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Karnevalsgesellschaft Badenia


Manfred Schwall, Präsident der KG Badenia, am Mikrofon bei der vom Südfunk 3 übertragenen Prunksitzung im Februar 1979, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A37/50/5/24.

Karnevalsgesellschaft Badenia

Am 1. Januar 1900 wurde die Karnevalsgesellschaft Badenia als Unterabteilung des gleichnamigen Gesangvereins, der damals circa 500 Mitglieder zählte, gegründet. Mit der Erbauung der Festhalle 1877, die vor allem auf die Initiative der Gesangvereine zurückgegangen war, hatten auch die Karnevalsaktivitäten wieder zugenommen und es fanden nun dort zahlreiche Bälle und Narrensitzungen statt, die diese Vereinsgründung begünstigt hatten. 1909 veranstalteten der Gesangverein und seine Unterabteilung ein damals Aufsehen erregendes Kostümfest unter dem Motto Frauenemanzipation im Jahr 2000, bei dem ein weiblicher Elferrat und eine nur in diesem Jahr bestehende weibliche Garde auftraten. Regelmäßig beteiligte sich die KG Badenia aber auch an den von der GroKaGe Karlsruhe von 1903 bis 1909 organisierten Umzügen mit Motivwagen und einer jugendlichen Kleppergarde.

In der Zeit des Fastnachtsverbots nach dem Ersten Weltkrieg führte die Badenia 1922 in der Festhalle die einzige Damen- und Fremdensitzung durch, die toleriert wurde. In dieser Zeit amtierte noch der Gründungspräsident der KG Badenia und Inhaber einer lithographischen Anstalt, der gebürtige Mainzer Heinrich Lumpp, der zugleich Vorsitzender der Vergnügungskommission des Gesangvereins war. Nach der Aufhebung des Fastnachtsverbots 1925 wurde eine männliche Garde in venezianischen Kostümen aufgestellt und bis zum erneuten Fastnachtsverbot 1931 veranstaltete die Badenia wieder Bälle in der Festhalle. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Fastnachtsveranstaltungen von den neuen Machthabern wieder gefördert und die Badenia beteiligte sich von 1934 bis 1939 mit ihrem Elferratswagen und den Garden auch an den Umzügen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie 1952 zu den sieben Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Karnevalsgesellschaften, des späteren Festausschusses Karlsruher Fastnacht, die vor allem zur Organisierung der Umzüge ins Leben gerufen worden war. Die nunmehr eigenständige Karnevalsgesellschaft Badenia gründete 1955 mit der Tulpengarde, die mit ihren Uniformen an die bei seinen Ausritten als Husaren und Heyducken verkleidete weibliche Begleitung des Stadtgründers Markgraf Karl Wilhelm erinnern sollte, die erste weibliche Tanzgarde in Karlsruhe, die bei vielen festlichen Anlässen unter anderem auch in der französischen Partnertstadt Nancy auftreten sollte. In der Folge entstanden noch weitere Tanzgarden der Gesellschaft im Kinder- und Jugendbereich des Vereins, die auch erfolgreich an deutschen und badisch-pfälzischen Gardetanzturnieren teilnahmen. Seit 1975 gestaltete die Badenia zudem mehrere im Regionalfernsehen übertragene Prunksitzungen in der Stadthalle und ist mit einer Mitgliederstärke von circa 300 Personen eine der größten und aktivsten Karlsruher Karnevalsgesellschaften geworden.

Peter Pretsch 2022

Quelle

Homepage des Vereins: https://www.kg-badenia.net/ (Zugriff am 16. Februar 2022).

Literatur

Peter Pretsch: "Geöffnetes Narrenturney". Geschichte der Karlsruher Fastnacht im Spiegel gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, Karlsruhe 1995 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 16); Werner Hill: Fasnacht. Ein Porträt des Narrenspiels in badisch-pfälzischen Landen, Speyer 1998.