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Tiefbauamt Karlsruhe


Tiefbauamt Karlsruhe

Das Tiefbauamt gehört wie das Stadtplanungsamt, das Bauordnungsamt und das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft zu den Ämtern des Baudezernats (Dezernat 6) der Karlsruher Stadtverwaltung. Im Jahr 1870 entstand mit dem Wasser- und Straßenbauamt durch Abspaltung des Geschäftsbereiches aus dem städtischen Bauamt die Vorgängerinstitution des Tiefbauamtes, welche damals in Personalunion auch die Leitung des Gaswerks und später zusätzlich des Wasserwerks umfasste.

Als Geburtsstunde des Tiefbauamtes im engeren Sinne ist jedoch der Tag der Umbenennung des Wasser- und Straßenbauamts am 11. März 1890 zu bezeichnen. Zeitgleich erhielt auch das Stadtbauamt die Bezeichnung Hochbauamt. Die beiden Vorstände der Ämter führten fortan die Amtsbezeichnung Stadtbaumeister und nahmen neben den Vertretern der anderen technischen Ämter an den Sitzungen der Baukommission zur Koordination von städtischen Baumaßnahmen und Stadterweiterungen teil.

Dem Geschäftsverteilungsplan der städtischen Bauämter aus dem Jahr 1896 ist die auch heute noch für das Tiefbauamt genuine Aufgabe zu entnehmen, nämlich die Projektierung, Ausführung und Unterhaltung von Tiefbauten im Stadtgebiet, wie Straßen, Wege und Plätze, Anlagen, Kanäle, Brücken, Be- und Entwässerung sowie Wasserbauten.

Im Laufe der Zeit gab es mehrere Umstrukturierungen der inneren Organisation und der Aufgabenbereiche. Insgesamt gehen vier der heutzutage existierenden Ämter auf das Tiefbauamt zurück: So wurde das Gartenbauamt 1963 im Zuge der Vorbereitungen zur Bundesgartenschau 1967 gegründet. Zuvor oblag bereits schon einmal die Verwaltung der städtischen Gärten bis zum Jahr 1905 dem Tiefbauamt in alleiniger Regie, während sich ab 1940 die Abteilung Garten- und Tierparkverwaltung des Tiefbauamtes und das Stadtplanungsamt den Aufgabenbereich teilten.

Unter der Bezeichnung Stadterweiterungsbüro firmierte bis 1929 das heutige Stadtplanungsamt als eigenständige Abteilung innerhalb des Tiefbauamtes, bis es 1936 zu einer Ausgliederung als selbständige technische Dienststelle kam, welche am 18. Juli 1938 in Stadtplanungs- und Siedlungsamt umbenannt wurde.

Nachdem der Geschäftsplan der Städtischen Hauptverwaltung vom 1. Februar 1939 zunächst eine Zweiteilung des Tiefbauamtes in die Abteilungen A. Tiefbauwesen und B. Grundstücks- und Gemarkungsverwaltung vorgesehen hatte, wurden die Verwaltung der Liegenschaften sowie die Vermessung während des Zweiten Weltkrieges dem Tiefbauamt entzogen und ab 1941 bei der Allgemeinen Verwaltung angesiedelt. Direkt nach dem Krieg waren die beiden Abteilungen dann wieder bis zum Inkrafttreten des Verwaltungsgliederungsplans am 1. April 1953 dem Tiefbauamt angeschlossen. Die erneute Ausgliederung und Erhebung zu einem selbständigen Amt hatte der Leiter der Liegenschafts- und Vermessungsabteilung im Tiefbauamt bereits am 12. Mai 1951 beantragt.

Als jüngste der vier Ausgliederungen entstand 1987 das Amt für Abfallwirtschaft, welches zum 1. Januar 2023 in den Eigenbetrieb "Team Sauberes Karlsruhe" überführt werden soll.

Unter der Ägide von Hermann Schück, des ersten Leiters des Tiefbauamtes, wurde die Grundlage für eine moderne Abwasserbeseitigung gelegt. Er führte eine Schwemmkanalisation ein und ließ den Landgraben erweitern und überwölben. Mit der Hirschbrücke entstand in der Südweststadt außerdem ein das Stadtbild prägendes Bauwerk.

Im Zuge der Eingemeindungen fiel dem Tiefbauamt die Aufgabe der Anbindung der früher selbständigen Gemeinden an die Infrastruktur Karlsruhes zu. Von 1907 bis 1910 und von 1929 bis 1938 mussten somit neun Ortsteile an das Kanalisations- und Verkehrsnetz angeschlossen werden.

Generell stellten Neubau und Unterhaltung von Straßen oder die Umstellung auf neue Straßenbeläge eine große Herausforderung für das Personal des Tiefbauamtes dar. Allein zwischen 1914 und 1933 vergrößerte sich die Straßenfläche in Karlsruhe von 2.180.000 auf 2.850.000 Quadratmeter und das Kanalnetz von 151 auf 208 Kilometer - eine Steigerung um mehr als 30 Prozent.

Ein für die städtebauliche Entwicklung Karlsruhes besonders bedeutendes Werk des Tiefbauamtes stellt der im Jahr 1926 unter dem Amtsleiter Emil Bronner und dem Architekten Karl Peter Pflästerer entwickelte und bis in die 1950er-Jahre Wirkkraft entfaltende Generalbebauungsplan dar. Hierauf gehen unter anderem der heutige Adenauerring, das Rheinstrandbad und etliche Neubausiedlungen wie die Hardtwaldsiedlung oder die Dammerstocksiedlung zurück.

Während des Zweiten Weltkrieges dokumentierte das Tiefbauamt nach Luftangriffen die Schäden an Gebäuden und Verkehrswegen und zeichnete sich für eine freie Passierbarkeit der Straßen verantwortlich. Nach Ende des Krieges mussten erhebliche Anstrengungen für die Planung und Organisation der Trümmerräumung aufgebracht werden, mit welcher die Aufräumungs-Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe (AAK) beauftragt wurde.

Leiter des Tiefbauamts waren Conrad Lang (1871-1876, damals noch: Wasser- und Straßenbauamt), Hermann Schück (1876-1890/1890-1910, Wasser- und Straßenbauamt/Tiefbauamt), Emil Blum-Neff (1910-1926), Emil Bronner (1926-1929), Otto Seith (1929-1937), Siegfried Kemmer (1937-1945), Adolf Wittinger (1946-1951), Ernst Krieger (1951-1960), Willi Kirsch (1960-1975), Robert Meil (1975-1988), Rolf Lang (1988-1991), Reinhold Bernhard (1991-1999), Martin Kirsch (1999-2011), Gerhard Schönbeck (2011-2017). Seit 2017 leitet Martin Kissel das Tiefbauamt.

Eric Wychlacz 2022

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 849, 2894; 1/POA 5978, 6423; 8/Ds 1644 - Die Schwemmkanalisation in Karlsruhe, 1909; 8/Ds 2781 - Die Stadtentwässerung in Karlsruhe, 6. Aufl., Karlsruhe 2010; 8/Ds 1716 - Der Straßenbau in Karlsruhe, 1972; 8/Ds 2776 - Tiefbauamt Karlsruhe - Infrastruktur für unsere Stadt, 2015; Hygienischer Führer durch die Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe. Festschrift zur XXII. Versammlung des deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, Karlsruhe 1897, S. 113-142; Die Großherzoglich Badische Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe in ihren Maßregeln für Gesundheitspflege und Rettungswesen, Karlsruhe 1882.

Literatur

Emil Blum-Neff: Kanalisation, in: Karlsruhe 1911. Festschrift. Der 83. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte gewidmet von dem Stadtrat der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe, Karlsruhe 1911, S. 210-227; Emil Bronner: Der technische Aufbau der Stadt, in: Berendt, Otto (Hrsg.): Karlsruhe. Das Buch der Stadt, Stuttgart 1926, S. 30-35.