Menü
Suche

Maschinenfabrik H. Geiger


Maschinenfabrik H. Geiger

Karl Geiger hatte sich gegen Ende der 1870er-Jahre als Techniker in Karlsruhe niedergelassen und ein Konstruktionsbureau für Kanalisation aufgebaut, in dem er Artikel für die Straßen- und Hausentwässerung entwickelte und – etliche davon mit Patent – zum Verkauf anbot. Nach seinem Tod 1893 übernahm der Sohn Eugen Geiger, der an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Maschinenbau studiert hatte und anschließend beim Städtischen Tiefbauamt tätig gewesen war, die Leitung des Konstruktionsbüros, das auch ein Musterlager in der Schützenstraße unterhielt. Bereits 1894 verlegte Eugen Geiger das gesamte Unternehmen unter dem Namen Geiger’sche Fabrik für Straßen- und Hausentwässerungsartikel in die Rüppurrer Straße 66, wo es bis zu seiner Verlegung nach Frankfurt-Höchst 1930 blieb.

Auf der Grundlage der väterlichen und der eigenen, vielfach patentierten Konstruktionen wie die Siebschaufelrad-Anlage zur Feinreinigung von Abwässern, stieg die Geiger’sche Fabrik zu einem führenden Unternehmen für Wasser- und Abwasserreinigungsanlagen in Deutschland auf. 1913 erwarben die Buderus’schen Eisenwerke in Wetzlar, mit denen Eugen Geiger enge Geschäftsverbindungen unterhielt, die Geiger’sche Fabrik GmbH, deren Geschäftsleitung er aber bis zur Verlegung nach Frankfurt-Höchst 1930 innehatte. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände in der Rüppurrer Straße 66/70 und in der Augartenstraße 51/53 wurde 1936 der neue Bauhof des Städtischen Tiefbauamts eingerichtet.

Drei Jahre nach dem Tod seines Vaters Eugen Geiger gründete Diplom-Ingenieur Hellmut Geiger, der Enkel des Firmengründers Karl Geiger, 1934 in Grünwinkel in der Hardeckstraße 3 die Maschinenfabrik H. Geiger, die sich ebenfalls auf die Fabrikation von Kühlwasser- und Abwasserreinigungsanlagen spezialisierte. 1937 konnte er von Gottlieb Lang die in der Lameystraße 24 in Mühlburg angesiedelte Maschinenfabrik Louis Nagel kaufen, die Personen- und Lastenaufzüge, Lauf- und Portalkräne, Waggon- und Lokomotivhebeböcke, Lokomotivbekohlungsanlagen sowie durch ihre Kessel- und Kupferschmiedearbeiten auch komplette Brauerei-Einrichtungen herstellte. Das Anwesen Lameystraße 24 blieb jedoch im Besitz von Lang, der es 1941 an die Stadt Karlsruhe verkaufte.

Geiger verlagerte zwar nach 1937 einen Teil der Maschinenfabrik H. Geiger von der Hardeckstraße in die Lameystraße, unterschied aber weiterhin strikt zwischen Maschinenfabrik Louis Nagel, Inh. Hellmut Geiger und Maschinenfabrik H. Geiger. Vor allem durch die Firma Louis Nagel und ihre Fabrikation von Spindelhebeböcken für Gleisfahrzeuge und Besandungs- und Bekohlungsanlagen für Lokomotiven profitierte Geiger, der bereits am 1. Mai 1933 in die Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP) eingetreten war, von der Rüstungs- und späteren Kriegsindustrie. Der Gesamtumsatz von 464.356 RM im Jahr 1939 konnte bis 1944 auf 827.421 RM gesteigert werden.

Auch nach Kriegsende verdankte es Geiger vor allem den Erzeugnissen der Maschinenfabrik Louis Nagel, dass der Betrieb, den er am 5. September 1945 mit Maschinenfabrik H. Geiger & L. Nagel beim Wirtschaftskontrollamt anmeldete, zu diesem Zeitpunkt bereits zu 60 % ausgelastet war. Um den Eisenbahnverkehr wieder in Gang zu setzen, drängte die Deutsche Reichsbahn nämlich auf die Lieferung von Hebeböcken für Lokomotiven und Waggons. Aber auch das städtische Gas- und Elektrizitätswerk, das Tiefbauamt und einige Brauereien hatten die Maschinenfabrik bereits mit Großreparaturen beauftragt.

Im Adressbuch von 1952 findet sich die Maschinenfabrik Louis Nagel zum letzten Mal in der Rubrik Aufzüge und Hebezeuge. Anschließend firmierte Hellmut Geiger ausschließlich unter Maschinenfabrik H. Geiger und konzentrierte sich wieder auf Einrichtungen und Armaturen für Kläranlagen. 1956/57 gab er den Standort Lameystraße 24 zugunsten der Hardeckstraße 3 auf, die er 1941 käuflich erworben hatte. Auf dem Anwesen in Grünwinkel führte er seine Firma bis zu ihrer Auflösung am 12. November 1969 fort.

Katja Förster 2021

Quellen

StadtAK 1/Wi-ko-Amt 36; Karlsruher Adressbücher 1880 ff., https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/bestaende/adressbuecher.de (Zugriff am 7. September 2021); Digitalisierte Zeitungen in der Badischen Landesbibliothek, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 7. September 2021), darunter: Karlsruher Tagblatt vom 15. Dezember 1931 und Badische Presse vom 15. Dezember 1931 zum Tod von Eugen Geiger, 18. November 1936 (Der neue Karlsruher Bauhof).