucker, Redakteur, Stadtverordneter, * 29. März 1887 Pfullendorf, † 23. November 1967 Karlsruhe, kath., ∞ 1914 Marie Steinhard, 2 Söhne, 1 Tochter.

Als die Nationalsozialisten im März 1933 das sozialdemokratische Parteiorgan Volksfreund verboten, traf dies Redaktion und Belegschaft gleichermaßen durch den Verlust der Arbeitsplätze. Zu den nun arbeitslosen Journalisten gehörte der langjährige Leiter der Lokalredaktion Josef Eisele.

Eisele wurde am 22. März 1887 in Pfullendorf als Sohn eines Schreinermeisters geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters besuchte der Halbwaise von 1893 bis 1901 die Volksschule Pfullendorf, absolvierte dort bis 1905 eine Lehre als Buchdrucker und besuchte drei Jahre die Gewerbeschule. Nach Tätigkeiten als Buchdrucker in Pfullendorf, Freiburg, Köln und Biberach kam der in dieser Zeit in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) eingetretene Eisele 1908 nach Karlsruhe. Er arbeitete dort bis zum 1. Mai 1919 im technischen Betrieb des Volksfreunds, bis er als Redakteur die Leitung der Lokalredaktion übernahm. Außerdem gehörten die Rubriken Gewerkschaftliches, Soziale Rundschau, Jugend und Sport sowie der Briefkasten und die Beilage "Heimat und Wandern" zu seinen Zuständigkeiten. Dem Bürgerausschuss gehörte Eisele von 1928 bis 1933 als Stadtverordneter an.

Nach seiner erzwungenen Entlassung fand Eisele erst im November 1936 wieder eine Tätigkeit. Er durfte nun einen Handel mit Wasch- und Putzmitteln beginnen, der die fünfköpfige Familie bis November 1938 mehr schlecht als recht über Wasser hielt. Vom 1. Januar bis 1. April 1939 war er Geschäftsführer der Firma E. Bauer (chemisch-technische Produkte), danach bis April 1945 Kaufmännischer Angestellter bei der Möbelspedition Eugen von Steffelin. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juni 1944 wurde er im August verhaftet und bis zum 21. September 1944 im KZ Dachau inhaftiert.

Am 30. April 1945 begann Eisele als Aushilfsangestellter bei der städtischen Hauptverwaltung und übernahm dort bald den Presse- und Informationsdienst, seit dem 10. Dezember 1945 als Leiter des Nachrichtenamts. Der zum 1. Juni 1948 in ein reguläres Angestelltenverhältnis übernommene Eisele wurde trotz seines hohen Alters zum 1. Januar 1950 Beamter wegen seiner standhaften Haltung. Für die CDU signalisierte zum Beispiel Stadtrat Otto Dullenkopf Zustimmung, weil Eisele sich als "tapferer Mann" während des Dritten Reichs bewährt habe und auch in seiner Partei hochgeachtet sei.

Im Oktober 1948 übernahm Eisele bis zur Einstellung eines Geschäftsführers nebenamtlich die Leitung der Verlagsdruckerei Volkfreund, nachdem diese ihr Anwesen Waldstraße 28 wiederbekommen hatte. Darüber hinaus war er von 1945 bis 1954 Vorsitzender der Gartenstadt und Aufsichtsratsmitglied der Volkswohnung. 1947 bis 1959 gehörte er dem Landesbeirat der badischen gemeinnützigen Wohnungsunternehmen an. Als Verwaltungsoberinspektor trat Josef Eisele am 1. Oktober 1952 in den Ruhestand.

Seine Verdienste wurden 1957 mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Zu seinem 80. Geburtstag würdigte ihn die Allgemeine Zeitung als einen "Anwalt der Schwachen", dem Politik, Zeitungswesen und Wohnungsbau viel zu verdanken hätten.

Ernst Otto Bräunche 2022

Quellen

StadtAK 1/POA 630a und b; 8/ZGS Eisele, Josef; Allgemeine Zeitung (AZ) vom 29./30. März 1952.

Werk

Josef Eisele: 70 Jahre Dienst am Volke. Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Ortsverein Karlsruhe, Karlsruhe 1959.